Livebericht Corvus Corax |
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Ein Livebericht von des aus Gars am Kamp (Burg Gars) - 04.06.2017 (37322 mal gelesen) |
Zur Galerie geht es hier Schon im Juni 2016 hätten CORVUS CORAX auf der Burg Gars in Gars am Kamp in Niederösterreich spielen sollen, doch leider war der Auftritt damals wetterbedingt abgesagt worden. Das ist natürlich das Risiko bei einer Freiluftveranstaltung, das man aber auf jeden Fall eingehen will, wenn man die malerische Kulisse auf der Burg Gars erleben will. Am 04.06.2017 findet ziemlich genau ein Jahr später das Nachtragskonzert auf der Burg Gars statt, und zwar im Rahmen der "Ars Mystica" Tour. Auch die Burg Gars präsentiert sich runderneuert; ein völlig neuer Bühnenaufbau und neue Holztribünen werden vom alten Burggemäuer eingerahmt und bilden den perfekten Rahmen für CORVUS CORAX. Und auch wenn es dieses Mal wieder beim Soundcheck die Band fast von der Bühne bläst, kann das Konzert plangemäß statt finden; vielmehr öffnet der Himmel seine Wolkendecke und lässt die Sonne auf die gut gefüllte Tribüne lachen. Nicht nur die Sonne, auch CORVUS CORAX präsentieren sich gut gelaunt, als sie um viertel nach Acht die Bühne betreten. Dieses Mal sind die Raben nur zu sechst unterwegs: Trommler Steve The Machine fehlt; auf seinen Platz rückt Norri der Drescher nach links, während seinen Mittelplatz seit Neuestem Michael Frick an der Bass-Citole einnimmt; eine klangliche Bereicherung für die Band, er legt ein starkes Fundament. Auf der rechten Seite trommelt wie immer der drahtige Hatz. In der ersten Reihe sieht man bekannte Gesichter: Castus an Schalmei und Dudelsack macht den Zeremonienmeister, links und rechts flankiert von seinen Dudelkollegen Wim, der auch erst seit Kurzem wieder dabei ist und Jordon. Nicht nur das Gemäuer sieht beeindruckend aus, wie immer lassen sich auch die Bühnenaufbauten, Trommeln und die mittelalterlichen Instrumente sehen. Eine Szenerie, die von riesigen Band-Bannern abgerundet wird, die das Gemäuer zieren. Mit der epischen 'Hymnis Apollon' beginnen CORVUS CORAX ihren Set, der sich zu einer mystischen Reise durch die Bandgeschichte entwickelt. Und auch wenn der Opener noch sehr getragen ist und eher dem Stimmungsaufbau dient, haben die Berliner sofort die volle Aufmerksamkeit des Publikums für sich. Wer befürchtet, dass es in der getragenen Art weiter geht, sei beruhigt, denn schon dach 'Hymnis Apollon' schwenken CORVUS CORAX auf die keltische Schiene um und legen an Tempo zu. Die Burg Gars ist ein bestuhltes Venue, was aber der guten Stimmung keinen Abbruch tut - Zitat Castus: "Ihr könnt gerne sitzen bleiben, ihr seid schließlich alt genug" - schließlich wird mitgesungen, -geklatscht und mit den Beinen getrommelt; nur ganz oben hinter den Sitzreihen bildet sich ein kleiner Tanzpit. Aufgelockert wird der Auftritt von Jordan, der mehrmals als Poet in Erscheinung tritt und lustige Gedichte rezitiert. Auch Castus macht launige Ansagen; als dann mitten in eine Dracula-Geschichte hinein ein blutroter Sonnenuntergang die Burg erleuchtet, wirkt es fast wie eine geniale Inszenierung. Wenn man so etwas nur planen könnte... Ein unmittelbar darauf folgender kurzer Regenschauer ist wieder vorbei, bevor man "Regenüberzieher" sagen kann. Alles sehr stimmungsvoll und gut passend zur Musik. Für besondere Bewegung sorgt 'Pack' mit dem Mitgröhrefrain, das CORVUS CORAX schon im Märchenfilm "Die Geschichte von der Gänseprinzessin und ihrem treuen Pferd Falada" performed hat. Auch 'Havfrue' folgt als kurzer Sprachkurs, um dem Publikum ein lautstarkes Mitsingen in akkuratem Dänisch (oder so?) zu ermöglichen, was auch ohne großes Training bestens funktioniert. Mittlerweile ist die Sonne untergegangen und die Bühne und die Ruinen erleuchten in der prachtvollen Beleuchtung. Irgendwie blickt jeder im Publikum ungläubig auf die Uhr, als CORVUS CORAX die Bühne verlassen, doch es sind tatsächlich eineinhalb Stunden Spielzeit vergangen, eineinhalb extrem kurzweilige, wohlgemerkt. Doch CORVUS CORAX kommen noch einmal zurück, um als Zugabe ihre ganz eigene Version der GAME OF THRONES Titelmelodie zu spielen. Auch daran knüpft sich eine gleichermaßen traurige wie auch lustige Geschichte: CORVUS CORAX spielten im Pilotfilm zu GAME OF THRONES als Festband im Schloss Stark mit; als kurz darauf aber die Rolle der Catelyn Stark neu besetzt wurde, mussten die Szenen dieses Festes, in denen Catelyn auftrat, nachgedreht werden, wodurch CORVUS CORAX beinahe vollständig der Schere zum Opfer fielen. Was blieb, ist die eigenwillige Interpretation der Titelmelodie, die wahnsinnig gut performt wird und das Publikum in den Bann zieht. Danach ist aber gegen 22 Uhr wirklich Schluss, das Publikum dankt es mit Standing Ovations und dem Kauf von T-Shirts. Die Band findet sich auch direkt nach dem Konzert in voller Besetzung am Merch-Stand ein, um CD's zu unterschreiben und für jede Menge Selfies zu posieren. Resümee: die dreistündige Anfahrt war es auf jeden Fall Wert, und wenn im kommenden Jahr CORVUS CORAX wieder kommen, um ihr Fantastical "Der Fluch Des Drachens" aufzuführen, ist das wieder ein heißer Tipp für einen Konzertbesuch. Auch wenn die Mannen rund um Castus derzeit nur zu sechst unterwegs sind, füllen sie mühelos die Stille und das zusätzliche Instrument Bass-Citole ist eine echte Bereicherung. Seltsam war nur, dass der Bierstand bereits während des Konzertes schloss und es auch nach dem Konzert nichts mehr zu trinken gab. Schöner Konzertabend! des |
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