Pigeon Toe - The First Perception | |
---|---|
Review von Warlord vom 08.06.2012 (8531 mal gelesen) | |
Mit dem Titeltrack geht sie gleich interessant los, diese erste CD der süddeutschen Progressive-Formation PIGEON TOE. Die Band entstand 2008 als Projekt der beiden singenden und Gitarre spielenden Brüder Martin Fischer und Hans Fischer, auch genannt Marsn und Hanson. Die Plattenfirma bewirbt das Produkt als Progressive-Metal, ich höre da aber eher Progressive-Rock, die Verzerrung der Gitarren hält sich in Grenzen, cleane Gitarrenpickings begleiten die Strophen. Im Refrain wird dagegen etwas heftiger in die Saiten gedroschen, ebenso in der DREAM THEATER-artigen Bridge. Wir haben es hier mit einer recht mutigen, unkonventionellen und verspielten Musik zu tun, die auf Anhieb in keine Schublade so recht passen will. Was ja alles andere als ein Nachteil für Menschen ist, die ihre Musik nicht nur im Supermarkt oder zum Bügeln hören. Das Bandinfo führt als Vergleiche OPETH, KARNIVOOL und TRAIL OF DEAD an. Mir ist leider nur die erste Band bekannt und da höre ich kaum Ähnlichkeiten, zumal von Death Metal hier keine Spur zu vernehmen ist (bei den Vorbildern inzwischen ja auch nicht mehr). Beide Bands spielen handgemachte Rockmusik, die von ihrer Dynamik lebt. Sehr schön auch der Gesang, der meist sanft daherkommt und ein weites Spektrum zwischen Sprechgesang und Chor bietet. Sehr melodisch ist dieses erste Stück und mit einem schönen Refrain ausgestattet. 'The Chase' kommt anfangs in schleppendem, krummem Takt zu verzögertem Riffing daher, das im Laufe des Songs immer wieder aufgegriffen wird, bevor ein atmosphärisches Gitarrenintermezzo ein längeres Solo einleitet, zu dem sich auch die Drums austoben dürfen. Sehr starkes, eigenwilliges Stück, das mit dem weitgeschwungenen Refrain zu Ende geht. 'Sneak' benutzt wieder dieses eigenwillige Riffing und den vertrackten Rhythmus, die Nummer ist aber wesentlich kürzer. Ebenso wie das folgende Akustikgitarren-Instrumental 'The Cave', das einen stimmungsvollen Kontrast bildet. 'The Man With The Cat' ist dann wieder flotter mit melodischen Gesangslinien, ebensolchem Gitarrensolo und energischen Drums. Dann das erste Epos der Platte, 'A Broken Man', mit über 9 Minuten Länge. Hier werden keine abgefahrenen Instrumentalfahrten geboten, sondern mit Atmosphäre und Rhythmus gearbeitet, raffiniert hierbei sogar durch den Einsatz von programmierten Drums. Konsequent gehen die Rheinfeldener allen Klischees aus dem Weg, abgefahrene Melodien tauchen da auf, immer wieder erstaunlich die recht komplexen Gesangsarrangements, stets etwas unterkühlt wirkend und dann doch dem Ohr schmeichelnd. Gute Nummer! Etwas ruhigere Momente, die wie vorher schon ein paarmal an ENCHANT erinnern, gibt es in 'Second Try' zu hören, bevor mit 'The Crooked Path' eine kleine Instrumentalabfahrt auftaucht, nichts vordergründig Virtuoses aber schon mal kurz Gas gegeben. Das zweiteilige Opus 'The Wizard' ist dann Prog-Rock im KING CRIMSON-Stil, dynamisch, fett, mit Robert Fripp Gedächtnis-Riffing und Bill Bruford Power-Schlagzeug, wirklich klasse und groovt wie Hölle! Kaum zu glauben, dass Drummer Norman Lonhard sein Brot bei TRYPTIKON fristen muss. In der Abschlussnummer 'The Flashback' wird dann nochmal Vollgas gegeben, natürlich im Wechsel mit spanischen Jazzläufen und Prog-Metal-Muskeln. Fazit: Eine tolle Platte, an der es kaum etwas auszusetzen gibt, auf der anderen Seite aber viel zu loben: eigene Stilistik, mir ist jedenfalls bisher kaum eine ähnlich klingende Band untergekommen, klasse Musiker und schöne Melodien, eine runde Sache und daher fast 10 Blutstropfen wert. Gesamtwertung: 9.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. The Awakening 02. The First Perception 03. The Chase 04. Sneak 05. The Cave 06. The Man With The Cat 07. A Broken Man 08. Second Try 09. The Crooked Path 10. The Wizard Pt. 1 11. The Wizard Pt. 2 12. The Flashback | Band Website: www.pigeontoe.de Medium: CD Spieldauer: 48:11 Minuten VÖ: 27.04.2012 |
Alle Artikel