Interview mit Sascha von Das Scheit

Ein Interview von Mandragora vom 07.09.2008 (11377 mal gelesen)
DAS SCHEIT brachten kürzlich ihren neuen Silberling “So far from God…so close to you“ auf den Markt. Aus diesem Grunde gingen wir tiefer auf die Thematik des Albums und die von vielen eher kritisch betrachteten Coversongs ein. Sascha (guit.,bass,synth.) stand uns Rede und Antwort.

  Hey Sascha, danke dass du uns für dieses Interview bereitstehst!

Sascha:  Ich danke, Anja!!!

  Und hier geht es auch schon direkt los. Ich bin nicht sicher ob euch all unsere Leser kennen, stell euch doch zunächst einmal vor. (Bandhistory, wie seid ihr auf den Bandnamen gekommen? etc.)

Sascha:  Die Band besteht bereits seit 1996, von den Gründungsmitgliedern sind jedoch nur noch Clint (voc.) und ich (guit.,bass,synth.) übrig. 1998 und 2001 entstanden zwei Demo-CD’s im Eigenvertrieb, bevor wir 2005 das erste Album “Superbitch“ offiziell veröffentlichten. Der Bandname beruft sich auf die US-Serie “Twin Peaks“ von David Lynch, in der eine alte, abgedrehte Dame ein Holzscheit durch den Wald trägt und als Orakel benutzt! Ziemlich abgedreht – Lynch eben. Tja, und nun wird im September das neue Album erscheinen, der Grund warum wir hier quatschen.

  Euer neues Album wird ja eher kontrovers diskutiert, ich selber sehe vor allem in euren Coverversionen einiges an Kritikpotential. Was denkst du ist der Grund für diese Wahrnehmung?

Sascha:  Bezüglich der Coverversionen weiß ich ja nicht was Du genau kritisierst. Grundsätzlich bekommen wir bisher nur von einigen Magazinen der Metal-Presse einen weg! Im Gothic- sowie alternativen Rockbereich kommt das Album ausnahmslos gut bis großartig an. Ich kann sehr gut mit Kritik umgehen und akzeptiere sie natürlich, da die Geschmäcker verschieden sind. Allerdings muss man sich mal die Negativkritiken anschauen. Generell wird da das Infoblatt des Labels, das der Promo beiliegt ab- oder etwas umgeschrieben, Songtitel werden falsch vom Cover übernommen – was bitteschön ist daran Kritik? Ärgerlich werde ich nur, wenn solche „Musikkritiker und – journalisten“ versuchen, witzig auf Kosten eines Künstlers zu sein und das Geschriebene den Anschein erweckt, als hätte man die CD lediglich durchgezappt. Wenn sich jemand „Kritiker“ auf die Fahne schreibt, dann soll er sich doch auch bitte mit dem Material befassen. Wir waren nie reiner Metal, werden es wohl auch nie sein. Wir machen einfach Rockmusik, die moderne Sounds enthält und das Ganze ist auch noch dunkel und melancholisch angehaucht. Ich komm mir bei diesen Leuten manchmal vor, als würde man einem Vegetarier ein englisch gebratenes Steak vorsetzen. Ich mag diese Arroganz nicht mit der man teilweise behandelt wird. Um nochmals auf die Coverversionen zurückzukommen: Uns war von Anfang an klar, dass wir für “No One“ den Arsch versohlt bekommen würden. Es war uns aber egal, da wir den Song mögen. Ich mag ihn sogar im Original, obwohl ich überhaupt nicht auf Hip-Hop steh. Für UNS zählt das Feeling den der Song beim Spielen verbreitet, darauf müssen wir uns ja erstmal verlassen. Du veröffentlichst ja nur das, von dem Du selbst überzeugt bist. Und ersten Reaktionen zufolge gibt es einige Leute, die diese Ansicht teilen. “Because the night“ gefällt mir persönlich aufgrund der 3 komplett unterschiedlichen Sänger – ich steh auf alle 3 haha und das Original fand ich schon von je her klasse. Es reizt uns eben genrefremde Klassiker in unseren Sound umzuwandeln.

 “So far from God…so close to you“ ist ja mittlerweile schon euer viertes Album und ihr bleibt seid Beginn eurer Band konsequent auf eurer Schiene zwischen Elektronik und Metalelementen, dabei seid ihr aber recht eigenständig geblieben. Wie seid ihr zu diesem Stil gekommen und wie kommt der bei den Fans an? Wie schafft ihr es nicht wie die vielen anderen Bands in dem Genre zu klingen?

