Interview mit Saint D. von Burden

Ein Interview von Baterista vom 12.11.2010 (14125 mal gelesen)
Saint D. von BURDEN stand uns freundlicherweise sehr ausführlich Rede und Antwort. Auch an dieser Stelle nochmal herzlichen Dank dafür. Das Interview entpuppte sich als tiefsinnig und angenehm schnörkellos. Sozusagen passend zur Musik der Band. Man darf auf Weiteres gespannt sein.

Erstmal vielen Dank, dass ihr euch Zeit nehmt für dieses Interview. Euer sensationelles Debüt-Album ist ja in der Presse einhellig mit großer Begeisterung aufgenommen worden. Absolut zurecht, wie ich finde. Da ihr laut eurer Bandbio sehr viel Zeit in die Entwicklung eurer Musik gesteckt habt, ist das doch sicherlich Wasser auf eure Mühlen. Was empfindet ihr momentan, mit Blick auf das Lob und die positive Aufnahme eurer Musik?

Saint D.: Nun, zum einen freuen wir uns natürlich über diese Reaktionen und vor allem über die überschwänglichen Kritiken, die wir teilweise zu Lesen bekommen haben. Trotzdem ist damit noch nichts erreicht. Wir sind uns darüber im Klaren, dass das zwar ein wichtiger Schritt ist, jedoch ist für uns die Perspektive wesentlich wichtiger, in naher Zukunft die Leute direkt von unserem Material überzeugen zu können. Und das kann man eigentlich nur live. Ich kann mich erinnern, dass ich mir ein einziges Mal ein Album aufgrund einer guten Rezension gekauft habe - somit sind die Pressereaktionen zwar Balsam für die Seele, aber wir stellen sie nicht in den Mittelpunkt unserer Überlegungen. Diese kreisen vor allem um die anstehenden Konzerte und die Arbeit an neuem Material.

Mich persönlich hat es total geplättet, dass eure Musik von Anfang an viel Reife vermittelt und so wunderbar bodenständig ist. Wie entstehen eure Songs?

Saint D.: Unsere Songs entstehen eigentlich alle nach einem ähnlichen Muster. Ich "riffe" meistens zu Hause so lange rum, bis sich irgendetwas brauchbares herauskristallisiert. Das kann manchmal fünf Minuten oder fünf Tage dauern. Dabei gehen auch viele Ideen den stillen Weg in den Papierkorb. Wenn ich dann eine Grundidee auf der Gitarre herausgearbeitet habe, beginne ich in Zusammenarbeit mit unserem Sänger Thorsten daraus einen zusammenhängenden Song zu schreiben. Es kam auch schon vor, dass wir den binnen weniger Stunden soweit hatten. Im Normalfall sind es aber Wochen, in denen wir immer wieder neue Ansätze finden, bis das Ding steht. Dann kommt eigentlich der wichtigste Schritt. Wir setzen uns im Proberaum zusammen und erarbeiten gemeinsam aus dem Grundgerüst einen richtigen Song für eine Band, der detailliert von jedem Instrument interpretiert und ausgearbeitet werden muss. Wichtig ist, trotz des festen Gerüstes, Platz für die persönliche Spielweise jedes Einzelnen zu haben. Das gibt den Songs den finalen Schliff und am Ende auch den eigenen Charakter.

Wahrscheinlich könnt ihr den ewigen Vergleich mit DOWN schon jetzt nicht mehr hören. Ich würde auch Bands wie CROWBAR, CORROSION OF CONFORMITY und BLACK LABEL SOCIETY diesbezüglich mit ins Feld führen. Liegt man damit völlig daneben oder wie sehen eure Einflüsse aus?

Saint D.: Unsere Einflüsse gestalten sich sehr vielseitig, da wir alleine innerhalb der Band unterschiedliche Musikstile bevorzugen. Die von Dir genannten Bands sind natürlich Teil unserer Plattensammlung, wobei auch das nicht bei allen der Fall ist. Es spielen viele andere Bands eine große Rolle. Um nur einige zu nennen: GUNS 'N' ROSES, ALICE IN CHAINS. DEEP PURPLE, LED ZEPPELIN, BLACK SABBATH, GONG, GENTLE GIANT, DARKTHRONE, EMPEROR und TRANSATLANTIC. Und klar, Musik, die uns begeistert und die uns begleitet, findet auf natürlichem Weg auch ihren Platz in der Entstehung unserer Songs. Kein Mensch kreiert im Ideen-Vakuum nur aus sich schöpfend Dinge, die den Menschen mitreißen. Musik ist immer eine Symbiose, eine Symbiose aus Erlebtem, Gehörtem und Dagewesenem, verbunden mit der eigene Perspektive und den eigenen Vorstelllungen der Dinge. Wenn ich mir beispielsweise die erste MAIDEN anhöre, dann hört man noch ganz direkt, teilweise Note für Note, den Einfluss von DEEP PURPLE (was die Platte nicht schlecht macht, ganz im Gegenteil.)...aber im Laufe der Zeit wird IRON MAIDEN zu IRON MAIDEN. Das ist ein wichtiger Schritt der "Emanzipation", der uns auch bevorsteht. Wir müssen weiter an dem arbeiten, was uns ausmacht - Wir müssen weiter zum Kern von BURDEN vordringen, dann werden auch die DOWN-Rufe leiser.

Was hat euch auf eurem bisherigen Weg am meisten beeindruckt?

Saint D.: Die Absage von Mike Patton auf unsere Anfrage, uns auf seinem Label rauszubringen. Sehr sympathisch.

Warum bekommt man euch im Video zu 'Done With Denial' nicht zu Gesicht? Ist ja eher ungewöhnlich für eine Newcomer-Band, da in den meisten Fällen ja auch die Personen mit "vermarktet" werden.

Saint D.: Die Band kann man ja jetzt im 'The Fool' Video kennen lernen, wenn einem danach ist. Wir selber sind nicht sonderlich daran interessiert, uns selbst zu vermarkten und ein Video als Vorstellungsrunde zu nutzen. Es geht bei Burden immer um die Idee jeder einzelnen Unternehmung. Das 'Done With Denial' Video hat sich einfach für einen Einsatz der Musiker nicht angeboten, weswegen keiner von uns traurig war, dass sein Gesicht nicht auftaucht. So bin ich auch froh, dass man uns über ein echtes Live Video kennen lernen kann, denn das ist für eine Band der Moment, der zählt. In einer Fabrikhalle zu einem Kassettenrecorder moshen - das ist nicht unser Ding - dafür gibt's genügend andere Bands.

Was wünscht ihr euch für die Zukunft und wie sehen eure weiteren Pläne aus?

Saint D.: Wir sind sehr gerne auf der Bühne, weswegen wir uns natürlich über jede Möglichkeit freuen, das unter Beweis zu stellen. An Plänen haben wir nicht viele in der Tasche. Der wohl wichtigste ist aber, gute Musik zu machen und weiter Freude daran zu haben. Dann ist schon einiges geschafft.

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