Speedrush - Division Mortality | |
---|---|
Review von baarikärpänen vom 08.10.2024 (12907 mal gelesen) | |
Es sollte sich ja mittlerweile herumgesprochen haben, dass gerade griechische Fans ihren "Helden" nahezu treu ergeben und mit Herzblut bei der Sache sind. Egal wie die europäische Presse zum Beispiel MANOWAR abgewatscht hat, bei den Hellenen hatten die US-Amerikaner weiterhin einen mächtig dicken Stein im Brett. Das traf auch auf MANILLA ROAD zu. Kein Wunder dann auch, dass Truppen wie ICED EARTH oder CIRITH UNGOL ihre Live-Scheiben bei den Shows in Athen mitgeschnitten haben. Auf die griechischen Supporter war und ist eben Verlass. Ebenfalls kein Wunder, dass aus Griechenland - neben einigen Kapellen, die sich dem Todesblei verschrieben haben - besonders viele Truppen kommen, die sich dem epischen Stahl widmen und diesen Stil fast schon zelebrieren, oft sogar auf höchstem europäischen Niveau. Was mir aber recht selten untergekommen ist, sind die Bands, die sich aus dem reichlichen Fundus des Speed- oder Thrash Metals aus der Blütezeit Mitte der 80er bedienen. Genau zu jenen zählen SPEEDRUSH. So neu sind SPEEDRUSH nun auch nicht mehr. Die Band existiert seit 2005, die erste Single erschien sogar noch zu einer Zeit, als Myspace der nächste heiße Scheiß war, bei dem jeder dabei sein musste. Satte neun Jahre später, 2017, gab's in Form des Debüts "Endless War" ein weiteres Lebenszeichen. Ich kann mich noch dunkel erinnern, dass ich die Scheiblette seinerzeit zwar ganz nett, aber für gewaltig ausbaufähig hielt, was sich beim erneuten Reinhören dann auch 2024 so verhält. Aber wir sind ja nicht hier, um uns über den Erstling zu unterhalten, sondern widmen uns dem neuen Langdreher "Division Mortality", für den SPEEDRUSH mal wieder satte sieben Jahre gebraucht haben. Und was soll ich sagen, es hat sich mehr als gelohnt, denn die Griechen haben die Zeit seit 2017 wirklich gut genutzt, um das neue Album einzutüten. Heuer stimmt hier wirklich alles, der berühmt-berüchtige Arsch auf Eimer also. Aber was 2017 schon galt, ist auch heute noch so: Man darf sich vom Bandnamen nicht auf's Glatteis führen lassen, denn mit Speed Metal, wie ihn SAVAGE GRACE oder frühe METALLICA, MEGADETH gespielt haben, oder mit der etwas derberen Variante von EXCITER oder RAZOR haben SPEEDRUSH so gut wie nichts am Hut. Zum Glück aber auch nicht mit diesem unsäglichen Black Thrash. Sorry, aber wenn ich Thrash hören will, dann mit einem Sänger oder Shouter am Mikro, aber nicht mit einem Krümelmonster. Und was das angeht punkten SPEEDRUSH auch auf ganzer Linie. Was erwartet einen also, wenn man sich "Division Mortality" zu Gemüte führt? Man kann es kurz machen und sagen, dass das Album ein einziger Gong auf die Zwölf ist, ein 41-minütiger Tritt in den Allerwertesten. Selbst der als Intro fungierende Titelsong geht als Kracher durch, der keine Gefangenen macht. Vor allem aber ist "Division Mortality" ein klarer Beweis dafür, wie SPEEDRUSH sich kontinuierlich seit dem Debüt entwickelt haben. Das hier hat im Vergleich zum Erstling mehr Geschwindigkeit, mehr Härte und vor allem bei den Gitarren einen gewaltigen Schuss Melodie spendiert bekommen. Keine Ahnung, ob Nick Ratman oder Tasos P. für die Soli verantwortlich sind (oder sind es beide?), aber im Gegensatz zu so manch anderer Thrash-Kapelle bekommen Freunde der sechssaitigen Kunst hier wirklich etwas geboten. Toll auch, wie die Griechen es schaffen, das Gaspedal wirklich von der ersten Sekunde an bis zum rein akustisch gehaltenen Outro bis zum Bodenblech durchzutreten, ohne auch nur einen Moment der Langeweile aufkommen zu lassen. Das gelingt ihnen mit ihren gezielt eingesetzten Tempowechseln, die jederzeit songdienlich sind, ohne aber - und das ist der Punkt - in Tech-Thrash Gefilde abzudriften. Einen echten Anspieltipp rauszusuchen, fällt unendlich schwer. Und das liegt nicht daran, dass sich kein Song dazu eignet, sondern schlicht und ergreifend daran, dass "Division Mortality" wie aus einem Guss klingt, das komplette Scheibchen ein einziges Highlight ist. Seinen nicht unwesentlichen Beitrag dazu liefert Sänger Nir Beer, dessen aggressive Stimme (kein Gegröhle!) wie gemacht ist für diese Musik. Mich erinnert der Gute mehr als einmal an einen gewissen Mille. Überhaupt, will man eine Referenzband für dieses Scheibchen ranziehen, dann fallen einem immer wieder KREATOR ein. "Division Mortality" klingt wie der Missing Link zwischen "Pleasure To Kill", "Terrible Certainty" und "Extreme Aggression". Wir sprechen hier aber niemals von Abkupfern, das sei festgehalten. Ein größeres Kompliment kann man SPEEDRUSH nicht machen, finde ich. Chapeau auch dafür, dass die Griechen bei der Produktion authentisch geblieben sind und keinen geringeren als Mario López (unter anderem Cover für EVIL INVADERS, SPACE CHASER oder TOXIK) für das Artwork gewinnen konnten. Da lohnt sich die Anschaffung des Vinyls auf jeden Fall. Kurze Anmerkung noch zum als Outro fungierenden akustischen 'Fade To Flames', das mich gerade verzweifeln lässt, weil mir partout nicht einfallen will, wo ich diese Melodie schon mal gehört habe. Hinweise dazu sind gern gesehen. Bleibt abschließend festzuhalten, dass wirklich JEDE/R, der oder die ohne Thrash der teutonischen Schule der 80er Jahre nicht leben kann, sofort die Beine (oder den Click-Finger) in die Hand nimmt und sich umgehend dieses tolle Album einverleibt. Die Schweden von Jawbaker Records haben mit dem Signing von SPEEDRUSH (mal wieder) Geschmack bewiesen. Da ist es auch zu verkraften, daß sich der Drummer Andreas Disco Destroyer nennt (selbst das Pseudonym von SODOM's Grave Violator war schon 1984 weniger als semi-lustig). Bei mir schrammen SPEEDRUSH mit "Divison Mortality" nur knapp (wirklich, ganz knapp) an der Höchstnote vorbei. Gesamtwertung: 9.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Division Mortality (Intro) 02. Ride With Death 03. Feeding The Carnivores 04. Sons Of Thunder 05. Blood Legacy 06. Divine Damnation 07. Iron Wisdom 08. Beyond The Vortex 09. Fade To Flames (Outro) | Band Website: www.facebook.com/speedrushmetal Medium: CD, LP, digital Spieldauer: 41:22 Minuten VÖ: 11.10.2024 |
Alle Artikel