Gothminister - Gothic Electronic Anthems

Review von Odin vom 14.04.2003 (8810 mal gelesen)
Gothminister - Gothic Electronic Anthems Lange habe ich mich geweigert, diese CD ganz durchzuhören. Inzwischen kann ich aber wirklich gut damit leben, erschreckenderweise ertappe ich mich sogar an ein bis zwei Stellen, regelrecht mit dem Kopf zu wippen und mitzusummen - vielleicht sollte ich mal zum Arzt gehen...

Nach den naturbedingten zwei Punkten Abzug für Genre-fremde Alben ist die Ausgangslage für den Gothminister nicht sehr rosig. Elektro/Industrial mit düsteren Ambitionen - nicht gerade eine Richtung, die bei mir mit Vorschusslorbeeren bedacht ist. Aber nun, hin und wieder ist doch jeder von uns so richtig open-minded und hört auch mal was poppiges, oder?

Die Single-Auskopplung "Angel" jedenfalls zieht gleich als zweiter Song etwas Aufmerksamkeit auf sich. Man fühlt sich an die Mitte der Neunziger erinnert, als Projekt Pitchfork auch noch etwas härter industriell fertigten und mit Laibach, Oomph! und Kollegen wie Strapping Young Lad zusammen auf dem Command&Conquer Soundtrack erschienen. Hypnotischer Refrain, netter Beat [ohje, hoffentlich wache ich bald wieder auf! - Anm. d. Verf.].

Auch das folgende "The Holy One" macht mit dem Pre-Chorus "It's the time, it's the place..." Laune, wenn es mir auch irgendwoher bekannt vorkommt. Mehr als flüssig und langweilig sind dann allerdings die "Soli" in Form von Synthie-Eskapaden. "Pray" klingt irgendwie wie Scooter feat. Dani Filth in tiefergelegt und will übersprungen werden.

Seit dem vorletzten Durchgang ist mir auch Rammstein ständig gegenwärtig, denn so manches "Riff" klingt tatsächlich wie deren primitive aber äußerst effektive Stampferei. So könnte das schon angesprochene "Angel" vielleicht sogar eine Single der (nicht mehr möglichen) Weiterentwicklung der NDH-Überflieger sein. Noch deutlicher wird es im coolen "Devil" (welcher übrigens von jemandem gegeben wird, der verdammt nach Pete Steele klingt), wo der Keyboardsound von Rammsteins "Sehnsucht" sein könnte.

Akkustische Gitarren läuten dann "Shadows of evil Sins" ein, der Minister klingt unverfälscht, ein bisschen wie Chris Boltendahl im Bonustrack des letzten Albums (Black Cat). Wo man dem Anspruch so düster und bedrohlich zu sein sonst wirklich nicht gerecht wird, kann man hier doch Atmosphäre erzeugen. Der Frauenchor mit Glöckchenbegleitung ist dann aber wieder eher lächerlich.

Danach wieder ein Rammstein-Stampfer - sind die Berliner etwa nach Norwegen ausgewandert? Naja, es fehlen dann doch mindestens zwei Gitarren und ein echtes Schlagzeug, aber vielleicht ist es ein Projekt des Keyboarders. Stimmungsvoll werden in "Hatred" zwei Charaktere in Szene gesetzt, wobei die tiefe Stimme schon bald die dauerhafte Oberhand gewinnt.

Seltsamerweise steigert sich das Debut-Album dieses Schattenministers mit der Spielzeit, wo andere mit dem Abflachen zu kämpfen haben. Vielleicht mache ich mir eine Kopie, auf der vom Anfang ein paar Songs weggelassen werden. Die könnte es immer mal wieder in dem Player schaffen.

Hier muss ich wirklich mal über meinen Schatten springen und sagen - Daumen hoch, für Elektrogeplärr wirklich nett. Ein Blick über den Tellerrand kann lohnen. Jetzt muss ich nur noch zusehen, wie ich dieses Review irgendwie verschwinden lassen kann oder schnell ein ärztliches Atest über Unzurechnungsfähigkeit beschaffen...

Gesamtwertung: 7.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood dry dry dry
Trackliste Album-Info
01. Gothic anthem
02. Angel
03. The holy one
04. Pray
05. The posession
06. Devil
07. Shadows of evil sins
08. Hatred
09. Wish
10. March of the dead
11. Post ludium
Band Website: gothminister.com
Medium: CD
Spieldauer: 38:47 Minuten
VÖ: 14.04.2003

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