Les Chants Du Hasard - Livre Troisième

Review von baarikärpänen vom 11.04.2021 (7262 mal gelesen)
Les Chants Du Hasard - Livre Troisième Freunde, das hier ist mal ein komplett anderer Ansatz, der mir so auch noch nicht untergekommmen ist. Klar, symphonische Musik, beziehungsweise ein Anteil derselben, findet sich mittlerweile fast überall im Metal. Da wären zum Beispiel DIMMU BORGIR, die damit dem Black Metal eine völlig neue Note verpasst haben (auch wenn viele unken, dass DIMMU BORGIR gar kein Black Metal mehr sind), CELTIC FROST/TRIPTYKON's Tom Warrior mit seinem klassisch angehauchten und dreiteiligen "Requiem". Aber da wären ja auch noch NIGHTWISH, die mit ihrer Musik gleich mal ein ganzes Genre, Symphonic Metal, begründet haben. Was alle vereint ist der Einsatz der metaltypischen Instrumente, das klassiche Element ergänzt nur. BLIND GUARDIAN gingen mit ihrem TWILIGHT ORCHESTRA dann einen Schritt weiter und verzichteten vollständig auf Gitarre, Bass und Drums, entschlackten ihren sonstigen Sound also. Oder besser gesagt, ließen ein Orchester den Part übernehmen. Nun kommt aber der Franzose Hazard mit seinem Projekt LES CHANTS DU HASARD und gibt alldem eine völlig neue und eigenständige Wendung.

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Laut Hazard ist Metal ein Stil, der die extremsten Emotionen wie Wut, Gewalt, Dunkelheit und Hoffnungslosigkeit in Musik verpackt, den Hörer darin ertrinken lässt. Aber Hazard fragte sich, wie man eben diese Gefühle noch besser musikalisch umsetzen, es noch "mächtiger" machen könnte. Letztendlich kam er zu dem Ergebnis, den Metal komplett außen vor zu lassen (was die Instrumentierug angeht) und stattdessen komplett auf eine orchestrale Umsetzung zurückzugreifen. Das erste Ergebnis erschien 2018 mit "Livre Premier - Instrumental", dem 2019 "Livre Second" folgte und jetzt der dritte Teil "Livre Troisième", der noch ambitionierter ist.

Wenn man es in einem Wort zusammenfassen sollte, dann könnte man "Livre Troisième" als Oper bezeichnen. Eine sehr dramatische, um genau zu sein. Oder noch besser: Doom Opera statt Doom Metal. Bis auf einige verschwindend geringe Parts regiert hier Moll und es macht sich eine bedrückende Stimmung breit. Vorausgesetzt, man hält durch. Denn "Livre Troisième" dürfte der breiten Masse der Hörer einfach nur zu sehr an den Nerven zerrend sein. Wenn man aber bereit ist, sich auf das Album einzulassen, dann kommt man in den Genuss einer völlig neuen Erfahrung. Die verschiedenen Stimmungen, Emotionen, werden durch den Einsatz zweier Sopranistinnen, eines Tenors, von Kinderstimmen und schwarzmetallischem Krächzen bestens transportiert. Auch wenn Hazard angibt, mit Musikern gearbeitet zu haben, kommt das Orchester auf "Livre Troisième" aus der Konserve. Was an sich schon ein riesiges Unterfangen ist. Denn anders als viele andere Bands, die ebenfalls ihr Orchester aus dem Computer aufspielen lassen, ist hier der symphonische Teil nicht nur Beiwerk, sondern trägt das ganze Album. Aber Hazard ist nun mal nicht BLIND GUARDIAN oder NIGHTWISH, die es sich mittlerweile leisten können, ein Orchester aus Fleisch und Blut für ihre Aufnahmen zu verpflichten. Genau das sollte man also beim Hören immer im Hinterkopf haben. Es wäre wirklich sehr spannend, wie "Livre Troisième" klingen würde mit einem Orchester, nur den Sängern*innen auf der Bühne und einer entsprechend glasklaren Produktion. In Ansätzen haben das ja unter anderem ENTOMBED mit "Unreal Estate" schon probiert. Einzelne Lieder hervorzuheben verbietet sich, weil das Album nur in seiner Gänze funktioniert. Ein Gedanke, der mir immer wieder kam war, dass "Livre Troisième" sich auch wunderbar zur Untermalung des Klassikers des Stummfilms "Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens" von F. W. Murnau eignen würde. Sogar besser als die ursprünglich von Hans Erdmann komponierte Filmmusik, die in weiten Teilen, wie der Komponist es selbst bezeichnete, eine "fantastisch-romantische Suite" ist.

Leichte Kost kann man "Livre Troisième" nicht nennen. Ganz sicher wird dieses Album polarisieren, gerade weil es so fordernd und neuartig in seiner Machart ist. Die Zielgruppe für dieses Werk dürfte auch sehr klein sein. Letztendlich ein Album, das prädestiniert ist für die Kategorie "Ist das Kunst oder kann das weg?" Die Entscheidung muss jeder für sich treffen. Zumindest mir persönlich macht es aber viel Spaß, und so sind auch die acht Punkte zu verstehen.



Gesamtwertung: 8.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Chant I - Le Moine
02. Chant II - Les Prismes
03. Chant III - Le Reflet
04. Chant IV - Salve Regina
05. Chant V - Les milliers d'une fois
06. Chant VI - La Comptine
07. Chant VII - L'oubli
08. Chant VIII - Le Repos
Band Website: www.facebook.com/leschantsduhasard
Medium: CD
Spieldauer: 44:50 Minuten
VÖ: 09.04.2021

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