Gorleben - Game Over | |
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Review von Humppathetic vom 11.12.2022 (3202 mal gelesen) | |
"There was a turtle by the name of Bert, and Bert the Turtle was very alert. When danger threatened him, he never got hurt. He knew just what to do." Diese Zeilen stammen aus dem Lehrfilm "Duck And Cover", der aus dem Jahr 1952 stammt, Kindern das (angeblich) richtige Verhalten bei einem Atomschlag erklären sollte und von der längst aufgelösten Federal Civil Defense Administration finanziert wurde. Die meisten von euch kennen dieses neunminütige Werk wahrscheinlich nicht, und wenn euch die Zeilen doch irgendwie bekannt vorkommen, obwohl ihr sicher seid, den Kurzfilm noch nie gesehen zu haben, dann liegt das wahrscheinlich daran, dass ihr einst die dritte Episode der amerikanischen Animationsserie "South Park", deren deutscher Titel "Knall endlich den Hasen ab!" lautet, saht, denn in selbiger wird genau dieser Film aufs Korn genommen. Warum aber zitiere ich dieses Werk hier? Nun, das Lied wird auch als Intro für das Debüt der Band GORLEBEN genutzt, und um dieses Album soll es hier ja gehen. Zunächst einmal ein paar Fakten zur Band. Die Gruppe, die sich nach dem Atommülllager im gleichnamigen Dorf im nordöstlichen Niedersachsen benannt hat, gibt es bereits seit 2010, doch hielt man lange Zeit - zumindest in Sachen Veröffentlichungen - still, bis man letztes Jahr die EP "Sleepless / Contaminated" herausbrachte. Auf selbiger befinden sich zwei Songs, die beide auch für dieses Album aufgenommen wurden. Die Kapelle besteht darüber hinaus aus fünf Mitgliedern, die - wenig überraschend - die unterschiedlichen Instrumente beackern (und die sich alle nach radioaktiven Isotopen, die in Atomkraftwerken genutzt werden, benannt haben, weswegen ich auch tunlichst auf das namentliche Nennen der Herren und der Dame verzichten werde, bevor ich völlig durcheinanderkomme). Hervorzuheben ist allerdings, dass die beiden Gitarristen gleichzeitig auch die Sänger sind. Wir haben es also mit zweifacher Mikrofon-Power zu tun, wobei es einen Sänger und eine Sängerin gibt. Das (also die Verdopplung am Mikro) gibt es im Extreme Metal jetzt auch nicht so häufig. Nebenbei sei noch erwähnt, dass GORLEBEN mitnichten aus Gorleben stammen, sondern aus dem sächsischen Dresden. Um Lionel Hutz zu paraphrasieren: Das ist der eklatanteste Fall von betrügerischer Werbung seit "Die unendliche Geschichte". Okay, so weit, so gut. Und die Musik? Die besteht, wenn man von den in Relation zum restlichen Tempo geradezu als Raserei zu bezeichnenden letzten Minuten in 'Contaminated' absieht, vor allem aus langen und langsamen Passagen (was bei Doom nun nicht sonderlich überrascht). Tatsächlich so lang und langsam, dass man es auf 63 Minuten Laufzeit bringt - wohlgemerkt bei nur fünf Songs. Durchschnittlich ist ein Song also knapp mehr als zwölf Minuten lang. Sitzfleisch ist also gefordert. So viel zur Quantität. Ein anderes Thema ist natürlich die Qualität, und die ist - unbeständig. Wenn es um die reine Musik, vor allem das Riffing, geht, fällt der Band leider relativ wenig ein. Riffs, die nicht besonders glänzen, werden minutenlang wiederholt, und das Songwriting, das sich sehr repetitiv gestaltet (vier der fünf Songs starten mit einer einzelnen Gitarre, die einzelne Töne hervorkramt statt metallischer Riffs), kann dem auch wenig entgegensetzen. Pluspunkte aber sammelt die Band mit ihrem Augenmerk auf Atmosphäre. Die ersten drei Songs haben immer wieder Teile, die sich einfach richtig gut anfühlen. Seien es die über allem schwebende Leadgitarre, die interessanten, elektronischen Spielereien oder auch der Gesang von Mara, die herrlich gequält klingt, wenngleich ihr Klargesang eine Verbesserung vertragen könnte (wie auch die Growls des Sängers, die sehr dünn aus den Boxen schallen). Highlight ist dabei der kürzeste Song der Scheibe, 'Decay', der im Mittelteil durch seine Synths fast schon nach New Wave der 80er klingt. Danach segelt das Niveau allerdings tiefer, und weder 'The Heat' noch 'Acid Rain' konnten mich erreichen. Da passierte mir für meine Verhältnisse einfach zu wenig. Im Großen und Ganzen ist "Game Over" also ein Album, das nicht vollends überzeugen kann, trotzdem aber Potential erkennen lässt. Wenn die Band also etwas am Songwriting feilt, dann könnte der Nachfolger ein wirklich gutes Album werden. Ansätze sind hier ja bereits deutlich zu erkennen. Gesamtwertung: 5.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Sleepless 02. Contaminated 03. Decay 04. The Heat 05. Acid Rain | Band Website: www.facebook.com/GorlebenUran236/ Medium: CD, Digital Spieldauer: 63:38 Minuten VÖ: 11.09.2022 |
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