Mentalist - A Journey Into The Unknown

Review von Tailgunner vom 21.08.2021 (5905 mal gelesen)
Mentalist - A Journey Into The Unknown Die Grundzutaten für ein gelungenes Zitat der Glanzzeit des deutschen Power Metals der 90er scheinen denkbar einfach. Herkunft Germany, check. Ein Coverartwork von Andreas Marshall, check. Mitwirkung eines alten Haudegens und Akteurs aus jener Ära, check. Soweit haben MENTALIST aus Saarbrücken ihre Hausaufgaben gemacht. Warum sich die Sache in der Umsetzung dann doch nicht immer ganz so einfach gestaltet, mag daran liegen, dass man gewisse Dinge nicht einfach via Knopfdruck generieren kann. Es bedarf zumeist bestimmter Faktoren, die nicht so einfach reproduzierbar sind. Zeitgeist, ein bestimmter Szenespirit, der den Nährboden für die entsprechenden Strömungen darstellt, und vieles mehr.

MENTALIST stellen sich dieser Herausforderung und erfüllen zumindest auf dem Papier schon ein Mal die Grundvoraussetzungen. Mit Thomen Stauch haben die Mannen dann auch gleich ein prominentes Aushängeschild verpflichten können. Allerdings muss man klar anerkennen, dass MENTALIST keineswegs eine Thomen Stauch-Show darstellt und der brillante Schlagzeugmann schlichtweg ein Teil des Bandgefüges ist. Im Gegensatz zu SAVAGE CIRCUS, welche um Stauch herum allerbesten BLIND GUARDIAN-Fanservice boten, agieren MENTALIST hier deutlich emanzipierter und zitieren im Folgenden auch eher GAMMA RAY oder HELLOWEEN als die Krefelder Szeneinstanz. Die verantwortlichen Songwriter sind die Gitarristen Kai Stringer und Peter Moog, die ihre Reihen mit dem Gesangstalent Rob Lundgren aus Schweden verstärkt haben. Als Gastmusiker agieren Mike LePond (SYMPHONY X) am Bass und Oliver Palotai (KAMELOT) am Keyboard. Gegründet 2018, ist "A Journey Into The Unknown" bereits das zweite Werk von MENTALIST.

imgcenter


Dass MENTALIST ihr Handwerk verstehen, wird nach dem Intro bereits unmittelbar mit dem Titelstück klar. Uns schlägt toll ausgearbeiteter, melodischer Power Metal um die Lauscher, der mit fein ausgearbeiteten Gesangslinien des wirklich talentierten Rob Lundgren aufwartet, Ohrwurmqualitäten offenbart und dabei immer auch eine angemessene Grundhärte aufweist. Selbst eine Powerballade wie 'An Ocean So Deep' läuft nicht Gefahr, in kitschige Gefilde abzudriften, sondern trifft die Töne richtig gut (der dazugehörige Clip entstand mit der Unterstützung zahlreicher Fans). Man agiert mit diesem Album tatsächlich qualitativ auf internationalem Niveau und muss sich gewiss nicht vor großen Namen wie HAMMERFALL und Konsorten verstecken, zumal hier wirklich auch noch eine gute Portion Hunger und Spielfreude zu vernehmen ist. Das unschlagbar gute Schlagzeugspiel von Thomen mit seinen typischen Fills, sowie die wirklich hervorragenden Gitarren gepaart mit den variablen Vocals sind dann auch das Grundgerüst, welches dafür sorgt, dass "A Journey into The Unknown" über weite Strecken ausgesprochen gut funktioniert.

Stücke wie 'Modern Philosophy' oder 'Soldier Without A War' sorgen zudem aufgrund ihrer ernsten, an die Probleme dieser Welt gerichteten Texte für einen dezent düsteren Anstrich und stellen sicher, dass man nicht allzu fröhlich musiziert. Der 'Dentalist' ist dann wiederum natürlich eher mit einem Augenzwinkern zu verstehen. Auch 'Torture King' gefällt mit seinen hymnischen Hooklines. Hätte man sich den unnötigen Covertrack 'Manchild' am Ende verkniffen, könnte man von einem durchgehend homogenen Werk sprechen, das seinen eigenen Stil gefunden hat und frei von unnötigen Ballast agiert. Ganz ehrlich, warum man hier einen Song mit Sprechgesang gecovert hat, entzieht sich meinem Verständnis. Aber wenn ich das einfach mal ausklammere, dann muss ich festhalten, dass MENTALIST mit "A Journey Into The Unknown" gut geliefert haben und mehr sind als nur die Eckdaten für ein gelungenes Zitat der Glanzzeit des deutschen Power Metals. Fans dieses Genres werden an dem Werk ihre Freude haben. Man darf gespannt sein, wohin es das Band-Maskotchen, den Mentalist, künftig noch verschlagen wird. Zwar mag die Reise ins Unbekannte führen, aber sie scheint eine spannende zu werden.



Gesamtwertung: 8.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood dry dry
Trackliste Album-Info
01. Horizon
02. A Journey Into The Unknown
03. Modern Philosophy
04. Evil Eye
05. An Ocean So Deep
06. Dentalist
07. Soldier Without A War
08. Torture King
09. Battle Dressed
10. Live Forever
11. Manchild
Band Website: mentalist-band.com/
Medium: CD + digital
Spieldauer: 60:29 Minuten
VÖ: 20.08.2021

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten