Die Jungs von FALL OF EMPYREAN spielen guten alten Death-Doom und ihr Sänger Richard Medina klärt uns über die Band auf.
Hallo Jungs,
Da die Meisten unserer Leser euch nicht kennen dürften, stell doch bitte die Band kurz vor.
Richard Medina: Zur Zeit besteht das aktuelle Line-Up aus Justin Burning an der Gitarre, Ron Clark an der zweiten Gitarre, Dan Sobeck am Bass, Kevin Leeds an den Keys, Sage Johnson an den Drums und mir, Richard Medina, am Gesang. Gegründet wurde die Band 2000 und Justin, der Bandgründer, ist das einzige Ursprungsmitglied. Dan und ich stießen ein paar Monate später dazu. Nachdem Kevin einstieg, probierten wir diverse zweite Gitarristen und Schlagzeuger und wir haben das Gefühl, dass das jetzige Line-Up dauerhaft bestehen bleibt. Nachdem wir mit ein paar kleineren Labels zusammengearbeitet haben, unterschrieben wir Ende 2008 einen 4-Alben-Deal mit Grau Records und mit "A Life Spent Dying" bringen wir nun das Erste der vier Alben heraus. Bis jetzt haben wir drei Alben inklusive des aktuellen, eine Demo-EP und eine Split veröffentlicht, welche alle gute Reviews bekamen. Außerdem haben wir uns noch an verschiedenen Compilations beteiligt. Zur Zeit spielen wir Konzerte, promoten das neue Album und arbeiten hart an neuem Material für das nächste Album, das wir hoffentlich Anfang nächsten Jahres aufnehmen werden.
In meiner Rezension verglich ich euch mit frühen PARADISE LOST und ANATHEMA. Ist der britische Death-Doom der frühen 90er euer Haupteinfluss und was sind eure weiteren Einflüsse?
Richard Medina: Ja, absolut! Die meisten von uns wuchsen mit MY DYING BRIDE, PARADISE LOST und ANATHEMA auf. Sie waren die wahren Pioniere des Death-Doom. Tatsächlich war unser Gitarrist und Bandgründer Justin schwer beeinflusst von den frühen ANATHEMA. Abgesehen von ihnen verfolgen wir noch die Arbeiten von KATATONIA, OCTOBER TIDE, SKEPTICISM, etc. Das sind alles Einflüsse, die uns als Band inspiriert haben. Aber wir alle hören sehr unterschiedliche Arten von Musik und vieles davon ist kein Metal, so dass wir genauso von allen anderen Arten der Musik unsere Inspiration beziehen.
Wie schreibt ihr eure Lieder und was kommt zuerst: Text oder Musik?
Richard Medina: Die Musik wird zuerst verfasst und zwar hauptsächlich von Justin sowie den Gitarrenspielern. Beide Gitarren werden am Computer mit ein paar Klavier- und Keyboardparts aufgenommen und an die restlichen Bandmitglieder verschickt, damit wir alle unsere Parts schreiben können. Wenn ich die aufgenommenen Lieder bekomme, fang ich mit den Texten an. Ich arbeite die Gesangslinien aus und schreibe passend zu ihnen meine Texte, so dass alles perfekt zusammen passt. In früheren Bands habe ich versucht zuerst die Texte zu schreiben, was allerdings nicht funktionierte. Ich musste alles ändern, damit es zu den Texten passte und es klang nicht so wie ich es wollte. Deswegen sind die Texte allein auf der Musik basiert. Das haben wir von Anfang an so gemacht und es hat sich für uns so bewährt.
Wie wichtig sind die Texte? Sind sie eine Ergänzung der Musik oder haben sie den gleichen Stellenwert?
Richard Medina: Ich gebe mein Bestes, den Texten die gleiche Bedeutung wie der Musik zu geben, so dass sie sich gegenseitig ergänzen und nicht gegenseitig Raum wegnehmen. Ich versuche ihnen eine persönliche Note zu verleihen und zu beschreiben, was Menschen im Leben durchmachen müssen anstatt von Mythen, Legenden oder anderem Fiktionalen zu erzählen. Sie basieren auf Gefühlen wie schweren Depressionen, Hoffnungslosigkeit, Mord, Selbstmord, Selbstverstümmelung etc. Menschen, denen es so geht, möchte ich zeigen, dass es andere gibt, die das nachempfinden können. Ich werde oft gefragt, woher ich meine Inspiration beziehe und seltsamerweise bekomme ich sie von den Nachrichten. Gibt es etwas Deprimierenderes als die Nachrichten?
Wieso habt ihr zwei Instrumentalstücke auf dem Album? Ich finde, dass sie die dunkle und bedrückende Atmosphäre der anderen Lieder abfedern. Gibt es eine Verbindung zwischen dem Song 'Anhedonia' und dem Album "Anhedonia"?
