Interview mit Pontus Egberg von The Poodles

Ein Interview von Elvis vom 24.01.2011 (8664 mal gelesen)
Bassist Pontus von den schwedischen Hard Rockern, nahm sich die Zeit, uns ein wenig über die aktuelle Live-CD "No Quarter" und die DVD "In The Flesh" zu erzählen. Da im April mit "Performocracy" auch schon wieder ein neuer Studio-Output ansteht, gab's dankenswerterweise auch schon einen kleinen Ausblick auf das neue Album - viel Spaß!

Wann kam Euch die Idee, ein Live-Album aufzunehmen?

Pontus Egberg: Liveauftritte waren schon immer ein sehr großer Teil dessen, worum es bei THE POODLES überhaupt geht und da wir allesamt Live-Alben wirklich lieben, war es sozusagen ein absolut natürlicher Gedanke. Die Idee kam irgendwann im Herbst 2008 auf, wenn ich mich recht entsinne, und warum es gerade nun passiert ist, lag zum einen daran, dass wir es als einen guten Zeitpunkt empfanden, nachdem wir drei Studioalben veröffentlicht und viel getourt haben, gewissermaßen ein guter Abschluss eines Kapitels, bevor es auf zum nächsten geht. Der andere Grund war der, dass wir den Regisseur Steve Ravic und den Produzenten Vesna Trokter getroffen hatten, bei denen es sofort “Klick” gemacht hat, und die beiden waren, ebenso wie wir alle, die treibende Kraft hinter diesem Projekt.

Warum habt Ihr Euch für den Namen "No Quarter" entschieden?

Pontus Egberg: Wir dachten, dass der Titel gut widerspiegelt, was wir auf der Bühne tun: keine Gefangenen machen, alles geben, was wir haben, einfach dort raus gehen und es durchziehen. Diese Art Vibe ist das, was wir bei Live-Performances anstreben, von daher schien uns das ein passender Titel zu sein.

Gab es einen besonderen Grund dafür, dass das Album nur 60 Minuten lang ist und nicht noch ein paar Songs mehr darauf zu finden sind? Ihr habt doch jede Menge tolle Songs auf Lager, wie kam's denn dazu?

Pontus Egberg: Das, was wir auf dem Live-Album und der DVD haben, ist eine komplette Liveperformance. Zu dem Zeitpunkt, als wir die Aufnahmen machten, spielten wir ein 60 Minuten Set, was für uns wohl eine ziemlich normale Festivalshowlänge darstellt. Von daher, im Grunde ist das, was Ihr auf dem Album hört, genau das, was das Publikum an dem Abend zu hören bekommen hat. Auf der DVD gibt es allerdings noch ungefähr eine Stunde weiteres Material zusätzlich, Interviews und "Behind The Scenes"-Zeug ebenso wie ältere Liveclips, wenn Ihr die DVD anschaut, gibt's also noch ein bisschen mehr.

Habt Ihr Euch bei der Aufnahme des Live-Albums irgendwie unter Druck gefühlt, z.B. noch einen Tick besser als normal zu spielen?

Pontus Egberg: Natürlich gibt es da ein bisschen Druck, aber ein Live-Album und eine DVD aufzunehmen ist nicht mal ansatzweise so, wie irgendeine Aufnahme im Studio zu machen. Wir gehen einfach auf die Bühne, spielen wie jeden anderen Abend auch und versuchen unser Möglichstes, nicht darüber nachzudenken, dass wir tatsächlich aufnehmen. Wenn man darüber in einer Livesituation zu viel nachdenkt, wird man nur nervös und das Ergebnis ist letztenendes nicht so gut. Ich denke, der Schlüssel ist es, einfach auf die Bühne zu gehen und es wie jede andere Show auch zu sehen.

In dem Zusammenhang, es ist ja ziemlich üblich Overdubs bei Liveaufnahmen zu machen – die meisten Bands haben es schon getan und tun es auch weiterhin. "No Quarter" klingt ziemlich ungeschliffen und unverändert. Was habt ihr insofern gemacht?

