Disillusion - Ayam | |
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Review von Damage Case vom 03.11.2022 (6865 mal gelesen) | |
Bereits mit ihrem überragenden, noch mehr im progressiven Death Metal stehenden Debüt "Back To Times Of Splendor" (2004), blickten die Avantgarde Metaller DISILLUSION voraus. Weit voraus! Nach dem Zweitwerk "Gloria" (2006) kam es zu einer zehn Jahre währenden Pause, ehe mit "The Liberation" (2019) ein grandioses Comebackalbum gelang. Und so folgt drei Jahre später der Nachfolger "Ayam". Berauschend, wild und rau fühlt er sich an, dessen erster Song 'Am Abgrund'. Ich fühle mich beim Anhören, als säße ich in einem Boot, das im hohen Seegang zwischen den Wellen völlig hilflos umhergeschleudert wird. Dreimal musste ich mich durchkämpfen, ehe ich die über elf Minuten des Openers durchzuhören gepackt hatte und sich mir im Anschluss das restliche Album öffnete. Das sagt viel über dieses vierte Album der Zwickauer aus. Es weckt Emotionen, zieht den Hörer in einen Abgrund hinab, hinein oder hinauf - so genau weiß man das nicht. Müsste ich das Gehörte beschreiben, wäre mein erster Gedanke eine progressive Mischung aus AGRYPNIE (vertonte Zweifel bis hin zu Verzweiflung) und SOILWORK (Extreme Metal im melodischen Power-Gewand) mit einem Gesang, der mich in den gegrowlten Momenten latent an Dave Ingram erinnert. Andere Ohrenpaare würden vielleicht OPETH vor 15 Jahren in einem wilden Mix mit modernen KATATONIA (auch des Klargesangs wegen) als Referenzen angeben und lägen genauso richtig oder falsch. Fakt ist, dass sich Bandleader, Sänger und Gitarrist Andy Schmidt und seine Mitstreiter auf "Ayam" nur mit den ganz großen Fragen beschäftigen (Wer sind wir? Wohin gehen wir?) - der Albumtitel entstammt dem Sanskrit und bedeutet "Dieser Eine". Die durch diese Überlegungen ausgelösten Gefühle werden von den Musikern derart mitreißend kanalisiert, dass man im Orkan der Instrumente und Vocals stets auch Posaunen, Triangeln und Streicher zu hören glaubt. Oder in den stillen Momenten aus dem Hintergrund einfach nur das leise Singen der Engel. Das beunruhigende wie anziehende Covermotiv passt ebenfalls perfekt zur Musik und lässt niemanden kalt, bei dem Stürme, Gewitter und Wolkenbrüche neben Unbehagen auch einen wohligen Schauer auslösen. Fazit: "Ayam" ist ein Album, tosend wie tausend Wellen im Auge eines Orkans - und manchmal auch ganz still. Das Label schreibt im Promo-Sheet "... dieses Album ist ein goldenes Ticket, um an der außergewöhnlichen Reise eines Lebens teilzunehmen". Dem ist ausnahmsweise mal nichts hinzuzufügen. Die beiden Anspieltipps, die man gehört und erlebt haben sollte: 'Am Abgrund' ist ein Monument, dessen Zugang man sich hart erarbeiten muss. Der zweite Longtrack 'Abide The Storm' ist nochmal vertontes Extremwetter mit viel Gewitter, Regen und Ungewissheit. Gesamtwertung: 9.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Am Abgrund 02. Tormento 03. Driftwood 04. Abide The Storm 05. Longhope 06. Nine Days 07. From The Embers 08. The Brook | Band Website: www.disillusion.de Medium: CD, LP Spieldauer: 59:22 Minuten VÖ: 04.11.2022 |
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