Leatherwolf - Kill The Hunted

Review von baarikärpänen vom 08.11.2022 (5154 mal gelesen)
Leatherwolf - Kill The Hunted Ich persönlich war und bin ein grosser Fan von LEATHERWOLF, habe 1985 eine Menge Geld für die erste EP als Import bezahlt und es nie bereut. Auch mit der deutlich kommerzielleren Ausrichtung des Nachfolgers "Street Ready" bin ich mehr als warm geworden, was vor allem an der Triple-Axe-Attack, am genialen Songwriting und nicht zuletzt an Michael Olivieri lag, dessen Stimme ein echtes Gütesiegel für LEATHERWOLF war. Etwas verwirrend dann die Entscheidung, mit Wade Black als Sänger im Jahr 2006 das Album "World Asylum" zu veröffentlichen, nur um ein Jahr später, dieses mal mit dem Titel "New World Asylum", sämtliche Songs des 2006er Drehers nochmals von Michael Olivieri einsingen zu lassen. Das Material auf dieser Scheibe war musikalisch eine härtetechnische Steigerung zu den alten Glanztaten und dürfte, bei aller Klasse, einige Anhänger der Band etwas verstört haben. Aber gut, wie dem auch sei, ist Michael Olivieri mittlerweile wieder Geschichte bei LEATHERWOLF, mit Drummer Dean Roberts lediglich nur noch ein Mitglied der 80er-Besetzung an Bord. Und um die Kurve zum Anfang zu bekommen, der Hinweis, dass LEATHERWOLF auch mit ihrem neuen Album "Kill The Hunted" sogenannte alte Hasen zunächst verwirren werden.

Dass Dean Roberts 15 Jahre nach "New World Asylum" nicht mal eben halbherzig auf den Retro-Zug aufspringen will, dafür spricht die Güte der Mitmusiker, die er zu LEATHERWOLF gelotst hat. Da wären zum Beispiel die Gitarristen Rob Math (seit 2013 bereits bei LEATHERWOLF) und Wayne Findlay, der unter anderem schon bei MSG oder VINNIE MOORE war. Am Bass findet sich kein geringerer als Barry Sparks, der schon mit Michael Schenker, Yngwie Malmsteen, Ted Nugent, Marty Friedman, DOKKEN oder SABU auf der Bühne stand. Demgegenüber steht mit Keith Adamiak als neuem Sänger ein eher unbeschriebenes Blatt, der zudem bei seiner anderen Band NINJA GANDHI eher in Richtung Metalcore/Melodic Death Metal unterwegs ist. Wer jetzt besorgt ist, dass ab sofort Growls zum Repertoire der Band gehören, der darf gleich mal beruhigt werden. Keith Adamiak beweist viel mehr, dass er eine der spannendsten neuen Stimmen hat, wenn es um US-Metal im Grenzbereich zum Power Metal geht, mich manchmal an eine rauere Version von Parramore McCarty (WARRIOR) erinnert. Mit Power Metal ist hier ausdrücklich nicht die Sorte gemeint, die SABATON oder ähnlich gelagerte Acts zocken.

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Was die Musik auf "Kill The Hunted" betrifft, fällt hier sofort auf, dass LEATHERWOLF deutlich an der Härteschraube gedreht haben. Besonders auffallend im (für meinen Geschmack unglücklich gewählten) Opener 'Hit The Dirt', der gar fast schon etwas Thrashiges hat. Generell kann man aber festhalten, dass LEATHERWOLF das Kunststück hinbekommen haben, das, was die Band früher auszeichnete, in die Jetztzeit transportiert zu haben. Kleiner Haken daran ist, dass es mehrere Durchläufe benötigt, bis der Funken zündet. Genau das meinte ich auch, als ich davon sprach, dass alte Anhänger der Band zunächst irritiert sein könnten. Kommt man allerdings erstmal dahinter, dann hat man jede Menge Freude mit solchen Krachern wie 'Nobody', das mit seiner Doublebass ordentlich ballert, dem leicht progressiv angehauchten 'The Henchman', das eine kleine Achterbahnfahrt durch sämtliche Register ist, die man als Band im Bereich US-Metal ziehen kann. Dann wären da noch die Uptempo-Banger 'Madhouse' und 'Road Rage', die beide direkt auf die Zwölf gehen. Ein besonderes Bonbon für Technik-Afficionados haben LEATHERWOLF mit 'Lights Out Again' auf die Scheibe gepackt, das wirklich "erhört" werden will. Überhaupt darf man ob der dargebotenen Technik der Musiker öfters mal mit der Zunge schnalzen. Da wären zum einen die drei Gitarren, die jederzeit transparent durch die Boxen scheppern und von geilem Riff über Shreddern bis zum melodiösen Solo alles aufbieten. Als Gast darf übrigens Joel Hoekstra in die sechs Saiten greifen. Und was Barry Sparks und Dean Roberts hier als Rhythmusfundament ausrollen, da klappt hin und wieder die Kinnlade nach unten. Auch wenn es musikalisch nicht viel mit MEGADETH gemein hat, aber ich fühle mich mehrmals an die Leistung von Gar Samuelson und David Ellefson auf "Killing Is My Business..." und "Peace Sells..." erinnert. Vor allem Dean Roberts zaubert einige verblüffende Taktfolgen aus seinem Kit (ich empfehle den Soloteil von 'Medusa' als Hörbeispiel).

Beim Blick auf das Personal, welches für die Aufnahme und das Mastering zuständig war, sollte klar sein, dass "Kill The Hunted" kein Schnellschuss ist. Randy Burns (u.a. MEGADETH, KREATOR, HELSTAR), der auch schon für die Debüt-EP 1984 hinter den Reglern saß, ist wieder für die Produktion verantwortlich und Tom Baker (u.a. JUDAS PRIEST, MÖTLEY CRÜE, PANTERA) ist für das Mastering verantwortlich. Beide haben einen tollen Job erledigt und so klingt "Kill The Hunted" frisch, aber nicht zu klinisch modern. Sowohl Randy Burns (mittlerweile auch schon 68 Jahre alt) als auch Tom Baker verstehen ihr Geschäft eben.

Sicher, "World Asylum" von 2006 hatte seine Momente, aber "Kill The Hunted" ist das Album geworden, das trotz seiner härteren Ausrichtung nahtlos an die Glanztaten der Band aus den 80er Jahren anschließt, ohne auch nur zu einer Sekunde altbacken zu klingen. Wer auf Heavy Metal/Power Metal in der US-Variante steht, bekommt mit diesem Album die Vollbedienung. In dieser Form sind LEATHERWOLF eine Band, die nicht nur auf dem KIT oder HOA glänzt, sondern sich auch darüber hinaus auf jeder Bühne sehen lassen kann. Da will es jemand wirklich nochmal wissen. Verdiente neun Punkte!





Gesamtwertung: 9.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Hit The Dirt
02. Nobody
03. Kill The Hunted
04. Wicked
05. Madhouse
06. Medusa
07. The Henchman
08. (Evil) Empires Fall
09. Road Rage
10. Lights Out Again
11. Enslaved
Band Website: www.facebook.com/leatherwolfmetal
Medium: CD, LP
Spieldauer: 51:04 Minuten
VÖ: 11.11.2022

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