Pontus Egberg: Es gab enorm viel Arbeit mit dem Schnitt und der Abmischung des Albums, aber wir haben wirklich versucht, es so nah wie möglich daran zu halten, wie die Band tatsächlich auf der Bühne klingt. Um dieses Ziel zu erreichen, haben wir sehr hart dafür gearbeitet, das aufgenommene Material so gut wie nur möglich klingen zu lassen anstatt uns auf Unmengen von Overdubs zu konzentrieren.

Viele große Bands wie KISS bieten mittlerweile sog. "Instant Live" Recordings ihrer Konzerte an, sei es nun, um kommerzielle Bootlegs zu verhindern oder einfach nur, um noch ein bisschen mehr Kohle zu scheffeln. Was hältst Du von solchen Aufnahmen? Würdet Ihr so etwas auch in Betracht ziehen, wenn man Euch die Möglichkeit dazu gäbe?

Pontus Egberg: Ich finde das an sich ziemlich cool; dabei bin ich jetzt nicht wirklich sicher, wie sie das machen oder wie diese Aufnahmen tatsächlich klingen, da ich selbst noch nie eine gehört habe. Es scheint, als müsste derjenige, der es aufnimmt – wer auch immer es jetzt sein mag – richtig schnell mit allem sein, was er tut, um das Produkt rechtzeitig abzuliefern. Wenn wir die Möglichkeit hätten, das zu machen, würden wir es sicher zumindest in Betracht ziehen, das ist schon eine coole Sache, um sie den Konzertbesuchern anzubieten.

Ich persönlich mag diese Liveaufnahmen, z.B. insbesondere bei KISS. Ein großer Nachteil ist meiner Meinung nach jedoch die oft recht statische Set List, die viele dieser Aufnahmen ziemlich austauschbar macht. Was hältst Du von festen Set Lists? Wechselt Ihr auf Tour ein bisschen durch und würden ihr gegebenenfalls darüber nachdenken, diverse Konzerte mit der gleichen Set List mitzuschneiden?

Pontus Egberg: Wenn wir uns auf eine Tour begeben, haben wir üblicherweise eine Set List, an die wir uns mehr oder weniger bei dieser Tour halten. Es mag ein paar Änderungen geben, aber grundsätzlich bleibt sie dieselbe. Zwischen den Touren versuchen wir ein paar Songs zu wechseln, ein paar neue hineinzunehmen, ein paar rauszunehmen. In unserem Fall und ich nehme an, tatsächlich bei fast jeder Band, gibt es ein paar Songs, die vermutlich immer ein Teil unseres Live Sets sein werden, Jahr für Jahr, doch der Rest kommt und geht. Es wird langweilig, wenn eine Band jedes Jahr die gleiche Set List spielt und ich glaube nicht, dass wir auch nur versuchen würden, mehr als eine Liveaufnahme der gleichen Show zu machen.

Was hältst Du in der Hinsicht von Bootlegs? Schaden sie den Künstlern oder sind sie vielleicht sogar irgendwie nützlich?

Pontus Egberg: Ich denke, heutzutage und in unserer Zeit sind Bootleg-Aufnahmen ziemlich harmlos. Es gibt viel größere Probleme für Künstler, Bands und die Musikindustrie, über die man sich Sorgen machen muss, z.B. die illegalen Downloads von Musik.

Ändert Ihr gerne den Stil und das Arrangement von Songs für Liveshows? Manche Songs klingen schon relativ anders, verglichen mit der Albumversion.

Pontus Egberg: Bei manchen Songs ändern wir Teile des Arrangements ein bisschen, um dem Liveformat gerechter zu werden, eine Stiländerung ist aber zumindest nicht beabsichtigt. Ich glaube, bei manchen Songs passiert das in der Livesituation dennoch, da man – egal wie man es macht – einen Teil der Produktion nicht zur Verfügung hat, die auf der Studioversion nunmal vorhanden ist. Allerdings denke ich nicht, dass das zwangsläufig eine schlechte Sache ist. Was wir mitunter gemacht haben, sind akustische Versionen der Songs, das aber wohl eher nicht das, was Du meinst.

Ihr hattet einen Line-Up Wechsel in den letzten Jahren. Wie lange habt Ihr gebraucht, um richtig tight zu werden und auf der Bühne zu killen? Gab's irgendwelche Probleme, die Band fit zu bekommen?

