Grand Massive - Houses Of The Unholy

Review von derkleinekolibri vom 02.06.2024 (10006 mal gelesen)
Grand Massive - Houses Of The Unholy Leicht schläfrig gleitet mein Blick in Richtung Nachthimmel. Ein leises, mir gänzlich unbekanntes Geräusch erklingt. Ein Blick auf die Uhr: diese zeigt 23:32 Uhr. Das Geräusch wird intensiver und lenkt meine Aufmerksamkeit wieder gen Himmel. Ein kleines Licht erscheint, zuerst kreisrund mit verwaschenen Rändern. Schnell nimmt die Erscheinung Form an und füllt immer mehr das Sichtfeld aus. Ein Flugobjekt, ähnlich den Lancets des Raumschiffs Orion, nähert sich, dabei immer langsamer werdend. Plötzlich bricht höllischer Lärm los. Das unbekannte Flugobjekt setzt zur Landung an. Nachdem sämtliche Rauchschwaden verschwunden sind, erkenne ich an der unteren Hälfte des Objekts einen Schriftzug: "DOOM OR DIE" steht dort in glänzenden Großbuchstaben. Doom or die? Das sagt mir doch etwas. Bevor ich jedoch mein Gehirn weiter strapazieren muss, öffnet sich eine große Klappe, in deren Hintergrund ich an einer schwarzen Wand in weißen Lettern "Houses Of The Unholy" lesen kann. Eine Gestalt schält sich aus der Dunkelheit, eine Gitarre in der Hand haltend und düstere Riffs spielend. "Mensch, Jochen, altes Haus", entfährt es mir, denn diesen sympathischen Kerl habe ich letztes Jahr gleich mehrmals gesehen, und zwar einmal im roten Saal des Nürnberger Z-Baus und dann bei AGAINST EVIL in Weiden. Als Zweiter klettert Peter Wiesenbacher, ebenfalls mit Gitarre, und danach Alex Andronikos, dem der doomig-düstere Gesang ins Wiegenbett gelegt wurde, aus dem Luftfahrzeug. Randy M. Salo entsteigt, seinen schweren Bass zupfend, nun dem Gefährt - für mich ein neues Gesicht, da er in Nürnberg letztes Jahr leider krankheitsbedingt ausfiel. Und dann - ich wusste zwar, wer noch fehlte - wurde ich doch überrascht, denn Holger Stich wurde mit seinem kompletten Drumset auf einer Bühne hydraulisch nach draußen befördert, selbstverständlich seine Sticks weiter auf sein Equipment dreschend und mit den Füßen arbeitend. Nach knapp sieben Minuten war der doomig-düstere Spuk vorbei.

GRAND MASSIVE standen vor mir, grinsten sich eins und setzten sofort zu ihrem zweiten Song 'Unwritten Prophecy' ihrer aktuellen EP "Houses Of The Unholy" an. Die düstere Atmosphäre lockerte sich ein wenig, dafür nahm dieser Song etwas mehr Fahrt auf und konnte mein immerwährend vorhandenes Verlangen nach Härte befriedigen. 'The Last Mountain' leitete schließlich Randy mit wundervollen Basslinien ein. Was es hier an Rhythmus-, Stimmungs- und Tempowechseln gab, beeindruckte mich zutiefst. Da ich das Stück mit geschlossenen Augen genoss, konnte ich nicht erkennen, welcher der beiden Gitarristen hier ein ums andere Mal so schnell seinen Gitarrenhals rauf und runter malträtierte, dass ich mich nicht der wohlig meinen Rücken entlang laufenden Schauer erwehren konnte. Allerdings stellte sich meine Einschätzung als komplett falsch heraus, denn fast jedes Solo wurde von Doug Pearcy (BLIND ILLUSION, ex-HEATHEN, ex-ANVIL BITCH) eingespielt, den ich aber nicht zu Gesicht bekam. Stark im Zeichen Holgers wird dann das schleppende, düstere, doomige und leicht an Stoner erinnernde 'Call Of Demons' vorgetragen. Ein letztes Mal stellen sich die Jungs in Position, blicken mich grinsend an und drücken noch einmal mächtig auf die Doom-Tube. Zuerst traue ich meinen Ohren nicht. Das kann doch nicht sein. Oder doch? Die Jungs spielen eine Coverversion eines Titels einer meiner drei Lieblingsbands: 'Jump In The Fire'! Mehr muss ich sicher nicht sagen, jeder kennt die Band, die erst letztens ein auf zwei Tage aufgeteiltes Konzert in München gegeben hat: METALLICA! Ist das nun anmaßend oder gar Majestätsbeleidigung? Ist es nicht. GRAND MASSIVE spielen das Stück nämlich nicht nur leicht verändert einfach nach, sondern haben ihm ihren ureigenen Soundstempel aufgedrückt. Prima!

Um Mitternacht war das Spektakel schließlich vorüber. Ich habe eine Spielzeit von 27 Minuten und 7 Sekunden gemessen.

Die Bayern sind seit 2009 unterwegs, haben bereits vier Alben sowie etliche Singles eingespielt und erfreuen sich besonders im süddeutschen Raum wachsender Beliebtheit. Was nicht verwundert, denn wer einmal die Wucht eines Liveauftritts von GRAND MASSIVE erlebt hat, möchte mehr davon. "Houses Of The Unholy" entstand, um die Fans nicht noch länger auf ein neues Album warten zu lassen, denn immerhin liegt das letzte Album "IV" schon wieder vier Jahre zurück. Aber es soll auch nicht als Lückenfüller missverstanden werden. Man hätte aus dieser EP aber auch locker ein fünftes Album machen können: Zwei Titel mehr aufnehmen und fertig wäre Album "V", wenn man der typischen Nummerierung folgen würde.

Gesamtwertung: 9.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Those From The Shadows
02. Unwritten Prophecy
03. The Last Mountain
04. Call Of Demons
05. Jump In The Fire
Band Website: www.facebook.com/GRANDMASSIVE
Medium: CD
Spieldauer: 27:07 Minuten
VÖ: 23.05.2024

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