Sigh - Scenes From Hell

Review von Opa Steve vom 03.02.2010 (7408 mal gelesen)
Sigh - Scenes From Hell Wie nennt man eine Musik, die so klingt wie eine Kreuzung aus DARKTHRONE, Marschorchester und Karneval? Ich glaube, diese Seite ist im Lexikon der Metal-Stile noch unbeschrieben. Und dennoch gibt es da eine Band aus Japan, die genau das umsetzt: SIGH! Black Metal Puristen dürfte der Sound der Jungs und Saxofonistin ziemlich übel aufstoßen. Zwar klingen SIGH extrem räudig, sind gruselig produziert und knarzen schön undergroundig aus den Speakern. Die Vocals röcheln, die Riffs sind brutal, und die Songtitel sind mit 'The Soul Grave' oder 'Scenes From Hell' ja auch allererste Sahne für Kreuzrumdreher und Schminktöpfe. Wenn da das Wörtchen wenn nicht wäre..... Saxofon und andere Blasinstrumente sind vielleicht noch Kult, wenn man sie krass einsetzt. Aber bei SIGH klingen die Bläser wie eine fröhliche böhmische Polka-Party. Für westlich-orientierte Ohren bekommt das Material dadurch einen ziemlich durchgeknallten Anstrich. Titel wie 'L'art De Mourir' reizen dieses Schema komplett aus und verbinden Blastbeats und böse Riffs mit wahren Schunklern und Trompeten-Licks wie im Zirkus. Das führt zum Ergebnis, dass man fast geneigt ist, hier eine Spass-Kapelle zu vermuten, die sich einen Jux erlaubt. Aber weit gefehlt, denn die Japaner meinen es durchaus ernst. Das wird auch klar, wenn man sich die Komplexität vor Augen hält, wie hier Stile zusammengeworfen werden und eine verdammt originelle Variation bildhafter Tonsprache erzeugen, die nach der Vorstellung des Songwriters eben die Vertonung der irdischen Höllenqualen darstellen soll. So bleibt einem gar nichts übrig, außer mit offenem Mund den skurrilen Einfällen zu lauschen.

Es ist beileibe kein leicht verdauliches Album und mag bei einigen Metal-Fans hierzulande sicherlich die Toleranzgrenze überschreiten. Aber in Zeiten, in denen THE DEVILS BLOOD mit ihrem Seventies-Revival schon als Genies gefeiert werden, sollte man open minded genug sein, um sich diesen Stoff mal anzuhören, der in meinen Augen wesentlich mehr Wahnsinn ausstrahlt als die Outputs der holländischen Grenzüberschreiter. Außerdem wird die Scheibe auf jeder Metal-Party auf der vorgerückten Promilleskala sicherlich für einen Aha-Effekt sorgen und vielleicht die Humppa-Welle mit Links wegfegen? Black Polka-Metal, Leute! Für diesen Originalitätsfaktor gibt's direkt 'nen Bonuspunkt obendrauf.

Gesamtwertung: 7.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01 Prelude To The Oracle
02 L'Art De Mourir
03 The Soul Grave
04 The Red Funeral
05 The Summer Funeral
06 Musica In Tempora Belli
07 Vanitas
08 Scenes From Hell
Band Website: www.sighjapan.com
Medium: CD
Spieldauer: 43:02 Minuten
VÖ: 29.01.2010

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