Pontus Egberg: Zum Glück hatten wir nur einen Line-Up Wechsel als Pontus Norgren sich entschied die Band zu verlassen und durch Henrik Bergqvist ersetzt wurde. Wir hatten eine ziemlich intensive Zeit voller Proben, bevor wir erstmalig mit Henrik auf die Bühne getreten sind und im ersten Sommer, den er in der Band war, spielten wir sehr viel, weswegen es wirklich keinen Platz für Fehler gab und ich denke, er hat es brillant gemeistert. Natürlich sind wir in den drei Jahren, die Henrik nun in der Band ist, auch gereift und gewachsen als Band und ich glaube, wir klingen heute besser als jemals zuvor.

Was bevorzugst Du, die Arbeit im Studio und das Schreiben oder Liveauftritte?

Pontus Egberg: Schwierige Frage! Ich genieße all das wirklich leidenschaftlich, es sind einfach verschiedene Seiten einer Medaille, die großartig, aber unterschiedlich sind. Wenn ich es mir wirklich aussuchen muss, würde ich wohl sagen, live zu spielen. Es ist schwer zu beschreiben, aber es ist ein ganz besonderes Gefühl, auf die Bühne zu gehen und einfach mit seinen Bandkollegen loszulegen, einfach an Ort und Stelle die Musik rauszulassen. An einem guten Abend ist das die pure Magie.

Gibt's ein paar neue spannende Geschichten vom Tourleben für unsere Leser?

Pontus Egberg: Nicht wirklich, kommt einfach zu unserer Show, wenn wir das nächste Mal in eurer Gegend sind und wir sorgen gemeinsam für ein paar neue Stories!

Bitte erzähle mir und unseren Lesern kurz etwas über "In The Flesh" und warum einfach jeder Fan von THE POODLES die DVD braucht!

Pontus Egberg: Die DVD enthält alle Songs des Albums "No Quarter" bis auf den Instrumentalpart, alles "Live On Stage" gefilmt, die volle Action! Allerdings gibt es zusätzlich noch ungefähr eine Stunde weiteres Material, Interviews, "Behind The Scenes"-Aufnahmen und ältere Live-Clips. Wir hatten eine Kamera-Crew dabei, die uns auf der Tour für etwa zwei Wochen gefolgt ist, als wir die DVD aufgenommen haben. Ihr bekommt also einen ziemlich guten Einblick, wer wir als Band und als Personen sind, ihr bekommt Background-Informationen über die Band und seht ein bisschen davon, wie das Leben auf Tour für uns so ist. Deswegen ist das definitiv ein Muss für jeden Fan von THE POODLES und jeden Fan guter Hard Rock-Musk im allgemeinen.

"No Quarter" und "In The Flesh" sind Eure ersten Veröffentlichungen bei Frontiers Records. Bitte erzähle uns ein wenig über Eure neue Partnerschaft mit diesem Label, Ihr wirkt sehr enthusiastisch, wenn Ihr darüber sprecht – warum ist es das perfekte Label für THE POODLES?

Pontus Egberg: Wie Du schon sagst, wir sind sehr zufrieden mit unserer Zusammenarbeit mit Frontiers Records bislang. Da wir gerade erst angefangen haben, miteinander zu arbeiten, ist es vielleicht ein bisschen zu früh, um das zu sagen, aber wir setzen große Hoffnungen hinein, was dabei herauskommen könnte. Bisher haben sie schon ein großartiges Verständnis für unsere Art von Musik bewiesen und sie meinen es sehr ernst mit sämtlichen Aspekten der Promotion für die Musik, die sie veröffentlichen, was sehr gut ist. Ob sie das perfekte Label für THE POODLES sind, weiß ich nicht, aber ich bin ziemlich sicher, dass es eine gute Angelegenheit für uns sein wird, mit ihnen zu arbeiten.

Kannst Du uns ein wenig zu Eurem neuem Studioalbum "Performocracy" erzählen, was im Frühjahr erscheinen wird?