Richard Medina: Das mit den akustischen Instrumentalnummern ist irgendwie auf mehreren Alben so, obwohl es nicht absichtlich geschieht. Das Demo hatte keins, das erste Album "Anhedonia" hatte eins, das zweite "A Darkness Remembered" wieder keins und dieses hat jetzt zwei. Wir denken, dass es den Hörern etwas Abwechslung gibt, so dass nicht jeder Song gleich klingt. Es gibt uns die Möglichkeit zu zeigen, dass wir verschiedene Sachen schreiben können. Auch wenn es die Atmosphäre abschwächen mag, empfinden wir sie auf ihre Art und Weise als genauso deprimierend und traurig. Ich weiss nicht, ob wir das wieder machen werden, aber für diese Album fühlte es sich richtig an.
Ein Verbindung zwischen dem Album und dem Song "Anhedonia" gibt es indirekt. Wir mochten es schon immer alte Albentitel später als Liedtitel wieder zu verwenden oder auch umgekehrt. Wir werden das aber wahrscheinlich nie für ein Lied machen, das einen Text braucht.
Der Text von 'Catharsis' ist eher wütend im Vergleich zu den anderen. Ist 'Catharsis' deswegen schneller? Wieso ist dieses Lied am Ende des Albums?
Richard Medina: Da die Musik ja vorher geschrieben wird, würde ich sagen, dass der Text wütender ist auf Grund der schnelleren Musik. Wie die Instrumentalstücke haben wir dieses Lied geschrieben, um Vielseitigkeit und Abwechslung zu zeigen, und dass wir verschiedene Musikstile beherrschen. Der größte Kritikpunkt zum letzten Album war, dass es zu monoton war und alle Lieder zu ähnlich klangen. Also haben wir ein paar verschieden Dinge auf dem neuen Album ausprobiert. Der Grund dafür, dass 'Catharsis' am Ende steht, ist einerseits um die Leute ein wenig aus der Bahn zu werfen und andererseits sollen die Leute nicht erwarten, dass auf späteren Alben so ein Song typisch für uns wird, was sie eventuell tun würden, wenn er früher platziert worden wäre.
Was ist der Zusammenhang zwischen dem Albumtitel, den Texten und dem Artwork?
Richard Medina: Alles was wir machen basiert auf unserem Bandkonzept, das auf den gleichen Dingen wie die Texte fußt. Depression, Verlust der Hoffnung, Selbstmord, etc. Der Titel des Albums bezieht sich auf die, die ihr ganzes Leben an Depressionen leiden, niemals Hoffnung oder Freude empfinden. Egal ob es ihr ganzes Leben so bleibt oder sie Selbstmord begehen, geht es nicht um den Tod sondern darum, dass sie ihr Leben mit Sterben verbringen. Die Texte reflektieren diese Idee und zeigen die Verzweiflung und Qual und nicht nur den Tod, der das friedvolle Ende der Depression bedeuten kann.
Das Artwork, das von Robert Hoyem (At The End Of Earth Design) kreiert wurde, ist seine Interpretation des Titels und der Texte. Das Artwork zeigt, was " A Life Spent Dying" ihm bedeutet und es passt wunderbar. Wir haben ihm keine Vorschläge gemacht und das Endergebnis drückt perfekt unsere Konzepte und Ideen aus.
"A Life Spent Dying" wurde 2007 aufgenommen und 2010 veröffentlicht. Was waren die Gründe für die Verzögerung?
Richard Medina: Der Hauptgrund für die Verzögerung hatte mit der Finanzierung unsererseits und dem Finden einer Plattenfirma zu tun. Wir waren immer knapp bei Kasse, so dass wir dringend versuchten mit einem Label zu arbeiten. Aber bis wir Grau Records fanden, hatten wir kein Glück. Ein Jahr nach den Aufnahmen unterschrieben wir den Vertag mit ihnen. Aber auf Grund von Problemen seitens des Labels wurde die Veröffentlichung immer weiter verschoben, worauf wir keine Einfluss hatten. Schlussendlich wird das Album jetzt veröffentlicht und da die Probleme behoben sind, wird es wohl auch nicht mehr zu so einer langen Verzögerung kommen. Ich kann dir sagen, dass wir hart an neuem Material arbeiten, das neue Album fast komplett fertig geschrieben ist und wir hoffen, Anfang nächsten Jahres ins Studio zu gehen.
Was sind Unterschiede zwische den alten Alben und dem aktuellen?
Richard Medina: Wir glauben, dass das neue Album viel differenzierter ist, als die alten. Wie ich vorher schon sagte, fanden ein paar Leute die früheren Scheiben zu monoton und wir wollten nun unsere Vielseitigkeit zeigen. Wir wollten mit den Akustiknummern und 'Catharsis' den Hörern ein bisschen was anderes bieten, so dass wir uns nicht wieder und wieder wiederholen. Keine Ahnung ob das in Zukunft so bleibt, aber wir werden immer versuchen, innovativ zu bleiben und hin und wieder etwas anderes einzubauen. Es wird vielleicht nicht immer jedem gefallen, aber niemand wird sagen können, dass jedes unserer Alben gleich klingt.
