Sober Truth - Laissez Faire, Lucifer! | |
---|---|
Review von Opa Steve vom 10.09.2021 (7798 mal gelesen) | |
Die Band von der Landesgrenze Nordrhein-Westfalens zu Rheinland-Pfalz ist schon einige Jahre unterwegs und hat sich im Underground schon länger eine solide Fanbase gebildet. Dies ist nicht nur der Undergroundverbundenheit und Fannähe der Dame und der drei Mannen geschuldet. Sondern SOBER TRUTH haben seit jeher einen Ruf, musikalisch mit großem Wiedererkennungswert unterwegs zu sein. Und so wundert es nicht, dass man das Album mit dem originellen Titel "Laissez Faire, Lucifer!" auflegt und sofort denkt: "Jo, das sind Schramm und Kollegen." Torsten Schramm hat als Gesicht der Band nie versucht, aus sich selbst eine Marke zu machen und ist immer so entspannt unterwegs, als wäre das ein Typ von nebenan, der halt auch Musik macht. Anders ist er, wenn er auf der Bühne mit SOBER TRUTH zeigt, wieviel Feuer in ihm für die eigene Musik brennt. Und das ist aufgrund des schon angesprochenen Wiedererkennungswerts ebendieser auch der große Pluspunkt der Band. Auch "Laissez Faire, Lucifer!" bietet einen Stil, vor dem sich jede Schublade freiwillig sofort selbst zuknallt. In einer ganz eigenen Mischung treffen unter dem großen Deckmantel der stilistischen Metalfamilie Groove, Thrash, ein bisschen Düsterheit, unkonventionelle Ideen (von "Prog" zu sprechen, wäre vermutlich etwas übertrieben, aber "unkonventionell" und "frisch anders" trifft es recht gut) und ganz eigene Melodien zusammen. Wenn man in den Beginn von 'DNA' reinhört, wähnt man sich in einem aktuellen Thrash-Album. 'Imperfection' leitet einen - im falschen Moment reingezappt - auf die Fährte Neuer Deutscher Härte, während 'Dizygotic Twins' im Refrain eher an Gothic Metal erinnert. Damit wären auch schon die deutschsprachigen Titel der Scheibe genannt. Mit der Muttersprache habe ich zugegebenermaßen im Metal oft so meine Probleme, da einige Plattheiten und nicht so eloquente Lyrik ungefiltert ins Rückenmark durchdringen. So ist es auch hier. Gerade im Refrain von 'Dizygotic Twins' hatte ich bei den ersten Hördrehern arge Akzeptanzschwierigkeiten bei den Lyrics, die mich zu sehr an einige blumig-düsterromantische Vertreter erinnerten, die ich nicht so gut aushalten kann. Allerdings wächst gerade dieser Song mit jedem Durchlauf, und mittlerweile drängt die Musik auch gleichberechtigt neben die Texte. Und ich muss der Band zugestehen, dass sie da eine ganz tolle Düsterballade gebaut haben, die einfach ihre Zeit braucht. Diese Düsterheit zieht sich wie ein roter Faden durch das Album, ohne dass sie sich in tiefen Klischees bewegt. Die Balance aus ruhigeren Passagen und heftigem Metal - so wie in 'Planted Brains' - ist songdienlich und gelungen. Orientalische Skalen wie zu Beginn von 'Rebirth' steigern sich über den Level einer Rockballade bis zum tanzbaren Groove-Monster voller Abwechslung und ungewöhnlichen, aber eingängigen Chören (bei denen ich jetzt schon die Clubs aus vollem Hals mitsingen höre). Mit 'Taste Unplugged' endet diese extrem variable Scheibe in einem ganz tollen Akustikstück, welches mit Sicherheit ein wenig Mut auf der Bühne erfordert, aber einfach nur unter die Haut geht. Fazit: Wenn ich auf Teufel-komm-raus etwas bemängeln müsste, dann wären es der starke deutsche Akzent bei den englischen Vocals, und dass das (dennoch sehr transparente) Mastering noch ein bisschen mehr Tiefen für große Boxen hätte vertragen können. Das sind aber Kleinigkeiten. Überwiegen tun auf dem 2021er Album auf jeden Fall vielseitige und originelle Songs in einer ganz eigenen Mischung, wie ich sie nur von SOBER TRUTH kenne. Wer für seine Musik keine stilistischen Bezeichnungen braucht und auf herzensehrlichen Metal steht, der muss bei "Laissez Faire, Lucifer!" auf jeden Fall mal reinhören. Persönlicher Anspieltipp: 'Hope, Enjoy & Death'. Gesamtwertung: 8.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Début Diable 02. Distinctive 03. Dizygotic Twins 04. Imperfection 05. Entre Les Chansons I 06. DNA 07. Planted Brains 08. Rebirth 09. Hope, Enjoy & Death 10. Entre Les Chansons II 11. Limbus 12. Taste Unplugged | Band Website: www.sober-truth.de Medium: CD Spieldauer: 50:51 Minuten VÖ: 10.09.2021 |
Alle Artikel