Pontus Egberg: Wir haben den Großteil des Herbstes 2010 mit den Aufnahmen zu unserem in Kürze erscheinenden Album "Performocracy" verbracht. Dabei haben wir wieder mit Produzent Mats Valentin zusammengearbeitet, der auch schon "Clash Of The Elements" produziert hat. Gemixt hat das Album diesmal Tobias Lindell (MUSTASCH, EUROPE, HARDCORE SUPERSTAR), der einen verblüffenden Job mit dem Sound gemacht hat. Ich glaube, alle Fans der Band werden definitiv THE POODLES darin erkennen und sich bei diesem Album ebenso gleich zuhause fühlen, selbst wenn wir dabei eine etwas härteren Sound eingeschlagen haben, sowohl im Songwriting als auch in der Produktion. Wir sind alle sehr glücklich mit dem Ergebnis und im April ist's dann an Euch, sich das Ganze anzuhören!

"Clash Of The Elements" hatte für meinen Geschmack relativ viele Balladen. Was können wir von "Performocracy" erwarten, vielleicht ein paar mehr straighte Rocker? Obwohl ich Eure Balladen wirklich mag, gefallen mir die schnellen, härteren Songs deutlich besser.

Pontus Egberg: Wie bei allen THE POODLES Alben bis dato bekommt ihr ein wenig von beidem. Es gibt Balladen, aber definitiv auch ein einige richtig derbe Rocker. Meiner Meinung nach ist das neue Album eine ziemlich gute Mischung aus Balladen, Rockern und allem dazwischen.

Kannst Du mir erzählen, wie Ihr zum neuen Albumtitel "Performocracy" gekommen seid?

Pontus Egberg: Es war letztlich ein berühmter schwedischer Künstler, der die Band benannt hat. Christian spielte Drums in seiner Band und wollte, dass Christian zum Friseur geht. Als Christian sich weigerte, sagte er "Wenn Du mit einer solchen Frisur herumläufst, kannst Du gleich Deine eigene Band aufmachen und sie THE POODLES oder sonstwie in der Art nennen." Also hat er das getan. Die ganze Story ist auf der DVD zu finden, wenn Ihr die Gelegenheit habt, schaut sie euch also an.

In der Vergangenheit hattet Ihr einige sehr interessante Gaststars auf Euren Alben, die nicht unbedingt aus der Hard Rock oder Metalwelt waren, sondern eher aus dem Popbereich oder sogar mit Hollywood-Erfahrung. Bitte erzähl mir ein wenig über Gaststars und vielleicht sogar, mit wem Ihr gerne mal zusammenarbeiten würdet. Können wir wieder jemanden auf "Performocracy" erwarten?

Pontus Egberg: Wir lieben es, verschiedene Stile zu mischen, z.B. Pop-Elemente in den Metal zu bringen oder Elemente klassischer Musik oder sonst etwas. Das ist ein Teil dessen, worum es bei dem ganzen "Clash Of The Elements" Ding ging. Wir haben einige sehr coole Zusammenarbeiten in der Vergangenheit gehabt, z.B. mit Tess von der Pop/Dance Gruppe ALCAZAR, die 'Metal Will Stand Tall' auf unserem ersten Album dabei war. Auf demselben Album haben wir auch ein paar sehr klassische Vocals bei dem Song 'Song For You' gehabt. Auf "Sweet Trade" haben wir mit dem bekannten Hollywood-Darsteller Peter Stormare bei 'Seven Seas' zusammengearbeitet. Das ist etwas, was wir genießen und vermutlich auch in Zukunft wieder tun werden, aber auf "Performocracy" gibt es keinerlei Zusammenarbeit dieser Art.

Wann sehen wir Euch mal wieder in Deutschland, vielleicht sogar auf einer Headliner-Tour?

Pontus Egberg: Hoffentlich sehr bald! Derzeit schauen wir uns den Tourplan für 2011 an. Das neue Album soll am 15. April erscheinen und der Plan ist es, Festivals sowohl in Skandinavien als auch Europa im Sommer zu spielen, gefolgt von einer Headliner-Tour im frühen Herbst, irgendwo im Bereich September bis Oktober. Wir freuen uns schon sehr darauf, wieder nach Deutschland zu kommen und zu spielen.

Vielen Dank für das Interview - noch ein paar letzte Worte für unsere Leser bei Bleeding4metal.de?

Pontus Egberg: Danke für das Interview! Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder live in Eurer Nähe und bis dahin, schaut euch mal die Live-CD und DVD an und vergesst nicht, Eure Augen offenzuhalten nach der neuen CD im April. Stay Rocking!

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