Significant Point - Into The Storm | |
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Review von baarikärpänen vom 23.03.2021 (7126 mal gelesen) | |
Auch in Japan gibt es jede Menge neue Bands, die sich auf die einzig wahre Lehre des Heavy Metal berufen. Da erzähle ich ja nun wirklich nichts Neues. Und doch unterscheiden sie sich von Truppen anderer Kontinente - für mich ein, ähem, signifikanter Punkt (kleiner Scherz am Rande) ... Aber zurück zum Thema: Was ich immer bewundernswert finde, sind die technischen Fähigkeiten der Musiker, während Sänger immer so eine Sache sind. Auch die teilweise eher rudimentären Kenntnisse der englischen Sprache seien nur nebenbei erwähnt. Auf jeden Fall haben Bands aus Japan ihren ganz eigenen Sound. Mag auch daran liegen, dass sie neben Vorbildern aus Übersee und Europa auch gerne ihre Helden der japanischen Szene als Einfluß heranziehen. Das ist dann so ein Punkt, an dem ich so manches Infoschreiben der Labels nicht ganz verstehe. Klar, LOUDNESS sind eine echte Marke, so wie auch ANTHEM oder (eher weniger) 44 MAGNUM, EZO. Warum aber wirklich jeder Infoschreiber X JAPAN völlig ausklammert, vergisst - das kann ich nicht nachvollziehen. Vor allem deren erstes Album "Vanishing Point" und ihr Major-Debüt "Blue Blood", welches sich immerhin nach Erscheinen 1989 über 100 Wochen in den japanischen Charts gehalten hat. Besonders "Blue Blood" ist eine musikalische Wundertüte, die von Speed Metal ('Blue Blood' oder 'X') über Glam Metal ('WeekEnd') bis hin zu epischen Longtracks ('Rose Of Pain') feinsten Stoff beinhaltet. An eben jene X JAPAN erinnert mich nämlich das Debüt "Into The Storm" von SIGNIFICANT POINT des öfteren. Gegründet wurden SIGNIFICANT POINT bereits 2011 von den beiden Gitarristen Kazuki Kuwagaki und Gou Takeuchi, aber wie es oft so geht, kamen trotz der Veröffentlichung eines Demos, einer Live-CD und einer 7"-Single massig Besetzungswechsel, die ein kontinuierliches Arbeiten erschwerten. Erst mit dem Einstieg von Drummer Itormentor und Bassist Kazuhiro Watanabe in 2016 beziehungsweise 2018 kam Konstanz ins Line Up. Vor zwei Jahren begannen dann die Aufnahmen für das Debüt, die im Herbst letzten Jahres abgeschlossen wurden. Und dieses Debüt hat es in sich. Gleich aufallend, dass sowohl der Titel "Into The Storm" als auch die Songtitel 'Night Of The Axe' oder 'Deathrider' - um nur zwei zu nennen - Programm sind. So manch andere Band verschießt auf dem Erstling gleich zu Beginn ihr ganzes Pulver und wird im weiteren Verlauf dröge. Nicht so die Japaner. "Into The Storm" hält das Niveau vom ersten bis zum letzten Song. Wer seine Scheibe mit einer Speedgranate wie 'Attacker' eröffnet, hat bei mir eh schon gewonnen. Das nachfolgende 'Heavy Attack' steht dem in nichts nach. Beides Songs, die in bester Tradition von SAVAGE GRACE ("Master Of Disguise") oder AGENT STEEL stehen, die SIGNIFICANT POINT aber geschickt mit Großtaten wie 'Esper' oder 'Speed' ihrer Landsleute LOUDNESS mischen, dazu 'Blue Blood' von X JAPAN. Ebenfalls hier schon herausragend die Leistung der beiden Gitarristen und das powervolle Donnerwetter der Drums. Beim nächsten Song 'You've Got The Power' tritt dann der erwähnte Einfluß von X JAPAN vermehrt zum Vorschein. Deren glamiges 'WeekEnd' wird von SIGNIFICANT POINT zu einem wahren Banger veredelt, der zwar etwas Fahrt rausnimmt, aber genau deswegen auch Erinnerungen an Bands wie GRIM REAPER weckt. Gleich danach wird die Geschwindigkeit wieder angezogen. 'Riders Under The Sun' zitiert wieder LOUDNESS, vor allem ihr 'In The Mirror'. In Gefilden des US-Metals wie ihn SHOK PARIS spielen, also Power mit jeder Menge Melodie, ist 'Night Of The Axe' zu verorten. 'Run For Your Life' ist nun wirklich kein schlechter Song, für meinen Geschmack aber qualitätsmäßig etwas hinter dem Rest des Materials, weil SIGNIFANT POINT hier zu sehr auf die hymnenhafte Stücke von z.B. GAMMA RAY schielen. Wetten könnte ich dann, daß der Titelsong einer der ältesten ist. Hier klingen SIGNIFICANT POINT nämlich sehr japanisch, LOUDNESS, ANTHEM oder 'X' von X JAPAN ist an allen Ecken und Enden zu erkennen. Für mich aber gerade deswegen auch eines der vielen Highlights auf "Into The Storm". 'Deathrider', 'Danger Zone' und 'Running Alone' machen dann nochmals mächtig Alarm, jedes der drei Stücke auf seine ganz eigene Art und Weise. 'Deathrider' ist Speed Metal der US-Schule pur, 'Danger Zone' bündelt alle Stärken der japanischen Vorbilder und 'Running Alone' beginnt als Verneigung vor den mighty OMEN Mitte der Achtziger, bevor ab Hälfte des Songs kräftig aufs Gaspedal getreten wird, danach wieder Temporeduzierung, um so beiden Gitarristen viel Raum für tolle Soli zu bieten, um dann am Ende des Songs wieder zum Ausgangspunkt zurückzukehren. Ein paar Worte noch zu den Vocals, denn hier machen weder Infoschreiben noch der Eintrag auf Metal Archives genaue Angaben, wer denn nun dafür zuständig war. Wie bereits erwähnt sind die Vocals auf japanischen Veröffentlichungen so eine Sache, weil sie oft nicht mit den technischen Fertigkeiten der Musiker mithalten können. Da bilden SIGNIFICANT POINT auch keine Ausnahme, aber wer immer da seine Stimmbänder erklingen lässt, klingt so schlecht nicht. Wenn man sich erstmal dran gewöhnt hat, passen die Vocals recht gut zum Gesamtbild. "Into The Storm" ist ein richtig tolles Debüt geworden, auf dem man sämtlichen Musikern zu einhundert Prozent abnimmt, dass sie diese Art von Metal lieben und leben. Auch wenn hier der Speed Metal an erster Stelle steht, machen SIGNIFICANT POINT nicht den Fehler, sich nur darauf zu beschränken, sondern sorgen für die nötige Abwechslung, halten dabei aber das Powerlevel konstant hoch. Hier darf wirklich jeder bedenkenlos zugreifen, der ein Faible für japanischen Metal und guten alten Speed Metal im allgemeinen hat. Empfehlenswert übrigens, sich die Scheibe für einen relativ schmalen Preis als Vinyl zu gönnen, denn das kommt mit Poster, Sticker, Postkarte und Download-Code: Value for money. Gesamtwertung: 8.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Attacker 02. Heavy Attack 03. You've Got The Power 04. Riders Under The Sun 05. Night Of The Axe 06. Run For Your Life 07. Into The Storm 08. Deathrider 09. Danger Zone 10. Running Alone | Band Website: www.facebook.com/Significant-Point-2574881 Medium: CD, LP Spieldauer: 43:56 Minuten VÖ: 26.02.2021 |
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