Time Lurker - Emprise | |
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Review von Froosti vom 02.12.2024 (100 mal gelesen) | |
Erneut flattert eine Veröffentlichung aus dem Hause "Les Acteurs de L'Ombre" durch mein Fenster. In den vergangenen Jahren hat sich das Label zu einer echten Größe im Bereich Black Metal entwickelt. Besonders im experimentellen/avantgardistischen Bereich liefert das Label einen Brocken nach dem nächsten ab. Heute steht die Band TIME LURKER auf dem Plan, welche mit "Emprise" ihr zweites Album veröffentlichen. Viele Informationen zu der Band lassen sich nicht finden. Es ist das Solo-Projekt von Mick, welcher alle Instrumente eingespielt hat und für den Gesang holt er sich verschiedene Gäste mit ins Boot. Wo es bei der ersten EP und dem ersten Album noch mehrere Sänger gab, findet sich auf "Emprise" nur eine Sängerin. Auch über Sängerin Sotte lässt sich nicht viel in Erfahrung bringen. Lediglich, dass sie bei ein paar Projekten Gesang beigesteuert hat. Geboten werden soll Atmospheric Black Metal, welcher sich um die Themen Selbstzweifel, Leiden und die menschliche Seele drehen soll. Warum ich froh bin, dass die Platte nur 33 Minuten Spieldauer hat und ich sie mir trotzdem direkt wieder auflege, erfahrt ihr hier. Von der Beschreibung und Aufmachung der Platte her sind meine Erwartungen an die Band nicht allzu hoch. Es wirkt wie eine x-beliebige Veröffentlichung in der Schnittmenge aus Depressive Suicidal Black Metal (DSBM) und Atmospheric Black Metal. Zumindest passen die Genres sehr gut auf TIME LURKER, allerdings ist nichts davon x-beliebig. Was die Band auf diesem Album auffährt, ist ein schwarzer, finsterer Brocken, den man so leicht nicht verdauen kann. Von der ersten Sekunde an bis zur letzten schaffen sie es, mich in der Atmosphäre festzuhalten. Allein schon das dronige, leicht noisige Intro hat das Feeling eines guten Horrorfilms. Lange hält sich die Band aber damit nicht auf und das Gewitter lässt nicht lange auf sich warten. Mick macht an den Instrumenten eine gute Figur und es wirkt auch so, als ob die Musik sehr durchdacht ist. Mick weiß ganz genau, wann er welche Instrumente wie einsetzen muss, um eine intensive Atmosphäre zu erzeugen. Das Schlagzeug baut eine donnernde Soundwand auf und hämmert unnachgiebig auf meinen Schädel ein. Auf dieser Basis können sich die Gitarren dann austoben und im Laufe des Albums variieren diese auch häufig. Von rasantem Tremolo-Picking über wildes Geschredder hin zu melodischen Leads ist alles vorhanden, was dem geneigten Metaller gefällt. Besonders die eingebauten melodischen und ruhigeren Parts geben der Musik mehr Raum, um sich zu entfalten, und uns Hörern geben sie auch eine kurze Ruhepause. Auch in Sachen Geschwindigkeit wird viel Abwechslung geboten, auch wenn es nie zu einer typischen Black Metal-Raserei kommt. Die volle Ausrichtung auf die drückende Atmosphäre sorgt dafür, dass die einzelnen Songs gut ineinander übergehen, aber sich auch wenig voneinander unterscheiden. Ebenso bleibt bei den ersten Durchläufen nicht allzu viel hängen und man muss sich das Album erarbeiten, um es genießen zu können. Mit dem Gesang steht und fällt eine Platte am ehesten. Da können die Instrumente noch so gut ausgespielt werden, wenn die Vocals nicht passen, hat das Album für mich keine Chance. Auch TIME LURKER müssen sich diesem Test stellen und das wird keine leichte Angelegenheit für die meisten Zuhörer werden. Sängerin Sotte liefert mit ihrem verzweifelten, heulenden Gesang eine DSBM-Leistung ab, wie sie im Lehrbuch steht. Der Gesang sticht tief in die Gehörgänge und unterstreicht die Grundstimmung des Albums hervorragend. Lediglich im Song 'Disparais, Soleil' baut sie ein wenig Klargesang, wenn auch weit im Hintergrund, mit ein. Aus eigener Erfahrung heraus weiß ich, dass viele Black Metal-Fans mit dem typischen Geschrei und Geheule vom DSBM so ihre Schwierigkeiten haben. Aus meiner Sicht hat es zum Vorteil, dass "Emprise" vergleichsweise kurz ist. Damit überreizen TIME LURKER meine Gehörgänge nicht und ich kann mich auch von den Vocals in den Abgrund ziehen lassen. Ebenso nutzt die Band lange instrumentale Parts und setzt die Vocals nicht dominant in den Vordergrund. Der abschließende Track 'Fils Sacré' ist sogar ein instrumentaler Titel. Das selbstbetitelte Vorgänger-Album hat allerdings eine Spielzeit von knappen 49 Minuten. Ich habe so meine Zweifel, ob es mir dort ähnlich ergangen wäre. In Sachen depressiver, drückender Atmosphäre macht TIME LURKER so schnell niemand etwas vor. Die Stimmung von "Emprise" zieht einen von der ersten Minute an in den Bann und wirft einen gegen Ende unsanft wieder hinaus. Mit den vielen Variationen im Sound, dem heulenden Gesang und der Stimmung der Platte entwickelt sich das Album zu einem schwer verdaulichen Brocken, der einiges an Arbeit braucht, um seine volle Wirkung zu erfassen. Wer davor nicht zurückschreckt, sollte hier ein Ohr riskieren. Gesamtwertung: 8.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Emprise 02. Cavalière De Feu 03. Poussière Mortifère 04. Disparais, Soleil 05. Fils Sacré | Band Website: www.facebook.com/timelurker Medium: CD, LP Spieldauer: 33:35 Minuten VÖ: 15.11.2024 |
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