Hubi Meisel - EmOcean

Review von Odin vom 25.04.2004 (8277 mal gelesen)
Hubi Meisel - EmOcean Wer ist denn HUBI MEISEL?! Wem der Name nichts sagt, der kann vielleicht etwas mit dem Namen DREAMSCAPE anfangen, bei der Hubi vor einiger Zeit die Stimmbänder bediente. Seit dem ist er nun solo unterwegs und hat vor dem aktuellen Werk ein Album mit Covern von Pop-Klassikern herausgebracht, auf dem er bereits seine Vielseitigkeit demonstrieren konnte. Nach einigem Hickhack und Release-Verschiebungen hat es "EmOcean" Ende März endlich in die Läden geschafft.

Hubi Meisel schreibt seine Songs (mit Unterstützung beim instrumentalen Part), singt und produziert sie, und die Promotion macht er auch selbst. Dass er trotzdem kein affiger Ego-Tripper ist, kann man den beiden sehr persönlichen Interviews aber zum Glück entnehmen, die ihr hier bei uns findet. Mit "EmOcean" hat er sich nun einen Traum verwirklicht, der sich in progressivem Metal am Rande (oder schon dahinter?) zum Ungewissen manifestiert.

Ungewiss deshalb, weil viele Stellen einfach die metallischen Gefilde klar verlassen und in fremden Wassern segeln. Elektronische Sounds sind dabei ebenso an Board wie sphärische Nächte auf hoher See. Faszinierend ist dabei unter anderem, wie die verschiedenen Einflüsse und Aufnahmen der beteiligten Musiker zu einem Gesamtbild verschmelzen, das mit schwer zu greifender Tiefe eine mythische Geschichte aus der Meereswelt erzählt. HUBI MEISEL hat sich Hilfe aus halb Europa geholt; die Drums wurden in Schweden, die Gitarren in den Niederlanden, Keyboards und Bass in Frankreich und die Vocals in Deutschland aufgenommen.

Trotzdem passt alles ganz gut und das ist auch nötig. Die Arrangements sind alles andere als straight, die Instrumentierung ausufernd verspielt. Man kann schon von Klangmalerei sprechen, wenn unzählige verschiedene Sounds kurz aufblitzen, um hier und da einen Akzent zu setzen. Etwas kurz kommt dabei der metallische Anspruch, nur gelegentlich erklingt mal ein Riff, wird einfach nur kurz gerockt. Insofern kein leicht verdauliches Material. Man muss auf jeden Fall zuhören, und auch bei voller Konzentration braucht es mehrere Durchgänge, um richtig tief einzutauchen.

Die Vocals klingen immer sachte, etwas zu unaufdringlich. Sehr gefühlvoll intoniert Hubi seine Texte und droht schon fast den Hörer einzulullen, weil seine Stimme sich so schmeichelhaft in den Kopf schleicht. Entspannungsmusik für Metaller. Asiatische Gelassenheit plätschert um vereinzelte Riffs und felsige Instrumentierung. Einzelne Songs anzusprechen erweist sich als schwer bis sinnlos, die ganze Scheibe ist im Fluß, Themen und Variationen wechseln weit häufiger als die Tracknummern.

"EmOcean" ist ein Album voller positiver Energie, vielleicht doch etwas zu schön und lieblich für unsere harten Hörgewohnheiten. Für nette Stunden zu zweit eignet sich die Scheibe allerdings ebenso wie zum Entspannen zwischendurch. Echte energetische Rocknummern allerdings findet man erst in der zweiten Hälfte ('Sapentia Vitae', 'Aqua Phoenix' u.a.), wo man schonmal an TIAMAT oder auch Prog-Power-Metallische Kollegen wie PAIN OF SALVATION denken kann.

Am Ende fällt es mir alles andere als leicht, eine Wertung für das Gesamtwerk zu finden. Tiefe und Stimmung sind geradezu ozeanisch, wenn man sich darauf einläßt. Ansonsten können einige Stellen ("My Dolphin... quiiieeeekk...") schon leicht albern wirken, und Hubi's sanfte Art eher aufregen als beruhigen. Selbst für Prog Metal sind die Songs sehr verspielt, was die Athmosphäre aber besonders ausprägt. Fest steht aber, dass ich jetzt nach dem letzten regulären Song gerade perfekte Bett-Schwere erreicht habe, ohne dabei gelangweilt zu sein...

Also ziehe ich mich zurück auf möglichst nüchterne Betrachtung der Fakten: Boni gibt es für Stimmung und Entspannung, sowie Tauglichkeit für traute Zweisamkeit, ohne ganz den Kontakt zu unserer Lieblinksmusik zu verlieren. Die tadellose technische Ausarbeitung und Umsetzung, sowie eine stolze Spielzeit seien auch noch wohlwollend erwähnt. Abzüge haben wir für zu wenig Rock und zu liebliches Plätschern.

Gesamtwertung: 7.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood dry dry dry
Trackliste Album-Info
Part I
1. Lost In The Waters Of Sargasso
2. Poseidon's Trident
3. Nocturnal Breeze
4. Dolphin's Wake
Part II
5. Underwater Fears
6. FantaSea
7. The Souls Of Atlantis
8. Sapientia Vitae
9. Azure Dreams
Part III
10. Aqua Phoenix
11. Aero Nautical
12. EmOcean
Bonus
13. Crystal Moon
14. Tears Of An Enchanted Sea
Band Website: www.hubimeisel.com
Medium: CD
Spieldauer: 71:19 Minuten
VÖ: 26.03.2004

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