Livebericht Lazuli |
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Ein Livebericht von RJ aus Aschaffenburg (Colos Saal) - 01.05.2015 (12878 mal gelesen) |
Zu diesem Konzert bin ich eigentlich nur gekommen, weil ich mich am 29.11.2014 im Londoner Borderline befand und dort erstmalig die Franzosen Live zu Gesicht bekommen habe (sie spielten dort mit dem Co-Headliner MOON SAFARI). Kennengelernt, was eigentlich schon zu viel gesagt ist, habe ich sie, wenn ich mich recht erinnere, 2011 auf einem Konzert in … Aschaffenburg! Dies auch nur deshalb, weil der Betreiber vor den jeweiligen Konzerten Ausschnitte der Bands, die in Kürze den Colos-Saal bespielen werden, auf einer Leinwand zeigt. So kam ich zu LAZULI, wobei sich der dann zwangsläufig einstellende Wunsch, auch mal ein Konzert dieser Band zu besuchen, als schwierig erwies. In der Vergangenheit scheiterte es an Terminkollisionen und auch daran, dass die Band einfach nicht näher an das Ruhrgebiet herangekommen ist als Aschaffenburg. Doch warum eigentlich Aschaffenburg? Diese Frage musste ich nach dem Konzert im Borderline an Dominique richten, der nach dem Gig wie seine Bandkollegen höchst selbst das musikalische Equipment abbaute. Sein Englisch ist nur rudimentär ausgeprägt, aber mittels einer Dolmetscherin konnte er mir dann verraten, dass LAZULI einfach gerne im Colos-Saal spielen, weil sie die Location mögen und hier auch auf eine treue Fangemeinde treffen. Bestätigen kann ich definitiv, dass der Colos-Saal eine nette Einrichtung ist und auch die Bühne für die Musiker eine ansprechende Größe hat. Hinzu kommt der entscheidende Punkt, nämlich die Akustik, denn egal wo der Zuschauer steht oder sitzt, die Musik kommt absolut sauber an. Es sprechen somit alle Punkte für einen Besuch im Colos-Saal, insbesondere auch, weil hier immer interessante Konzerte laufen. Der Tag der Arbeit ist eine gute Wahl der fünf Franzosen gewesen, in Aschaffenburg aufzuspielen. So zumindest aus meiner Sicht, denn die Autobahn ist an diesem Tag herrlich frei und in zweieinhalb Stunden ist die Strecke von Bochum nach Aschaffenburg bewältigt. Noch ein wenig relaxt und schon muss ich mich auch aufmachen, denn die Uhr rückt immer mehr in Richtung 19 Uhr, wo der Einlass beginnen soll. Es geht straight on Richtung City, denn der Colos-Saal ist sehr zentral in der Innenstadt und in der Nähe vom Hauptbahnhof gelegen. Die Zuschauer sind zu diesem frühen Zeitpunkt noch in überschaubarer Anzahl verteilt und die Tourmanagerin, die ich noch vom Konzert im Borderline her kenne, flitzt wie ein aufgescheuchtes Huhn hin und her. Ihren wachsamen Augen entgeht aber nicht, dass ich ein Tour-T-Shirt der Band aus dem letzten Jahr trage und sie drückte mir auch gleich einen Flyer in der Hand, um mich auf die Herbsttermine von LAZULI in GB aufmerksam zu machen. Ein paar Worte gewechselt und flugs ist die Frau auch schon wieder unterwegs. Zwischenzeitlich füllt sich der Saal so langsam und die Uhr zeigt mittlerweile auch schon fast 20 Uhr an, wir stehen also kurz vor dem avisierten Beginn der Veranstaltung. Schnell hole ich mir noch ein Bierchen, was keine schlechte Entscheidung ist. Der Beginn zieht sich nämlich noch ein bisschen und erst fünfzehn Minuten später geht das Licht aus. Anscheinend gibt es noch ein kleines Problem auf der Bühne, denn Gédéric läuft auf der Bühne herum und muss wohl noch letzte Hand an den Verkabelungen anlegen. Fünf Minuten später ist auch dieses Problem beseitigt und die Band endlich vollzählig auf der Bühne versammelt. Applaus brandet im mit zwischenzeitlich gut 220 Leuten gefüllten Saal auf und nachdem alle Musiker ihre Positionen eingenommen haben, geht es auch endlich los. Doch was ist das? Dominique holt eine Zettelwirtschaft heraus und wirkt etwas verlegen, weil er was vorlesen muss. Mutig legt er los: "Heute ist der erste Mai, ein arbeitsfreier Tag. Ich kann mir vorstellen, dass es ein schöner Tag für euch ist." Spontaner Applaus brandet auf. Dominique liest weiter vor: "Ich hoffe, er ist immer noch schön!" Wie zur Bestätigung brandet erneut Applaus