Livebericht Bolt Thrower (mit Malevolent Creation und Nightrage) |
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Ein Livebericht von Opa Steve aus Andernach (Juz-Liveclub) - 21.01.2006 (34212 mal gelesen) |
Als erste Band dieses Tourpackages betraten pünktlich um viertel vor acht die Mannen von NECROPHAGIST die Bretter des JUZ. Gleich zu Beginn hauten sie dem bereits zu dieser frühen Zeit reichlich vorhandenem Publikum ihren Death Metal um die Ohren. Nach einer 15-minütigen Umbaupause, die ausreichte um die trockenen Kehlen mit kühlem Nass zu erfrischen, war es Zeit für die zweite Band des Abends: NIGHTRAGE. Der griechisch-schwedische Fünfer um Gründer und Mastermind Marios Iliopoulos konnte vom ersten Ton an mit ihrem melodischen Death Metal überzeugen. Zusammen mit seinem Axe-Partner Gus G. lieferte sich Marios richtige Gitarrenduelle, die auch durch ein sehr agiles Stageacting aller Bandmitglieder unterstrichen wurden - was dann beim zweiten Song zu einer lustigen, wenn auch unfreiwilligen, Showeinlage führte: als Gus G. beim Rückwärtsgehen über ein Kabel stolperte, legte er sich passend zum Schlussakkord auf die Bretter! Er sprang jedoch sofort wieder grinsend auf die Beine, und kriegte sich nach einem schelmischen Tadel der Band auch beim darauffolgenden Song vor Lachen länger nicht mehr ein. Während des halbstündigen Auftrittes präsentierten uns NIGHTRAGE mit u.a. 'Elusive emotion', 'Release', 'Omen' und 'Frozen' eine kleine feine Auswahl ihrer beiden Alben "Sweet Vengeance" und "Descent Into Chaos". Da neben der Musik auch hier der Sound wieder einwandfrei war, kam die Band beim Publikum wirklich gut an und wurde mit starkem Applaus verabschiedet. MALEVOLENT CREATION kannte ich bis dato nur aus der uralten Scott Burns Produktionsphase. Der recht träge Death Metal zu diesen Zeiten ließ mich aber ziemlich kalt, so dass ich sehr gespannt war, wie sich diese Truppe nun weit über eine Dekade später verkaufen würde. Positiv überrascht war ich von der hohen Geschwindigkeit, die sie heute an den Tag legen. Offenbar hat ihre Schaffensphase doch zwischenzeitlich ein paar Sprenkel hier und da von SLAYER abbekommen, was dem Quintett aber nicht geschadet hat. So gab es auch live ordentliches Geknüppel und interessante Zutaten aus beiden Welten. Die Songs stammten natürlich neben ein paar alten Gassenhauern hauptsächlich aus der späteren Schaffensphase, in der das Brülltier Kyle Symons die Nachfolge des entlassenen Brett Hoffmanns antrat. Man konzentrierte sich darauf, die recht knappe Spielzeit zur Zufriedenheit der ausgehungerten MALEVOLENT-Fans ordentlich aufzufüllen, anstatt mit viel Gerede Zeit zu verplempern. Die Stücke rasselten routiniert durch die PA, und das Publikum ließ zu Knüppeltiteln wie 'The Will To Kill' dankbar die Matten kreisen und genoss die Gelegenheit, die Florida-Deather hierzulande mal wieder zu begrüßen. Typisch für diese Extrem-Tourpackages in größeren Clubs ist natürlich die Tatsache, dass kein Platz für aufwendigen Drumkit-Umbau vorhanden ist. So kesselten auch die Kapellen des heutigen Abends über das BOLT THROWER Kit und schlossen einfach ihre eigenen Sampler an den Triggern an. Auch wenn MALEVOLENT CREATION streckenweise verdammt schnelle Doublebass-Wirbel fabrizierten hätte der Sound aber etwas akzentuierter sein können. Zu grell