Wie waren die Aufnahmen mit Ryan Butler und wie zufrieden seid ihr mit dem Sound?
Richard Medina: Mit Ryan zu arbeiten war großartig. Er ist seit Jahren ein guter Freund der Band und macht so gut wie alle Aufnahmen für die Extreme Metal Truppen hier in Arizona. Er hat auch mit nationalen Bands wie MISERY INDEX oder PHOBIA gearbeitet und ist Gitarrist bei LANDMINE MARATHON, so dass er viel über Metal weiß und wie man ihn aufnimmt. Die meisten Engineers hier in der Gegend wissen das nicht, so dass wir sehr froh sind ihn zu haben. Wir sind sehr zufrieden mit dem Sound des Albums und wir wünschten wir hätten mehr Geld, um mehr Zeit in die Produktion stecken zu können. Wir freuen uns sehr darauf auch in Zukunft bei ihm aufzunehmen.
Wie sehen eure Konzerte aus und werden wir euch in naher Zukunft in Deutschland sehen können?
Richard Medina: Obwohl wir hier in den Staaten nicht viele Konzerte spielen können, hauptsächlich weil unser Stil nicht so populär ist, bekommen wir gutes Publikum. Die Leute reagieren sehr positiv auf unsere Musik, auch wenn sich hier nahezu alles um Brutal Death dreht. Demnächst steht am 12. Juni unsere CD-Release Show an und es sieht so aus, als wenn sie sehr erfolgreich werden wird. Wir freuen uns schon sehr darauf.
Wir hoffen bald nach Deutschland und den Rest Europas zu kommen, da unsere größte Fanbase schon immer in Übersee war. Zur Zeit arbeiten wir mit Lugga Music, einer Tour Agentur aus Spanien, zusammen und sie versuchen ihr Bestes, um uns Ende diesen oder Anfang nächsten Jahres rüberzuholen. Wir hoffen euch bald treffen zu können.
Auf Metal-Archives.com sind noch diverse andere Bands von euch erwähnt. Was könnt ihr uns über sie verraten?
Richard Medina: Seit Beginn der Band haben wir der Abwechslung wegen alle in anderen Bands gezockt, aber die meisten davon gibt es nicht mehr. Als ich zu FALL OF EMPYREAN stieß, sang ich bei einer Brutal Death/Grindcore Truppe namens OCCISSION, die sich aber kurz darauf auflöste. Kevin, Ron und ich hatten ein Band namens KILK, die mehr in Richtung Melodic Death ging, die wir aber vor ein paar Jahren ebenfalls auflösten. Das Hauptprojekt, das es zur Zeit gibt, ist THE LIQUISCENT HORROR. Justin und ich betreiben es und wir zocken von Horror inspirierten Ambient Funeral Doom. Die beste Art und Weise zu beschreiben wie das klingt, ist sich einen Horror Filmscore in Kombination mit trostlosesten Funeral Doom vorzustellen. Es besteht hauptsächlich aus Keys, Klavier, Soundscapes und Programing mit ein wenig Gitarren und Gurgelgrunzen sowie Geflüstertem/Gesprochenem. Wir haben ein Demo und ein Album aufgenommen. Am zweiten arbeiten wir gerade und unser Plan ist es, irgendwann Horror Filmscores zu schreiben. Ich kann sagen, dass es das originellste Projekt ist, an dem ich je beteiligt war. Es klingt wie kaum irgendwas anderes und wenn ihr eine Chance habt, hört es euch mal an.
Vielen Dank für die Zeit, die ihr euch genommen habt. Wenn ihr noch etwas an unsere Leser richten wollt, fühlt euch frei dies zu tun.
Richard Medina: Wir möchten euren Lesern und unseren Fans danken für ihre Unterstützung. Wir schätzen es sehr! Jetzt da unser neues Album draußen und unser Label wieder voll da ist, werden wir weiter hart arbeiten und so aktiv bleiben wie immer. Das nächste Album ist nahezu fertig und wir werden weiter neue Lieder schreiben, so dass wir die nächsten Alben wieder regelmäßig und ohne Verzögerungen veröffentlichen werden können. Wenn ihr uns da draußen sehen wollt, schreibt an die lokalen Promoter und die Festivals und lasst sie wissen, dass ihr uns sehen wollt. Wie ich schon sagte, können wir hoffentlich bald bei euch sein und euch alle treffen. Vielen Dank für das Interview! Wir freuen uns immer über Unterstützung und weitere Reviews und Interviews in der Zukunft. |