Alice Cooper - Detroit Stories

Review von Damage Case vom 25.02.2021 (8698 mal gelesen)
Alice Cooper - Detroit Stories Vincent Damon Furnier. Dreiundsiebzig Lebensjahre. Unglaubliche zweiundfünfzig davon als Kunstfigur ALICE COOPER, dem Vater aller Schockrocker. Achtundzwanzig Studioalben, davon beachtliche acht immer mindestens gutklassige seit dem Jahrtausendwechsel. Dass sich Mr. Furnier auf seinen großen Hits 'Poison', ' No More Mr. Nice Guy', 'Elected' oder 'School's Out' ausruhen würde, kann ihm nun wirklich niemand vorhalten.

Und was geht 2021? Detroit und Bob Ezrin (unter anderem verantwortlich für "The Wall" von PINK FLOYD, "Destroyer" von KISS sowie die Hälfte des COOPER'schen Backkatalogs seit den frühen Siebzigern). Letzerer, selbst schlanke einundsiebzig Lenze jung, hat in den vergangenen acht Jahren DEEP PURPLE vom Jungbrunnen kosten lassen und Alice bereits auf dem Vorgängeralbum "Paranormal" (2017) so klingen lassen, wie Musiker im Rentenalter eigentlich nicht klingen. Und weshalb Detroit? Hier wurde der kleine Vincent 1948 als Pfarrerssohn geboren, hierher kehrte er zu Beginn seiner Musikerkarriere zurück, hier scheint die Reise auch zu enden. Oder wie Alice Cooper jüngst in einem Interview mit dem Rock Hard das Recht für eine Hommage an Detroit für sich reklamierte - und eben nicht KISS mit deren 'Detroit Rock City' überlassen möchte. Diese Hommage besteht neben der Verarbeitung von Detroit-bezogenen Themen in den Texten vor allem im Sound. Jener ist eine Würdigung nicht nur der frühen ALICE COOPER BAND, sondern vor allem der anderen Motorcity-Rock-Originale GRAND FUNK RAILROAD, BOB SEEGER, MC5, THE STOOGES / IGGY POP oder THE FROST.

"Detroit Stories" bietet ein abwechslungsreiches, von Bob Ezrin zeitlos und transparent produziertes Potpourri aus neuen Songs, EP-Recycling, Kollaborationen der originalen ALICE COOPER BAND und Cover-Versionen. Letztere sind gelungene Interpretationen von 'Rock & Roll' (Lou Reed beziehungsweise THE VELVET UNDERGROUND), 'Sister Ann' (MC5), 'East Side Story' (BOB SEEGER) und dem psychedelisch poppigen 'Our Love Will Change The World' (OUTRAGEOUS CHERRY). Der Spirit des wahren Punk, im Sinne von MC5 und IGGY POP - nicht die SEX PISTOLS-Variante - fließt durch 'Go Man Go' und 'I Hate You'. Gerade 'I Hate You' ist nebst 'Social Debris' ein besonderes Album-Highlight, denn beide werden, wie zuvor erwähnt, von allen noch lebenden Mitgliedern der originalen ALICE COOPER BAND performt. Die von der letzten EP "Breadcrumbs" bekannten 'Detroid City 2020" (jetzt '2021' betitelt, im Original sogar aus dem Jahr 2003 von "The Eyes Of Alice Cooper"), 'Go Man Out', 'East Side Story' und 'Sister Ann' bekamen neue Mixes spendiert. An Position dreizehn versteckt steht die große, an THE LAST TEMPTATION-Zeiten erinnernde Halbballade 'Hanging On By A Thread (Don’t Give Up)', das allen Menschen, die unter psychischen Coronafolgen leiden und/oder sich vom Leben verabschieden möchten, Mut zuspricht und am Ende sogar die Telefonnummer der lokalen Seelsorge-Hotline durchgibt. Und wie immer, wenn Onkel Alice ruft, strömen selbstverständlich auch eine Menge bekannter Gastmusiker in die Aufnahmeräume. Diesmal unter anderen Joe Bonamassa, Wayne Kramer (MC5) und Larry Mullen (U2). Das Albumcover lässt, so wie es sich für eine Musikerlegende dieser Größenordnung gehört, nichts anbrennen. Mit Sicherheit haben die an den wolkenverhangenen Stadthimmel projizierten Strahleraugen des Namensgebers das Potenzial, einmal ähnlich ikonisch ins musikalische Allgemeingedächtnis überzugehen wie die Cover von "Trash" oder "Welcome To My Nightmare".

Fazit: DEEP PURPLE, AC/DC, BLUE ÖYSTER CULT und einige andere - die Ü-70-Garde liefert derzeit komplett ab. ALICE COOPER und Kollegen reihen sich in dieser Riege ein und offerieren auf "Detroid Stories" lockere Rockmusik zum Autofahren, Bügeln oder Coolsein im Homeoffice. Das Album bietet unterm Strich zwar nur acht tatsächlich neue Songs, doch sollte es sein letztes Album sein, was niemand hofft, hätte Vincent Damon Furnier den Kreis zu seinem Alter Ego ALICE COOPER, seiner Heimat und seinen Karriereanfängen in würdevoller Weise geschlossen. Auf "Detroit Stories" ist nix Opa, nix Arthrose, nix hüftsteif.

Drei Anspieltipps: Tatsächlich ist es schwer, nur drei Songs auszuwählen. Hört einfach mal in den Proto-Punker 'I Hate You', eine der beiden fiesen Hinterhofschlägerhymnen 'Drunk And In Love' ('Wonderful World' wäre die andere) und das groovende 'Social Debries' rein. Passt soweit? Dann kaufen!

Gesamtwertung: 8.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Rock & Roll
02. Go Man Go (Album Version)
03. Our Love Will Change The World
04. Social Debris
05. $1000 High Heel Shoes
06. Hail Mary
07. Detroit City 2021 (Album Version)
08. Drunk And In Love
09. Independence Dave
10. I Hate You
11. Wonderful World
12. Sister Anne (Album Version)
13. Hanging On By A Thread (Don’t Give Up)
14. Shut Up And Rock
15. East Side Story (Album Version)
Band Website: www.alicecooper.com
Medium: CD
Spieldauer: 50:15 Minuten
VÖ: 26.02.2021

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Echt schockierend : altrocker sind wie all die Jahre in, jeder Furz von springsteen, purple, Maiden und wie sie alle heißen wird als der heißeste sch... Abgefeiert. Metal ist wirklich super tot, zumindest aber so alt, dass er stinkt.
(26.02.2021 von Gurkengandalf)

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