Powerworld - Cybersteria

Review von DevilsBourbon vom 09.06.2013 (6069 mal gelesen)
Powerworld - Cybersteria Was im Jahr 1984 noch als Orwell'sche Fiktion gewertet wurde ist anno 2013 offenkundig zur Realität geworden. Der gläserne Mensch. Im Zeitalter von Facebook und Skype existiert echte Privatsphäre scheinbar nur dort, wo man sich der medialen Entblößung konsequent verweigert. POWERWORLD-Gründer Ilker Ersin erklärt den Hintergrund des Albums: "Um Internet und digitale Pseudorealitäten herrscht geradezu eine Hysterie". So ist denn "Cybersteria" eine Kombination aus "Cyber" und "Hysteria". "Es handelt sich bei unseren neuen Songs nicht um ein Konzeptalbum im engeren Sinne, aber wie gewohnt durchzieht die gesamte Scheibe ein roter Faden. Dieser handelt von der gefühlstechnischen Verarmung, die durch die neuen Medien zunehmend stärker stattfindet. Die sozialen Netzwerke bewirken letztendlich genau das Gegenteil von dem, was sie suggerieren: Sie lassen Menschen vereinsamen." Aufrüttelnde Worte eines Musikers, der ein in jeder Hinsicht aufrührerisches Album komponiert hat, denn "Cybersteria" präsentiert die für POWERWORLD gewohnt intelligente Mischung aus melodischem Heavy Metal und progressiven Versatzstücken, wie es der Promo-Begleittext so schön sagt.

Dem kann ich mich nur anschließen. Das Album ist einfach musikalisch wundervoll und gleichzeitig richtig aussagekräftig geworden. Hin und wieder schlägt vielleicht der progressive Touch ein bisschen "too much" durch, wie z.B. bei 'Back On Me' und 'You Gotta Hold On' und auch vom Keyboard dürfte es meines Erachtens in dem ein oder anderen Song noch weniger sein, aber ansonsten: Hut ab! Eine Wahnsinns-Leistung! Bandgründer Ilker Ersin hat es geschafft, nach dem Ableben Andrew McDermotts eine komplett neue Band auf die Beine zu stellen. Michael Bormann (ex-BONFIRE, ex-JADED HEART) als Sänger rundet das Quintett hervorragend ab. Dieser ist bereits auf der letzten Tour für den erkrankten Andrew eingesprungen und passt perfekt in die neue Truppe. So ist es auch Michaels leicht raue Stimme, die der Ballade 'Coast Of Tears' erst die richtige Würze verleiht. Mit 'Coast Of Tears' ist POWERWORLD sowieso ein Meisterwerk gelungen. Nichtsahnend luschig fängt sie an, nur um nach der ersten Strophe richtig abzugehen. Diese Ballade und 'Virtuality' warten mit Soli auf, die einem die Tränen der Entzückung in der Augen treiben. Digitale Effekte mischen sich unauffällig in die Songs und untermalen so stimmig das Konzept, bzw. den roten Faden von "Cybersteria". Damit hebt sich das Album auch von vielen vielen gleichartigen Scheiben aus der Welt des Melodic Metal ab und sticht merklich heraus. Spätestens beim Titeltrack 'Cybersteria' wollte ich alle Geräte, die sich mit dem Internet verbinden können, aus dem Fenster werfen. Gelassen habe ich es dann aber doch lieber. Wer weiß, wozu man Laptop und Co noch gebrauchen kann?! Diese bayrische Band braucht sich keinesfalls vor jüngeren Kollegen verstecken und auch Fans von YES und Konsorten dürfen getrost beim neuesten Werk zugreifen, handelt es sich doch um eine moderne Ausgabe ihrer Helden aus der Jugendzeit. Auch nach mehrmaligem Durchhören kommt keine Langeweile auf. "Cybersteria" hat momentan die Ehre, in meinem CD-Player auf Dauerschleife zu laufen, denn nach einem mitreißenden 'Not Bound To The Evil' wäre sonst leider schon Schlss.
Anspieltips: 'Children Of The Universe', 'Coast Of Tears', 'You Will Find A Way'


Gesamtwertung: 9.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Children Of The Universe
02. Slave To The Powerworld
03. Back On Me
04. World Knows Your Secrets - Virtuality
05. You Gotta Hold On
06. Am I Digital ? ( Intro )
07. Coast Of Tears
08. Black Ash
09. Like A Shadow
10. Cybersteria
11. You Will Find A Way
12. Not Bound To The Evil
Band Website: www.powerworld.org
Medium: CD
Spieldauer: 59:20 Minuten
VÖ: 24.05.2013

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