Air Raid - Fatal Encounter | |
---|---|
Review von baarikärpänen vom 24.02.2023 (5251 mal gelesen) | |
Hach, was war das noch schön, als Heavy Metal einfach nur Heavy Metal war. Völlig egal, ob da SAXON auf dem Cover stand oder aber SLAYER, HELLOWEEN, CELTIC FROST etc. pp. Mittlerweile wird ja alles in verschiedene Subgenres gepackt. Da verwundert es dann auch nicht, wenn es eine "New Wave Of Swedish Heavy Metal" gibt, zu denen sich AIR RAID zählen. Dabei brauchen AIR RAID spätestens seit ihrem letzten Werk "Across The Line" solche Kategorien gar nicht mehr, denn der qualitätsbewusste "Mettler" weiß ganz genau, wofür die Schweden stehen. Und das beweisen sie eindrucksvoll mit ihrem neuen Langeisen "Fatal Encounter". Wohl auch wegen der verdammichten Pandemie musste die Gemeinde satte sechs Jahre auf dieses Album warten. Zeit, in der es innerhalb der Band mal wieder mächtig im Karton gerappelt hat. Immerhin waren es "nur" die Posten hinter den Kesseln und an den dicken Saiten, die neu besetzt werden mussten. Wir erinnern uns, dass es beim letzten Dreher noch den Sänger betraf, quasi das Aushängeschild einer Formation. Wie dem auch sei, AIR RAID haben die etwas längere Pause sinnvoll genutzt und an einigen Stellschrauben gedreht. Im Gegensatz zu ihren Landsmännern ENFORCER, bei denen der Bruch einige Fans vor den Kopf gestoßen haben dürfte, beweisen AIR RAID aber ein geschicktes Händchen. Hier eine Nuance mehr Melodic Metal, dort eine Prise Power Metal, fein abgeschmeckt mit speedigen Riffs, fast schon neoklassischen Soli und Powerdrumming, abgerundet von Sänger Fredrik Werner, der sich seit dem sehr guten "Across The Line" nochmals gesteigert hat. Heraus kommt ein Album, das fest verwurzelt ist im ursprünglichen Metal, aber frisch und unverbraucht klingt. Schon der Opener 'Thunderblood' kann hier voll überzeugen und wenn mich spätestens der Solopart des nachfolgenden 'Lionheart' an die damals sträflich unterschätzten BISCAYA erinnert, dann hab' ich ein freudiges Lächeln auf den Lippen. Wie sehr AIR RAID an ihrem Material gefeilt haben, wird besonders in 'In Solitude' deutlich. Da geben sich ACCEPT und ALCATRAZZ (mitt-80er) die Hand. Letztere vor allem wegen der Gitarrenarbeit, die an einen gewissen Yngwie Malmsteen erinnert. Von eben jenem dürfte dann auch das kurze Instrumental 'Sinfonia' inspiriert sein. Auf balladeske Töne haben AIR RAID wieder komplett verzichtet. Wenn sie das ansonsten hohe Tempo mal reduzieren, dann kommen dabei solche Fistraiser wie 'Let The Kingdom Burn' raus. Noch mal kräftig aufs Gaspedal getreten wird beim an HAMMERFALL erinnernden 'One By One'. Für den Schluss haben sich AIR RAID dann ein besonderes Schmankerl einfallen lassen. 'Pegasus Fantasy' ist ein Cover der Japaner MAKE-UP aus dem Jahre 1986, damals für den Soundtrack zum Anime "Saint Seya" eingespielt. Der Song selbst passt sich perfekt ins Gesamtbild von "Fatal Encounter" ein. Und weil Authentizität zählt, singt Fredrik Werner das ganze dann auch auf japanisch. Schwupps, schon sind 37 Minuten vergangen und wenn der Finger jetzt fast schon automatisch wieder auf die Play-Taste rutscht, dann sollte klar sein, dass AIR RAID mit "Fatal Encounter" alles richtig gemacht haben. Trifft übrigens auch auf das Artwork zu, das sowas von 80er ist und förmlich nach Vinyl ruft. "Across The Line" war mir im Oktober 2017 bereits acht Punkte wert. Dass AIR RAID jetzt für "Fatal Encounter" einen ganzen Punkt mehr ergattern, also neun, liegt vor allem daran, dass Fredrik Werner und Andreas Johansson, die den Großteil des Materials geschrieben haben, ganze Arbeit geleistet haben und damit AIR RAID zu einer Band machen, die sich nicht stur an ein bewährtes Rezept klammert, sondern bereit ist, ihren Songs neue Facetten zu spendieren, ohne dabei die Richtung zu verlieren. Wer auf AMBUSH oder SCREAMER gut kann, der liegt auch bei AIR RAID absolut richtig. Gesamtwertung: 9.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Thunderblood 02. Lionheart 03. In Solitude 04. See The Light 05. Sinfonia 06. Edge Of A Dream 07. Let The Kingdom Burn 08. One By One 09. Pegasus Fantasy | Band Website: www.facebook.com/AirRaidOfficial Medium: CD, LP Spieldauer: 37:28 Minuten VÖ: 24.02.2023 |
Alle Artikel