im Saal auf. Dominique kommt mit "Für uns ist er wunderbar, wie immer, wenn wir hier mit euch im Colos-Saal sind." zum Abschluss und kredenzt uns als Publikum eine besondere Form der Liebeserklärung. Man merkt, dass es zwischen LAZULI und dem Aschaffenburger Publikum eine besondere Beziehung gibt, die sogar dazu führt, dass Dominique mit einer vorbereiteten Ansprache auf die Bühne kommt, mit der das Publikum in Verzückung versetzt wird. Das Konzert kann jetzt also auch musikalisch beginnen und geht mit dem Opener 'Déraille' los. Das Publikum quittiert den Auftakt mit frenetischem Applaus und bereitet der Band einen warmen Empfang. Die fünf Jungs benötigen auch keine lange Aufwärmphase und sind von Beginn an präsent. Mit den nächsten Stücken brennen die Jungs ein kleines Feuerwerk ab und schaffen es, den Saal direkt einzufangen und mitzunehmen. Überraschende Komponente bleibt im weiteren Verlauf, dass Dominique mit dem Publikum spricht. So zum Beispiel vor dem Stück 'Le Mar Du Passé', ein neuer Song, der seine Weltpremiere in Aschaffenburg feiern darf. Vorher bittet er aber noch darum, dass keine Aufnahmen gemacht werden und auch bitte nichts auf YouTube veröffentlicht wird. Diese Ansprache scheint ihre Wirkung zu entfalten, ich kann zumindest keinen Zuschauer entdecken, der seine Handykamera für eine Aufnahme in den Himmel hebt. Der Song selbst gehört eher zu der ruhigeren Kategorie, hat einen ernsten Hintergrund und löst bei mir (noch) nicht so die rechte Begeisterung aus. Immerhin wird dieser Tag in Aschaffenburg durch die exklusive Vorstellung eines neuen Stücks zu einem besonderen Ereignis für die Zuschauer, dem noch ein weiteres Ereignis folgen wird. Mit 'Le Lierre' haben die aus dem Süden von Frankreich stammenden Jungs einen weiteren neuen Song dabei, der nach dem Strophe-Refrain-Strophe-Muster funktioniert und etwas beschwingter ist als der erste neue Song. Er ist auch zwei Damen gewidmet, die wohl Inspirationsgeber für diesen Song, der übersetzt "Der Efeu" heißt, waren. Eine weitere freudige Botschaft verkündet Dominique gleich mit, denn es ist ein neues Album in Arbeit. Auch wenn er die Hoffnung gleich wieder versucht zu dämpfen, steigt bei den Zuschauern eine gewisse Vorfreude auf. Mit 'Festin Ultime' wird der Hauptteil des Konzerts abgeschlossen, wobei jeder im Saal weiß, dass das noch nicht alles gewesen sein kann. Dementsprechend verlassen gerade mal eine Handvoll Zuschauer die Veranstaltungsstätte. Für die lautstark geforderte Zugabe lässt sich Romain auch nicht lange bitten und legt eine schwungvolle Einlage hin, die begeistert. Der kurzweilige Soloauftritt wird ebenfalls frenetisch gefeiert und in dieser aufgelockerten Stimmung entern auch die restlichen Musiker wieder die Bühne, um den heiß ersehnten Hit der Band, 'On Nous Ment Comme On Respire', zu spielen. Eine gute Tradition ist das gemeinsame Musizieren an der Marimba. Mit dieser Einlage wurde das Konzert im Borderline abgeschlossen und auch das Aschaffenburger Publikum kommt in den Genuss, wie neun Hände ein Stück performen und sich die Musiker untereinander zu ausgelassenen Späßen hinreißen lassen. Doch auch der schönste Abend muss mal zu Ende gehen und so ist danach leider Schluss. Aber wer weiß, vielleicht sehen wir uns im Herbst in Liverpool wieder… Band: Claude Leonetti - Léode Dominique Leonetti - Vocals, 12-saitige Gitarre Gédéric Byar - Gitarre Romain Thorel - Keyboards, Französisches Waldhorn, Hintergrundgesang Vincent Barnavol - Drums, Percussions, Marimba, Hintergrundgesang Setlist: 01. Déraille 02. Une Pente Qu'on Dévale 03. Homo Sapiens 04. Le Miroir Aux Alouettes 05. Film d'Aurore 06. L'Arbre 07. Multicolère 08. Prisonnière d'Une Cellule Mâle 09. Le Mar Du Passé (Welt-Premiere) 10. Tristes Moitiés 11. Je Te Laisse Ce Monde 12. Abîme 13. Le Lierre (Neu) 14. Cassiopée 15. Les Malveillants 16. Les Courants Ascendants 17. Festin Ultime Zugaben: 18. Keyboard-Solo 19. On nous ment comme on respire 20. Mon Marim'bat Pics: Fred Gasch, Aschaffenburg. Vielen Dank! |
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