Judas Priest - A Touch Of Evil - Live

Review von Elvis vom 16.07.2009 (7686 mal gelesen)
Judas Priest - A Touch Of Evil - Live JUDAS PRIEST, die legendären Helden klassischen Heavy Metals, haben schon einige Live-Alben veröffentlicht, von denen beispielsweise "Unleashed In The East" unbestritten als Klassiker des ganzen Genres gehandelt wird. Nachdem Metalgod Rob Halford Anfang der 90er nach "Painkiller" ausgestiegen war und eine Solokarriere verfolgte, wurde er einige Jahre später durch Tim "Ripper" Owens ersetzt, der ursprünglich einmal in einer JUDAS PRIEST-Coverband gesungen hatte (ein bis dato einmaliger Vorgang, der später sogar im Kinofilm "Rock Star" unter anderem Namen verarbeitet wurde). In diesem Line-Up erschienen zwei Live-Alben, auf denen auch Songs von "Painkiller" zu hören waren. Wenn die neue Live-Platte "A Touch Of Evil" (in Anlehnung an den Klassiker des '91er Werkes) jetzt damit beworben wird, dass nur Songs zu hören sind, die bislang noch auf keiner Live-Veröffentlichung der Priester zu hören waren, so stimmt das damit nur eingeschränkt. Richtig ist jedenfalls, dass Rob Halford nach der Wiedervereinigung 2004 der Band einen deutlichen Popularitätsschub beschert hat und mancher Song zumindest in dieser Originalbesetzung bislang nicht veröffentlicht wurde. Betreiben wir daher an dieser Stelle keine Grundsatzdiskussion über Werbeaussagen, sondern lassen lieber die Musik für sich sprechen und sehen, was diese Konzert-Retrospektive aus den Jahren 2004-2008, also ausschließlich seit der Reunion, zu bieten hat. Da viele Fans und Kritiker seitdem oftmals mehr auf die Stimme des Metal Gods geachtet haben als alles andere, sei jeweils auch etwas gerade zu Rob Halfords Sangesleistung ausgeführt, die manchem je nach Auftritt schon sauer aufstieß.

