Dismember - Live Blasphemies

Review von Opa Steve vom 18.09.2004 (10750 mal gelesen)
Dismember - Live Blasphemies Das alte schwedische Todeskommando Dismember hat's endlich vollbracht. Nach vielen Verzögerungen - gerade im Tour-Bereich und bei geplanten Releases - schieben sie den hungrigen Fans ein wunderbares DVD-Paket in die Sammlung. Eine Doppel-DVD ist es auch direkt geworden, und schon vorab kann man sagen: No filler, just killer!

DVD 1 deckt ein komplettes Live-Konzert ab. Schon beim Intro fällt der verdammt gute Livesound auf. Ein erster Verdacht, man könnte hier heimlich eine Studioaufnahme untergejubelt haben, zerstreut sich bei genauerer Analyse. Dabei hat man Wert darauf gelegt, von der kleinen Metallerbude bis zum Homecinema-Freak alle Audio-Klassen abzudecken. Stereo, Dolby Digital 5.1 sowie eine DTS-Spur stehen dem Hörer zur Verfügung. Gut klingen tun sie alle. Besonders angetan war ich von den 5.1-Mixen, die wirklich verdammt fett geworden sind und nicht künstlich von einem Stereo-Master hochgemischt wurden. Im Gegensatz zu vielen anderen 5.1-Liveproduktionen hat man sich dafür entschieden, nicht nur den Hallensound nachzubilden, sondern auch die Bühnenatmosphäre einzufangen. So drücken von vorn die Drums, die Gitarrenstacks sind schön auf die hinteren Seiten gesplittet, und der Subwoofer unterlegt das Ganze mit dem Dismember-typischen tiefen Rumms. Es empfielt sich aber, den 5.1-Mix auf einem Fullrange-System zu betreiben und nicht auf kleinen Satellitenboxen der Einsteigerklasse. Die Satelliten haben das Problem, dass der Subwoofer viel zu früh Frequenzen übernehmen muss, die eigentlich für außen gedacht waren und noch ortbar sind. Bei Spielfilmen ist dies etwas unkritischer, aber bei Musikmaterial möchte man schon, dass die Gitarre da spielt, wo sie hingehört - und nicht auf zu klein dimensionierten Surrounds säuselt und aus dem Woofer brummt. Mit einer vollwertigen Anlage ist der Hörspass dieser Surround-Mixes allerdings fantastisch und die DVD kann sich zusammen mit der Within Temptation DVD zu den besten Metal-Mixes zählen, die ich im 5.1-Bereich je gehört habe.

Showtechnisch birgt ein Dismember-Gig keine Überraschungen. Die Ansagen sind kurz gefasst und liebevoll für die verbreitetsten Sprachen wahlweise untertitelt. Ansonsten gibt es eine starke Kameraführung und gute Schnitteinstellungen. Der Blick auf die Gitarrenfront ist klasse eingefangen, und selbst der Drummer kommt in Nahaufnahmen nicht zu kurz. Trotz kleiner Lightshow wurde beim Drehen und Mastern darauf geachtet, dass die Ausleuchtung stets angenehm bleibt - keine übertriebenen Korrekturen, kein Hochglanz, sondern eine authentische Clubgig-Atmosphäre wurde hier festgehalten. Spielerisch geben sich die Schweden keine Blöße - solides Geballer ist von der ersten bis zur letzten Sekunde angesagt.

Etwas schwach geraten sind die Extras auf DVD 1. Eine Bandhistorie mit Discographie sowie eine Bilder-Diashow sind nicht so fett, aber dafür kommt ja ....

... DVD 2! Und hier geht die Sonne für jeden Dismember-Maniac auf. "16 years of death metal" ist eine 90-minütige Documentory, welche im Interviewstil durchsetzt mit alten Homevideos und Livemitschnitten die Bandgeschichte aufbereitet. Und hier ist kein leeres Gelaber der Marke "Gitarrist X traf Gitarrist Y, wurde ersetzt von Gitarrist Z" enthalten, sondern die Jungs können wirklich einige verdammt unterhaltsame Einblicke in ihr Bandleben öffnen. Da wird die Gerichtsverhandlung in England nach der "Indecent & Obscene"-Veröffentlichung aufgerollt, über Polizeigewalt in Polen berichtet, die Lyrics besprochen, über Verarsche mit der Plattenfirma gelacht (sie hatten das Masterband von "Massive Killing Capacity" dem Label einfach nochmal geschickt, als diese eine Nachbearbeitung verlange - "super, jetzt klingt's viel besser!" - GRÖÖÖÖHL) und philosophieren mit einem US-Clubbesitzer über den einzig wahren Wodka.

Die eingeblendeten Videos sind Kult hoch 3. Bubigesichter aus ersten Bühnentagen, geile Ansagen wie "Ey du da mit den Haaren! Auf einem Metal-Konzert musst du headbangen!". Oder wie bei "Override of the overture" in Tokyo ein armer Stagediver 4x vom Publikum wieder zurück auf die Bühne geworfen wird, bevor er endlich in der Masse irgendwo abtaucht.

Für Dismember-Fans mit Zugang zu einem DVD-Spieler ist dieses Werk Pflicht. Besonders lobenswert ist die Tatsache, dass auf den üblichen CSS-Kopierschutz verzichtet wurde, so dass auch Linux-Freunde und Anhänger exotischerer Betriebssystemderivate ohne den Einsatz illegaler Software in den vollen Genuss dieser Scheibe kommen. Würde die gesamte Industrie mal so denken, würde die pauschale Kriminalisierung aller DVD-Besitzer vielleicht endlich mal der Vergangenheit angehören. Also Leute, stellt euch das Original ins Regal - es ist jedes Bit wert!

Gesamtwertung: 9.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood blood dry
Trackliste Album-Info
Dismembered
Soon to be dead
Casket garden
Of fire
Bleed for me
Skinfather
Misanthrophic
I saw them die
Skin her alive
In death's sleep
Hate campain

Band History
Photo-Gallerie
Interview
Homevideos
Band Website: www.dismember.se
Medium: DVD
Spieldauer: 140 Minuten
VÖ: 30.08.2004

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