Livebericht Babymetal |
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Ein Livebericht von BlindWarlock aus Köln (Live Music Hall) - 07.06.2016 (19850 mal gelesen) |
BABYMETAL ist ein wohl mittlerweile auch über die J-Metal-Szene bekanntes Projekt aus Japan. Die drei doch sehr jungen Mädels, die zur Gründung noch nicht einmal wussten, was Metal eigentlich ist, sind seit ihrem ersten Zusammentreffen stetig beliebter geworden und haben Fans aus der ganzen Welt und aus jedem Bereich zusammengetragen. Mit ihrem letzten Album "Metal Resistance" haben sie zuletzt viel gute Kritik abgeräumt und scheinen noch immer nicht an der Spitze ihres Erfolgsberges angelangt zu sein. Im Rahmen ihrer Welttour zur "Metal Resistance" waren die quietschfidelen Lolitas auch zwei Mal in Deutschland - davon ein Mal am 7.Juni in der Kölner Live Music Hall. Eine musikalisch so begabte Band, die dazu in Deutschland auch noch sehr selten spielt und der erstklassige Auftritte nachgesagt werden, live sehen zu dürfen, ist ein großartiges Gefühl. Selbst wenn man eine lange Reise vor sich hat. Man hat dann immerhin genügend Zeit, sich vorzustellen, wie die Performance einer Idol-Band wohl aussehen könnte. Vielleicht hat man schon einmal etwas aus diesem Bereich aus dem japanischen Kulturkreis gesehen, aber es sich richtig vorstellen, kann man nicht. Es ist ähnlich, wie der erste Festivalbesuch - Aufregung, Spannung, Vorfreude. Die erste Ernüchterung tritt dann auf, als die Schlange in Augenschein kommt. Um zwei Straßenecken, hunderte Meter lang. Im Regen. Für jemanden, der jährlich aufs Summer-Breeze fährt und sich auch mit längerem Stehen auf der Black Earth auskennt nicht so schlimm ohne Überdachung, aber dann schon etwas nervig. Nach einer knappen Stunde anstehen (je nach Position in dem riesigen Rattenschwanz), kommt dann endlich die Kontrolle vor dem Konzert - Wasserflaschen wegschmeißen, Taschen an der Garderobe abgeben und ab in die bereits vor dem Konzert dicht bepackte und aufgeheizte Halle. Um sein Equip muss man sich wenig Sorgen machen - Fotografieren ist nicht erlaubt. Etwas unverständlich, wenn man überlegt, dass Idol-Metal darauf aufbaut, bei Liveauftritten mit toller Optik und tänzerischer Performance aufzutrumpfen. Das Wichtigste vom Konzertfeeling kann man daher schriftlich auch nur schlecht vermitteln. Ein kurzer Blick in die Menge, bevor diese anfängt zu brodeln: Metalheads, Gothics, Visual Keis, Anime-Fans, Cosplayer. Ein wild gepflückter Strauß aus allen Randgruppen, die man so kennt. Mit einigen Minuten Verspätung geht es dann auch endlich los. Nach einem musikalischen Intro der Kami Band in gruseliger Leichen- und Geisteroptik füllt sich die Bühne auch langsam mit drei in dunkle Umhänge gehüllten Gestalten, die sich bald darauf in schulmädchenhafte, reizend gekleidete Sängerinnen verwandeln. Schon mit dem ersten Takt von 'Babymetal Death', dem ersten Song des Abends, beginnt die doch sehr beeindruckende Choreographie. Zu keiner Minute, in der die Mädchen die Bühne als Tanzmatte benutzen, findet man langweiliges Herumstehen. Eine eingeübte Tanzeinlage jagt perfekt ausgeführt die nächste und verwandelt die Bühne fast schon zur Leinwand für ein Tanzvideo mit harter Musikbegleitung. Auch die Crowd wird mehrmals angeheizt: Mit eher gebrochenem Englisch wird zu Walls of Death und Circlepits aufgerufen, auch wenn die Aufforderungen erst nach mehrmaligem Wiederholen von allen verstanden werden. Die Songlist ist ein wenig verwirrend - viele Fanlieblinge, einige alte Lieder, wenig vom neuen Album. Wenn der Aufruf zur "Metal Resistance" schon im Programm steht, erwartet man vielleicht auch ein wenig mehr Musik von der "Metal Resistance". Diese Erwartung tut allerdings der Stimmung keinen Abbruch - mit erstaunlicher Textsicherheit wird aus allen Ecken mitgesungen, und das nicht nur, wenn die momentane Frontfrau zur Wiederholung einer Passage aufruft. Die Stimmung ist erstklassig und steht einem klassischen Metal-Feeling in nichts nach. Mit aufgeheizter Menge und erstklassiger Bühnenshow, die vergessen lässt, dass die Mädels teilweise noch nicht einmal volljährig sind, geht die eine Stunde des Konzertes auch schnell zu Ende. Eine Zugabe gibt es trotz lauter und ausdauernder Forderung der Crowd nicht. So bleibt wohl selbst bei vielen eingefleischten Fans ein kleiner, fader Nachgeschmack. Alles in allem ist es zwar eine geile Show und eine einmalige Erfahrung, wenn man japanische Idol-Auftritte noch nicht kennt, allerdings musikalisch ein etwas ernüchternder Abend. Man steht, wenn man Pech hat, genauso lang oder sogar noch länger an, als das Konzert eigentlich dauert, es ist eng gedrückt wie bei einem Festivalgig und die Konzertkarte ist nicht unbedingt billig für einen so kurzen Auftritt. Einerseits ist es nachvollziehbar, dass junge Mädels auch 'mal früher in die Federn müssen, wenn sie am Tag drauf im Süden Deutschlands das nächste Konzert geben müssen, andererseits ist es wohl auch schlechte Planung, es so einzurichten, dass man den Fans aufgrund zeitlichen Drucks nicht wenigstens eine Zugabe geben kann. Vielleicht sind die drei aber auch einfach erschöpft. Auf jeden Fall wirkt die Crowd nach dem eher plötzlichen Ende etwas verloren und es wird wohl vielen, die BABYMETAL bisher nur von der Scheibe kannten und zum ersten Mal live sahen, gehen wie mir: Eine schöne Erfahrung, aber eine Wiederholung braucht man vielleicht nicht unbedingt. Da hat man von den CDs unter Umständen mehr. Allerdings würde sich eine solche Einlage als Höhepunkt eines größeren Festivals gut machen und wäre ein richtiger Hingucker. Setlist: Babymetal Death Gimme Chocolate!! line! Amore -Sousei- MeTA! Meta Taro Sis.Anger Catch Me If You Can Megitsune Karate Road Of Resistance The One |
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