Tygers Of Pan Tang - Animal instinct (Reissue) | |
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Review von Damage Case vom 22.11.2024 (32 mal gelesen) | |
Tiger sind die wahren Könige des Tierreichs! Der Autor dieser Zeilen ist diesen Geschöpfen nicht nur wegen He-Mans Battle Cat, Janoschs kleinem Tiger, dem Kellogg's- oder dem Esso-Tiger (ja, der im Tank!) verfallen. Und wenn eine Band dann auch noch TYGERS OF PAN TANG heißt (was so ziemlich einer der coolsten Bandnamen ever ist) riecht das nach Perfect Match. Auf die ersten vier Alben dieser NWOBHM-Legende trifft das auch uneingeschränkt zu. Speziell die beiden Kracher "Wild Cat" (1980) und "Spellbound" (1981) gehören zum allerfeinsten Schwermetall, welches in den 1980ern auf der britischen Insel geschmiedet wurde. Doch erst hatten die Jungs kein Glück, und dann kam noch Pech dazu, wie man so schön sagt. Zunächst verloren sie nach dem Debüt ihren Originalsänger Jess Cox und zwei Jahre später ihren Gitarrenhelden John Sykes (er machte anschließend bei THIN LIZZY, WHITESNAKE und BLUE MURDER Weltkarriere). Ab "The Cage" (1982) versagten schrittweise die Songwritingfähigkeiten der Band. Der Anbiederung an Hair Metal folgte 1987 der Ausstieg von Sänger John Deverill und folgerichtig im selben Jahr noch die komplette Bandauflösung. Mit dessen Nachfolgern Tony Liddell und Richie Wicks sowie Live- und Studio-Comebackversuchen seit Jahrtausendbeginn kamen die TYGERS um Gitarristen, Songwriter und einziger Konstante Robb Weir jedoch nicht einmal ansatzweise zu altem Fellglanz zurück. Das änderte sich jedoch ab 2004 mit dem Einstieg des italienischen Fronters Iacopo Meille aka Jack Meille, der hinsichtlich Stimme und Präsenz den ersten beiden Vokalisten problemlos das Wasser reichen kann. Diese Personalie ist auch deshalb von Bedeutung, weil mit dem Einstieg des heute noch aktuellen Sängers ein spürbarer Ruck durch Band, Songwriting und Bühnenperformance ging. Die NWOBHM-Veteranen sind seitdem wieder ein bissiges und angriffslustiges Rudel, mal rockiger, mal mehr auf alten Metal-Pfaden, aber niemals mehr so bedeutungslos wie auf den teilweise gruseligen Alben zwischen "The Wreck-Age" (1985) und dem absoluten Qualitativ-Tiefpunkt, dem durch und durch kraft- und sogar Tiger-losen "Noise From The Cat House" (2003). 2008 folgte sodann der Beweis anhand des Albumcomebacks "Animal Instinct", dem damals neunten Album der TYGERS OF PAN TANG. Bereits der flotte Einstieg mit den beiden Songs 'Rock Candy' und 'Cry Sweet Freedom' lüften ordentlich den Muff aus dem Tigerfell. Dieses Album zeichnet aus, dass es keine Stinker enthält. Alle Songs passen zusammen, Balladen gibt es keine, es wird konsequent durchgerockt. Von der ein Dreivierteljahr zuvor zum Einstand des neuen Sängers erschienen EP "Back & Beyond" sind die beiden neuen Kompositionen 'Live For The Day' und 'Bury The Hatchet' enthalten, für "Animal Instinct" jedoch neu eingespielt und mit doppelter Power als im Original. Auffällig ist, dass sich die Songs auf "Animal Instinct" stilistisch nicht den ersten Alben der TYGERS anbiedern, sondern einen sich bis heute weiterentwickelnden neuen, eigenen Charakter präsentieren, der kraftvoll zeitgemäßen Classic Rockern wie WHITESNAKE, DEF LEPPARD, BLACK STAR RIDERS oder auch in Würde ergrauenden Metallern wie SAXON in ihren besten Momenten in nichts nachsteht. Das schon nicht üble Originalcover wurde für extra dieses auf mehreren Medien aufgelegten Reissue (unter anderem hellblau-transparentes Vinyl, limitiert auf 500 Stück) durch eine richtig tolle Zeichnung von Andy Pilkingto, der bereits die beiden letzten Outputs der Band optisch auf Weltklasseniveau in Szene setzte, ausgetauscht. Außerdem gibt es neben dem Remaster von Marco Angioni noch den zuvor unveröffentlichten Bonus-Song 'Don't Say R'n'R Is Gonna Die' als Zugabe. Dieser entpuppt sich als flotter Rocker mit packendem Refrain, alles andere als eine schwache B-Seite. Fazit: Dieses Album war und ist richtig gut und alle Fans und Sympathisanten, die es noch nicht in ihrem Besitz wissen, sollten bei dieser wertigen Neuauflage zugreifen. Alles in allem konnten die TYGERS OF PAN TANG 2008 mit diesem Album durchweg überzeugen und damit eine Rückkehr einleiten, der seitdem vier weitere hochklassige Alben folgten. Wer's nicht glaubt, sollte nur mal in das bockstarke aktuelle Album "Bloodlines" (2023) reinhören! Diese Konstanz an Veröffentlichungen sorgt dafür, dass die Band auch 2024 nicht zu einer dieser KIT-Nostalgie-Acts mit 'truer' Setlists aus grauer NWOBHM-Zeit verkommen sind, sondern so frisch wie eh und jetzt im Dschungel der klassischen Metal-Bands das Revier markierend ihre gestreiften Kreise zieht. Anspieltipps: 'Rock Candy' hat zwar einen bescheidenen Titel, aber diese viereinhalb Minuten Albumeinstieg überraschten damals alle, die es gut mit den TYGERS meinten und eigentlich mit der nächsten Enttäuschung gerechnet hatten - doch weit gefehlt, denn auf "Animal Instinct" gibt es keine Ausrutscher oder Ausschussware zu hören. So hält direkt der zweite Song 'Cry Sweet Freedom' mit tief in den 1980ern beheimateter Melodieführung dieses Level problemlos. Es geht aber auch härter, denn 'Let It Burn' packt mit seinem Doublebass und fettem Riffing. 'Hot Blooded' ist ein perfektes Beispiel für metallisch angehauchten Classic Rock, ausgestattet mit fettem Groove und getragen von Meilles grandioser Stimme. Und wer genau hinhört, erhält mit 'Bury The Hatchet' ein Songgeschenk, das so sehr nach einer der wenigen Bands klingt, die bis 1981 tatsächlich auf Augenhöhe mit IRON MAIDEN performten. Wahnsinn! - ohne Wertung - | |
Trackliste | Album-Info |
01. Rock Candy 02. Cry Sweet Freedom 03. Live For The Day 04. Let It Burn 05. If You See Kay 06. Hot Blooded 07. Devils Find A Fool 08. Winners And Losers 09. Cruisin' 10. Bury The Hatchet 11. Dark Rider 12. Don't Say R'n'R Is Gonna Die (Bonus Song) | Band Website: www.tygersofpantang.com Medium: CD, LP Spieldauer: 53:55 Minuten VÖ: 22.11.2024 |
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