ratterte die Bassdrum durch die Gitarrenteppiche und ließ den nötigen Rumms vermissen. Für den nötigen Rumms wurde in der darauffolgenden Umbaupause aber alles hergerichtet. Zu einem mächtig aufgepeppten Intro von 'At First Light' zog das britische Schlachtschiff BOLT THROWER in die Arena ein, und die proppevolle Halle freute sich auf den Beginn der Spiele. Im Gegensatz zu dem recht differenzierten CD-Sound feuerten die Fünf von der Insel eine brutale Artillerie aus knarzenden Bässen und einem unglaublichem Druck in der Magengegend ab. Das Andernacher Publikum brauchte eine ganze Weile, um bei der Midtempo-Hymne aus sich rauszugehen. Aber schon ab dem scharf runtergeknüppelten 'Entrenched' brach das Eis zusehends. Vor allem Vocalist Karl Willets legte sich - der Fanunterstützung gewiss - ordentlich ins Zeug. Bei 'World Eater' hatte man aber zwischenzeitlich mal das Gefühl, dass er sich körperlich etwas überschätzt hätte. Ob stressiger Touralltag oder zu viel Auszeiten von der Band, in die er ja erst vor einiger Zeit wieder zurückkehrte: der Mann ist halt keine 20 mehr. Erschöpft, aber breit und zufrieden grinsend sammelte er seine Kräfte für die Zeilen, die er mit unbändiger Power ins Mikro brüllte, so dass einem seine Studioleistung dagegen wie ein laues Lüftchen vorkommt. Für's Publikum spielte alles keine Rolle. Das positive Feedback spornte die Band weiter an, man crowdsurfte und bangte bis in die letzten Reihen hinter dem Mixer. Nach dem etwas ruhigeren 'The Killchain' hatte Karl sein kurzes Tief überwunden und trumpfte für den Rest des Gigs wie frisch erholt wieder auf. Die Saitenfront stand wie eine Armee in Reih und Glied, und vor allem Basserin Jo schüttelte unentwegt die Rübe in Hüfthöhe. So wurden noch Knaller um Knaller dargeboten, die vom "4th Crusade"-Album ('Where Next to Conquer') bis in die Neuzeit reichten und in 'When Cannons Fade' den Abschluss fanden. Es ist müßig zu erwähnen, dass das Publikum das anschließende Schlachtgedröhn lautstark mit der Forderung nach Zugaben übertönte und die Band für einige weitere Titel zurück auf die Bühne holte, bevor die Luftschutzsirene endgültig das Ende dieser Schlacht einläutete. BOLT THROWER sind live wie ein Panzer, der durch die Halle rollt. Die Band, die angesichts der geographischen Nähe eigentlich recht selten hierzulande tourt, schafft es mühelos, ihre Anhänger zu mobilisieren. Gerade mit einem hochdotierten Album in der Hinterhand ist es fast verwunderlich, dass nicht größere Hallen gebucht wurden, denn auch das Andernacher JUZ war mit geschätzten 400 Nasen quasi ausverkauft. Andererseits schätzt man gerade bei den großen Namen der Szene die Fanverbundenheit, und eine gediegene Clubhalle schafft nun mal ein familiäreres Ambiente als eine meterweit abgetrennte Bühne. Die Tatsache, dass mit MALEVOLENT CREATION und BOLT THROWER zwei alte Haudegen aus alten Zeiten unterwegs waren erklärt auch das gehobene Durchschnittsalter und den großen Kuttenanteil im Publikum, und dieses dürfte sich beim Anblick der absolut fairen Eintrittspreise und des bezahlbaren Merchandisings wirklich "wie in alten Zeiten" gefühlt haben. Für dieses Entgegenkommen in Zeiten der großen Abzocke beide Daumen hoch! Hier kann sich so manches Management eine Scheibe abschneiden. |
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