Hellride - Acousticalized

Review von Contra vom 08.10.2013 (6117 mal gelesen)
Hellride - Acousticalized Ich bin ja ein großer Fan von Künstlern, die völlig Genrefremdes zu Metal verwursten oder - noch besser - umgekehrt. HAYSEED DIXIE ist ein hervorragendes Beispiel dafür, die Hillbilly-Bluegrass-Version von 'Ace Of Spades' schmeißt mich mit schöner Regelmäßigkeit vom Stuhl. Auch HELLSONGS finden in mir einen Fürsprecher und den Youtube-Gitarrenshredder ERIC CALDERONE (alias 331Erock) muss ich inzwischen auch kaum noch jemandem vorstellen. Auftritt HELLRIDE. Das Trio aus Nürnberg verspricht "Heavy Metal-Power mit zwei Akustikgitarren und Vocals. Sonst nichts." Klappt das? Das klappt schon allein deswegen nicht, weil der Gesang in jedem dritten Lied mit sinnlosen Effekten vollgeklatscht wird. Aber es ist ein guter Versuch.

Das Material auf "Acousticalized" teilt sich zu etwa 50:50 auf in Eigenkompositionen und Coverversionen. Und ja, darunter findet sich natürlich auch 'Ace Of Spades'. Das scheint eine Art Naturgesetz zu sein. Selbiges wird nicht von Sänger Tommy Klossek intoniert, sondern von niemand geringerem als Tom Angelripper. Die Reibeisenstimme des SODOM-Fronters sorgt allerdings dafür, dass die Akkustikgitarren im Hintergrund mehr oder minder herumplätschern. Und das ist kein Einzelfall. Gut, schnelle Metalsoli auf Akkustikgitarren, da habe ich verdammten Respekt vor. Es gehört eine Menge Skill dazu, in dem Tempo nicht jede zweite Note verschlucken zu lassen. Aber abgesehen davon entwickeln zwei hohle Holzkorpusse eben nicht den Druck, den bis aufs Blut verzerrte E-Gitarren mit Schlagzeugunterstützung erbringen. Noch deutlicher wird das beim STORMTROOPERS OF DEATH-Cover 'United Forces', bei dem TANKARD-Bauch Gerre das Mikro übernimmt. Der legt dabei eine 1a-Thrash-Show aufs Parkett, während die Gitarren gerne lauter wären. Das zieht sich auch durch die Hälfte des Albums, die HELLRIDE selbst verfasst haben. Allerdings ist das Songwriting dabei deutlich besser auf die Gitarren zugeschnitten. Zwei Akustikgitarren können eben nicht so viel Krach machen, schon gar nicht ohne Bass. Um trotzdem die Aufmerksamkeit zu bekommen, die sie verdient haben, bauen die Sechssaiter an allen Ecken und Enden kleine Licks ein und verrichten immer wieder überraschende Mehrarbeit.

HELLRIDE scheint durchaus ein ernstzunehmendes Projekt zu sein, nicht nur stilverwurschtelnde Coverversionen. Es Metal nennen zu wollen, käme allerdings einer groben Verklärung gleich. Es ist durchaus bezeichnend, dass die einzige Coverversionen, die in dem Akkustikkonzept voll aufgehen, 'Aerials' - das ja im Original sowieso schon fast akkustisch ist - und BLACK SABBATHs 'Heaven And Hell' sind, welches aber auch wunderbar zu Tommy Klosseks Stimme passt. Ansonsten muss ich hier einfach attestieren, dass das Schlagzeug unverrückbar zum Metal gehört. So ist "Acousticalized" zwar weit mehr, als ein nett gemeinter Gag, taugt aber eben auch nicht mehr, als dazu, altbekannte Riffs im neuen Gewand hören zu können.

- ohne Wertung -
Trackliste Album-Info
01. Army Of Angelz
02. Black Tulips
03. Heaven And Hell
04. Death Is A Killer
05. Aerials
06. Take Hold Of The Flame
07. Warbusiness
08. Jump Bitch
09. Ride To Hell
10. Ace Of Spades
11. United Forces
12. Love You To Death (live)
13. Slow Song
Band Website: www.facebook.com/hellrideofficial/
Medium: CD
Spieldauer: 48:50 Minuten
VÖ: 11.10.2013

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