Das Album beginnt mit zwei Songs von der starken Comeback-Platte "Angel Of Retribution", namentlich mit 'Judas Rising' und 'Hellrider'. Beide Songs bewegen sich im Stile der gesamten 2005er Platte im mittleren Höhenbereich für Halford, in dem der Meister immer noch fraglos starke Leistungen live und im Studio erst recht serviert. Dementsprechend sind beide Songs gut dargeboten, die sehr präsenten Fans jubeln daher zurecht - ein fraglos guter Einstieg. Es geht weiter mit einer Version eines starken Songs von "Painkiller" in Gestalt von 'Between The Hammer And The Evil', der bis zur letzten Tour live ziemlich ignoriert wurde. Insgesamt wird der Song solide dargeboten, auch wenn die Studioversion weiterhin einen Tick überlegen bleibt. Bis auf den Schluß muß Rob seine Stimmbänder auch nicht nennenswert überstrapazieren. 'Riding On The Wind' von der "Defenders Of The Faith" wird ebenfalls sauber dargeboten, wobei's doch schon etwas mehr in die Höhen geht, ohne dabei negativ aufzufallen. Mit 'Death' folgt ein Track der aktuellen Konzeptplatte "Nostradamus". Das Werk spaltete bislang die Fans in zwei Lager und wird wohl auch noch einige Wirkungszeit brauchen, bis ein endgültiges Urteil möglich ist. Der Song - wie die meisten des Doppelalbums getragen - wird gut umgesetzt und man hört Rob Halford an, dass ihm das neue Material in seiner Theatralik gefällt. Mit 'Beyond The Realms Of Death' geht es nun endgültig an die Bandhistorie und einer der absoluten Klassiker wird aufgeboten, der grundsätzlich stimmlich einiges vom Sänger verlangt. Halford schlägt sich achtbar dabei. Natürlich kann man von einem Mann, der auf die sechzig zugeht, nicht mehr stimmlich erwarten, dass er wie vor 30 Jahren klingt, dennoch ist das Gebotene wirklich ordentlich (und wird im übrigen vom so oder so unangreifbaren Bühnencharisma des Metalgotts im Zweifel aufgewogen). Der weitere Klassiker 'Dissident Aggressor' von "Sin After Sin" wird ebenfalls gut dargeboten. Mit dem Quasi-Titeltrack 'A Touch Of Evil' wird wiederum das "Painkiller"-Album besucht. Der Song hat diverse hohe Passagen, um die Halford sich teils zugebenermaßen ein wenig herumlaviert und nicht in extreme Höhen steigt, was ihm jedoch recht geschickt gelingt, so dass der Song dabei nicht nennenswert leidet und auch live noch überzeugt, auch wenn es sich sicherlich nicht um die beste Darbietung des Albums handelt, aber immerhin eine solide Leistung. Rockiger wird es daraufhin mit 'Eat Me Alive' von "Defenders Of The Faith" - dementsprechend keine besonderen gesanglichen Herausforderungen und ein Song, der auch heute noch live gefällt, eine gute Wahl insgesamt. Das "Nostradamus"-Album erhält nun ebenfalls den zweiten Titel auf "A Touch Of Evil: Live", wenn es passend zum Thema des prophetischen Franzosen 'Prophecy" heißt. Der Song ist einer der besten auf dem Album und daher auch live überzeugend, erwartungsgemäß fehlerfrei dargeboten von JUDAS PRIEST und eben auch Rob Halford - völlig zurecht ein Opener für die Konzerte der letzten Tour. Mit dem Titeltrack des gleichnamigen Überalbums schließt das Album mit 'Painkiller', einem der härtesten Songs der Priester insgesamt und vor allem auch in stimmlicher Hinsicht verdammt strapaziös. An dessen Performance in der Neuzeit scheiden sich sodann vermutlich die Geister. Halford wechselt in den im Studio fast durchgehend hohen Passagen immer wieder in mittlere Stimmlagen, was natürlich doch gewöhnungsbedürftig klingt und wird zugegebenermaßen auch immer mal wieder von Hall-Effekten unterstützt. Bei aller Kritik, die gerade für diese Umstände auf ihn einprasselt, möchte ich jedoch zu bedenken geben, dass es einerseits mutig ist, den Song dennoch weiterhin live zu spielen und auch ohne überzogene Nachbearbeitung auf Platte zu bannen. Das verdient fraglos Respekt (bei aller Konzentration auf die Stimme des Metalgottes übrigens: die Leistung der Band, insbesondere auch Scott Travis an den Drums, ist zweifelsohne gut) und man muss stets bedenken, dass Rob natürlich 1991 stimmlich jünger war und man nicht fast zwanzig Jahre später genau dieselbe Stimme bei DIESEM Song erwarten kann. Andererseits möchte ich auch nicht unerwähnt lassen, dass selbst der deutlich jüngere Ripper auf den Live-Platten der Interimsbesetzung von JUDAS PRIEST schon 1998 und 2001 den Song ebenfalls nicht exakt der Studioversion entsprechend sang und live auch entsprechende Abstriche machte. Unter diesen Aspekten handelt es sich hier um eine an den Realitäten orientierte Umsetzung des Songs, die ich weiterhin für sehr achtbar halte. Wer die wirklich hohen Screams hören möchte, muss eben zur Studioversion greifen.

Insgesamt bietet "A Touch Of Evil: Live" einen interessanten und durchaus nicht unrepräsentativen Querschnitt durch altes und neues Material und zeigt, dass Rob Halford und seine getreuen Mitpriester auch nach fast 40 Jahren noch nicht zum alten britischen Eisen gehören, sondern weiterhin Stahl rauslassen an allen Ecken und Enden. Fans bekommen eine empfehlenswerte Ladung geboten und dürfen ruhig zugreifen, Komplettisten des Quintetts aus Birmingham müssen es sowieso.

Gesamtwertung: 8.5 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood dry dry
Trackliste Album-Info
01. Judas Rising (Live)
02. Hellrider (Live)
03. Between The Hammer & The Anvil (Live)
04. Riding On The Wind (Live)
05. Death (Live)
06. Beyond The Realms Of Death (Live)
07. Dissident Aggressor (Live)
08. A Touch Of Evil (Live)
09. Eat Me Alive (Live)
10. Prophecy (Live)
11. Painkiller (Live)
Band Website: www.judaspriest.com/
Medium: CD
Spieldauer:
VÖ: 10.07.2009

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten