Djevel - Tanker Som Rir Natten | |
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Review von Humppathetic vom 13.08.2021 (5353 mal gelesen) | |
Zwei Jahre sind vergangen, seitdem DJEVEL aus der norwegischen Hauptstadt ihr letztes Album herausbrachten. Das ist allerdings auch schon fast alles, was ich dazu sagen kann, denn gehört habe ich das Album bisher nur auszugsweise, daher tue ich natürlich nicht so, als hätte ich auch nur irgendeine Ahnung, wie gut (oder eben nicht) es war. Zu den Randnotizen kann ich mich allerdings sehr wohl äußern. Denn es hat sich mal wieder etwas getan im Personalkarussell. Die Band, die es seit nunmehr 12 Jahren gibt, bestand seit ihren Anfängen natürlich aus Mitgliedern, namhaften gar, worauf ich gleich noch eingehen werde, aber vor allem aus zwei Säulen: Mannevond, der den Bass spielte und ab 2017 auch für die harschen Vocals verantwortlich zeichnete und Trånn Ciekals, der die Gitarre spielt, die klaren Vocals beisteuert und zusätzlich auch die Chöre einsingt. Nun, man merkt es am Präteritum: Mannevond gibt es nicht mehr. Also, natürlich existiert der Mann noch in seiner fleischlichen Hülle, soweit man das beurteilen kann, aber ist nicht mehr Teil von DJEVEL. Sein Platz wurde eingenommen von Eskil Blix, der bei der Band unter dem Pseudonym Kvitrim firmiert. DJEVEL in ihrer Daseinsform darf man doch, so möchte ich behaupten, als Supergroup bezeichnen. Unter den jetzigen und ehemaligen Mitgliedern, Gastmusikern und Live-Musikanten finden sich genauso jetzige und ehemalige Mitglieder, Gastmusiker und Live-Musikanten solch illustrer Gruppierungen wie LJÅ, EMPEROR, MARE, VEMOD, WHOREDOM RIFE, CELESTIAL BLOODSHED, ABORYM, KOLDBRANN, GORGOROTH, ENSLAVED, NATTEFROST und, kurios wie es ist, sogar TROLLFEST. Ein "Who Is Who" des norwegischen Black Metals (und - im Falle von TROLLFEST - Saufgelages). Wem Black Metal eher fremd ist, dem werfe ich Folgendes vors innere Auge: Man stelle sich eine deutsche Thrash Metal-Kapelle vor, deren Mitglieder auch bei KREATOR, SODOM, DESTRUCTION, MEKONG DELTA, TANKARD, DISBELIEF und EQUILIBRIUM zocken (EQUILIBRIUM, um die Analogie zu TROLLFEST zu wahren). Bei solch majestätischen Referenzen erwartet man dann ja auch eigentlich, dass die dazugehörige Supergroup nicht nur eine Group ist, sondern auch super. Leider konnte ich das bei DJEVEL bisher nicht feststellen. Was ich von ihnen bisher hörte, war punktuell, um den Fußballtrainer Felix Magath zu zitieren, "europäische Weltklasse", häufig aber auch sehr abgestanden. So wechselten sich auf ihren Alben immer die großartigen Nummern mit den faden ab, was eine nähere Beschäftigung meinerseits immer etwas verhinderte. Oft, so scheint es, ist genau das das Schicksal vieler, wenn nicht der meisten Supergroups. In meinem im vorigen Absatz geäußerten Resümee ist allerdings ein Wort hervorzuheben: "bisher". Denn mit "Tanker Som Rir Natten" konnten mich DJEVEL erstmals voll und ganz überzeugen, und das, obwohl ich anfangs sehr viel Bammel vor dieser Scheibe hatte. Nicht nur kommt sie mit den wenigsten Songs aller bisherigen Alben aus (fünf Stück zuzüglich eines akustisch gehaltenen Interludiums), sie schafft es gleichzeitig auf die längste Länge aller bisherigen Alben. Angst stieg in mir auf, DJEVEL könnten hier ein aufgeblähtes Schnarchfest abliefern. Doch ich irrte. Vielleicht liegt es am Stilwechsel. Der bisherige Black Metal der seit "Blant Svarte Graner" von 2016 wieder als Dreiergespann tätigen Gruppierung war größtenteils riffbasiert, und als besten Vergleich zöge ich wohl TAAKE heran. Jetzt aber offeriert man ein durch und durch atmosphärisches Werk - will sagen, dass wir es hier mit reinblütigem, gediegenem, ausuferndem Atmospheric Black Metal zu tun bekommen. Und so überrascht dann vielleicht auch die Produktion der CD nicht mehr. Vorher schallte der Sound der Band relativ "fett" aus den Boxen, auf "Tanker Som Rir Natten" wird selbiger stark zurückgefahren. Wir reden nicht von einem Low Fi-Produkt à la "Folkloric Necro Metal" von SORT VOKTER, aber merklich ist der Unterschied zu den vorherigen Alben sofort. Aber wer möchte seinen Atmospheric Black Metal auch schon mit dem Klang einer neueren DIMMU BORGIR? So bleibt mir als Fazit - ja, das ist gerade sehr abrupt - nur zu sagen, dass mich DJEVEL dieses Mal wirklich überzeugen konnten und ich "Tanker Som Rir Natten" am Ende des Jahres wohl in meinen Top 5 des Black Metals 2021 sehen werde. Chapeau! Oder, um in Norwegen zu bleiben: veldig bra! Gesamtwertung: 9.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Englene Som Falt Ned I Min Seng, Skal Jeg Sette Fri Med Brukne Vinger Og Torneglorier 02. Maanen Skal Være Mine Øine, Den Skinnende Stierne Mine Ben, Og Her Skal Jeg Vandre Til Evig Tid 03. En Krone For Et Øie Som Ser Alt, Tusind Torner For En Sønn Som Var Alt 04. Tanker Som Rir Natten 05. Naar Maanen Formørker Solen I En Dødelig Dans, Ber Jeg Moder Jord Opp Til En Siste Vals 06. Vinger Som Tok Oss Over En Brennende Himmel, Vinger Som Tok Oss Hjem | Band Website: www.djevel.net Medium: CD, Digital Spieldauer: 56:51 Minuten VÖ: 14.05.2021 |
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