Stormlord - Hesperia | |
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Review von Sirius vom 27.09.2013 (5274 mal gelesen) | |
STORMLORD haben sich für ihr neustes Werk "Hesperia" wirklich eine ganze Menge Zeit gelassen. Seit dem herausragenden und international gefeierten "Mare Nostrum", das 2008 erschien, sind bereits schmerzhafte 5 Jahre vergangen. Umso heißer lodert die Erwartung und Vorfreude auf die neuen Klanglawinen, die die Italiener mit mehr als 20 Jahren Banderfahrung nun wieder auf ihre Fans abwälzen. Und bereits das Cover versprüht diesen staubigen Hauch von Antike, verbunden mit Düsternis und Erhabenheit, die die Songs von STORMLORD allesamt innehaben. Was STORMLORD für einen Stil bedienen? Das ist gar nicht so einfach zu beantworten. War es anfangs mit "At The Gates Of Utopia" noch Symphonic-Blackmetal, so ist auf dem ersten Konzeptalbum der Bandgeschichte, dem an die "Aeneas" von Vergil angelehnten "Hesperia" eine episch/symphonische Mischung aus folkloristischen, mediterranen Elementen, die sich geschickt in die unglaublich komplexen Melodien einweben und düsteren Epicmetal mit Dark/Black-Metal Motiven verbinden. Und im Grunde kann man dieses Werk auch nicht mit Worten in ein künstliches Korsett zwängen. Viel zu amorph wabert das Ganze umher und dem Hörer wird ein Konzeptalbum geboten, das es wirklich in seiner Gänze fertig bringt, wie aus einem einzigen Block geschmolzenen Edelmetalles zu wirken, mit all seinem Schimmern und Wirbeln. Die Aeneas behandelt die Gründung Roms durch Aeneas, der nach der Vernichtung Trojas aus der vernichteten Heimat flieht. Der erste Track trägt den Namen des Werkes im Titel und ist eine kleine Besonderheit, haben doch STORMLORD diesen Track original im lateinischen, hexametrischen Versstil übernommen und eingesungen. Der erste Track beginnt ähnlich wie 'Mare Nostrum' mit bildgewaltiger Epik, die in "Hesperia" leider jedoch nicht ganz so ausgeprägt ist wie auf dem Vorgängeralbum und als einziger (auch subjektiver) Minuspunkt einfließen könnte. Nummer 2, 'Motherland', ist ausgezeichnet durch das mediterrane Flair; Zittern und charakteristische Trommeln prägen das Bild dieses vorantreibenden Songs. Besonders auffällig ist dabei, dass während des Liedes mit verschiedenen Motiven gespielt zu werden scheint: einmal ist es freudvoll nach vorn gewandt, nur um gleich darauf wieder besinnlich, melancholisch zu werden. Großes Kino für die Ohren. 'Bearer Of Hate' beginnt mit einem überraschend elektronisch gestalteten Prolog. Insgesamt fällt auf, dass STORMLORD auf "Hesperia" verstärkt mit progressiveren Elementen, die im ersten Blick gar nicht zum sonstigen Thema der Antike passen wollen, arbeiten. Jedoch fügen sie der Atmosphäre eine wunderbar ungewöhnliche Nuance hinzu. Besonders auffällig wirkt das beim Titeltrack des Albums, der zu Beginn mit klassischen 90er Jahre Keys unterlegt wird, was man eher aus einer Partie Risiko auf der Playstation 1 kennt, als auf einem Metal-Album. Und trotzdem unterstreicht dies die nachdenkliche Stimmung von 'Hesperia' sehr gelungen. Zum größten Highlight bislang schwingt sich nun 'Onward To Roma' auf, das den Hörer an die schwarze, sturmgepeitschte See erinnert, durch die sich die Galeere auf ihrem Weg gen dem zukünftigen Rom kämpft. Wellenberge und Stromschnellen beeinflussen den Lauf des Liedes. 'Sic Volvere Parcas" unterbricht den Geschwindigkeitsrausch mit einer ruhigen Pianoeinlage. Der Held bettet sich kurz zur Ruhe, nur um mit 'My Lost Empire" zu DEM Hit des Albums mit noch mehr Energie aufzubrechen. 'My Lost Empire' verbindet alles, was STORMLORD ausmacht: symphonische Härte, charismatische Growls und Screams und dieser Funken Sehnsucht. Der wirklich Geheimtipp des Albums ist jedoch 'Those Upon The Pyre', nach der Geschwindigkeit von 'My Lost Empire' wirken Harfe und Meeresrauschen wie surrealer Balsam. Der Friede wird von einem Gong unterbrochen und langsam erhebt sich noch einmal die musikalische Gewalt der Italiener. Das Lied rundet das Album spürbar gelungen ab und den letzten Schliff verleihen die auch aus "Mare Nostrum" bekannten gothic-artigen Clear-Vocals. "Hesperia" ist ein nicht einfach zugängliches Meisterwerk. Man spürt, wie sehr die Band ihr Fach beherrscht und wie viel Hörgenuss sich auch nach mehrmaligen Hören entfaltet. Während "Mare Nostrum" ein breiter zugängliches Meisterwerk und ein Meilenstein italienischen Metals darstellt, ist "Hesperia" noch reifer, ausgeprägter und durchdachter geworden. Allerdings fehlt es etwas an einem Track wie dem Titeltrack des letzten Albums: eingängig und fast orgiastisch in seiner Epik. Ansonsten ist "Hesperia" ein Album, das wunschlos glücklich macht. Gesamtwertung: 9.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Aeneas 02. Motherland 03. Bearer Of Hate 04. Hesperia 05. Onward To Roma 06. Sic Volvere Parcas 07. My Lost Empire 08. Those Upon The Pyre | Band Website: www.stormlord.net Medium: CD Spieldauer: 44:37 Minuten VÖ: 20.09.2013 |
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