The Good The Bad And The Zugly - Decade Of Regression | |
---|---|
Review von John Torronto vom 29.04.2024 (9442 mal gelesen) | |
Wie sagt man so schön: Wenn sich ein Tor schließt, öffnet der Rock 'n' Roll Gott (also LEMMY) eins an anderer Stelle. In diesem Falle ist das geschlossene Tor TURBONEGRO (R.I.P) und das neue THE GOOD, THE BAD AND THE ZUGLY (im Folgenden GBZ abgekürzt). Wie die offensichtlich großen Vorbilder (TURBONEGRO, GLUECIFER usw.), stammen auch GBZ aus dem kühlen Norwegen, was man dem Sound auch irgendwie anhört, der derweilen doch recht rau und rotzig aus den Boxen suckt. Jetzt gibt es das schlechteste Album der bisherigen Bandgeschichte, so sagt es zumindest die Band selbst. Warum soll dieses schlecht sein? Ganz einfach, es handelt sich ausschließlich um B-Seiten und Songs, die es vorher nicht auf die Alben geschafft haben. Ich nehme an dieser Stelle mein Fazit ein wenig vorweg: Mit diesem Understatement hat die Band nicht ganz unrecht. Hören wir also mal gemeinsam rein. Let’s go! "Decade of Regression" lässt ebenso wie die meisten Songtitel sowohl den Sarkasmus als auch die Genialität der Songs und Texte anhand der Wortspiele erkennen. Mit Witz und Charme ('Walk around the Porridge'; erste Singleauskopplung), aber auch der nötigen Wut im Bauch wird nicht nur ein Partyfass geöffnet wie bei 'The Power of Beer', sondern oft klare Kante gegen Faschismus, Sexismus, soziale Ungerechtigkeit und andere Aluhut-Schwurbler gezeigt. Auf jeden einzelnen Song einzugehen sprengt den Rahmen einer jeden Rezension, weil es so viel zu entdecken gibt. Als Schnellschuss sind aber 'Going Postal', 'Before And After', 'Velcro-Mags' und 'I Hate Conversations' zu nennen, die richtig Arsch treten und energetischen Spaß verströmen. Der rotzige, wütenden Gesang Ivar Nikolaisens (unbedingt in das neuste KVELERTAK Album reinhören, da ist der gute Mann auch fantastisch zugange) erinnert zuweilen an THE UNSEEN oder THE CASUALTIES und bildet eine perfekte Melange mit den melodischen Backing Vocals und Gang Shouts. Die Gleiche Mischung liefert uns die Instrumentalisierung: Von ruhigen melodischen Tönen bis zu knüppeligem Hardcore, zum Beispiel bei 'Abscession', ist in dieser Wundertüte alles enthalten. GBZ liefern mit "Decade of Regression" ein gutes Scandi-Rock-Album ab, das den Zuhörer irgendwo in den 90ern abholt und im Hier und Jetzt mit einem wohligen Gefühl wieder auskotzt. In meinen Ohren bekommt das Album nur neun Punkte, weil die Vorgängerplatte "Research and Destroy" schon mit 9,5 Blutstropfen wegkommt und "Algorithm & Blues" müsste ich eigentlich mit 11 Blutpunkten bewerten. So gesehen haben GBZ also tatsächlich Recht damit, dass es sich hierbei um ihr bisher schlechtestes Album handelt. Langer Rede kurzer Sinn: Wer auf schnellen und spaßigen Arschtreter-(Punk)rock steht, aber auch wichtige und ernste Botschaften vertritt, der kann beherzt zugreifen. Wer da nicht drauf steht, sollte unbedingt zugreifen, um seinen Horizont zu erweitern - sonst entgehen einem noch solche musikalischen Kleinode. Und dann einfach die Platten in ihrem Erscheinungsdatum rückwärts hören, sie werden nämlich immer besser. Lasst uns alle laut die Classic Oslo Attitude skandieren! Gesamtwertung: 9.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01 Before And After 02 Walk Around The Porridge 03 D.I.S.E. 04 Krenk It Up! 05 Abscession 06 Classic Oslo Attitude 07 A Couple Of Dudes 08 Going Postal 09 Hate Conversations 10 Velcro-Mags | Band Website: Medium: CD + digital Spieldauer: 26:58 Minuten VÖ: 05.04.2024 |
Alle Artikel