Sascha:   Vielleicht weil wir uns nicht darum kümmern wie ein Song klingen soll. Natürlich bin ich begeistert von anderen Bands und Künstlern, aber das beeinflusst mich wenig. Das neue Album wurde fast komplett von Clint und mir geschrieben, wir leben zusammen in einem Haus und haben damals als wir anfingen mit “So far…“ eine richtig üble Zeit gehabt. Der ganze persönliche Frust floss dort ein. Da überlegst Du nicht nach Schema F: Lass uns mal ein Song XY machen, es passiert einfach. Vielleicht ist es deshalb eigenständig – was Du jetzt behauptet hast haha – aber das ist natürlich ein großes Kompliment.

  Euer neues Album ist ja als Konzeptalbum aufgebaut und behandelt die Vereinsamung einer verlassenen Person, was brachte euch zu dieser Thematik?

Sascha:   Beim Schreiben der Songs entwickelte sich dieser rote Faden. “So far from god“ sagt nichts anderes aus, als nach etwas soviel Sehnsucht zu haben, dass alles andere was Du eigentlich bist, nebensächlich ist. Alles dreht sich um dieses Übel, das Du im Kopf hast und Dich nicht los lässt. Es hat schon autobiographische Züge und es tat verdammt gut dieses Gefühl in Form von Songs rauszulassen.

  Was mich noch ziemlich interessiert ist noch, warum ihr Track 10 Sehnsucht genannt habt, die Lyrics aber komplett englisch sind?

Sascha:   Sehnsucht war der Arbeitstitel beim Schreiben, die Lyrics waren von Anfang an englisch. Der Titel „Yearning“ als Übersetzung hat uns nicht gefallen und so beließen wir es bei Sehnsucht. Recht simpel also.

  Steht bei euch demnächst noch eine Tour an? Oder was steht bei euch als nächstes auf dem Plan nachdem ihr das Album released habt?

Sascha:   Wir halten gerade Ausschau nach einer passenden Tour, bis dahin werden wir diverse Einzelgigs spielen. Geplant sind Shows mit END OF GREEN und LACRIMAS PROFUNDERE. Ein Video zum Song “Hollow“ wird es ebenfalls geben, das wird sich jedoch noch ein paar Wochen hinziehen, da wir derzeit nach den passenden Locations suchen. Aber hauptsächlich werden wir wohl so häufig wie möglich live unterwegs sein.

  Was macht ihr eigentlich neben der Band noch? Gibt es noch andere Projekte, was gibt’s noch für Hobbys? Was macht ihr denn Jobmäßig so, oder könnt ihr schon von der Band leben?

Sascha:   Für Hobbys bleibt wirklich sehr wenig Zeit. Die Band nimmt alle Zeit in Anspruch und genießt auch oberste Priorität. Wir sitzen oft zusammen, die Leute in unserer Crew sind ebenfalls ganz enge Freunde und somit geht es da auch um die Musik, sehr zum Leidwesen unserer Freundinnen haha. Jobmässig verhält sich das ähnlich. Wir alle sind freiberuflich oder selbständig tätig und können demzufolge nach den Aktivitäten der Band planen. Casey ist Gitarrenlehrer und unterrichtet an einer Musikschule, unser Live-Drummer Ulf ebenfalls als Schlagzeuglehrer, ausserdem besitzt er ein kleines feines Studio und ist als Auftragskomponist tätig. Ich bin der Einzige im alten Beruf und als freiberuflicher Physiotherapeut tätig – das hilft falls mal einer im Tourbus körperlich abkackt haha. Und Clint ist in der glücklichen Lage nix machen zu müssen, außer gut aussehen (lach).

  Dann danke ich dir für das geduldige Antworten auf meine Fragen ;) Wenn es noch etwas gibt was du loswerden möchtest, was ich nicht gefragt habe, dann hast du hier freie Bahn:

Sascha:   Ich glaub ich hab schon ziemlich viel geredet…aber ich hoffe natürlich, dass unser Album dort draußen noch viele Freunde finden wird und wenn ihr die Möglichkeit habt, schaut auf nem Gig vorbei!!! Und Bleeding4Metal und Dir Dankeschön, dass ihr trotz Kritikpotenzial Hintergründe beleuchtet habt – so muss es sein ;)

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