Ein Interview von Eddieson vom 25.07.2024 (43837 mal gelesen)
SKYEYE haben mit ihrem dritten Album "New Horizons" ein fantastisches Werk abgeliefert. Grund genug, der Band mehr Aufmerksamkeit zu schenken und Sänger Jan zum Gespräch zu bitten. Er berichtet gerne und reflektiert über das neue Album, die einzelnen Songs, über Fluch und Segen seines Dickinson-Vibes in der Stimme und was er dafür tut.
Hey Jan. Wie geht es dir?
Jan: Hey Jan. Danke, gut. Fühlt sich ein wenig an, als würde man mit sich selbst reden, oder? [lacht]
Das stimmt. Also Jan, ich weiß nicht viel über die Metalszene in Slowenien. Was kannst du mir darüber ezählen?
Jan: Also hier in Ljubljana, der Hauptstadt von Slowenien, ist die Szene nicht schlecht. Allerdings gibt es hier das Problem, dass lokale Bands von sich aus keine großen Shows machen können, denn dafür ist die Szene dann doch wieder zu klein. Es gibt einen kleinen, aber starken Kern, der sich hier darum bemüht, dass die Szene am Leben bleibt. Wenn ihr Bock habt, dann checkt doch mal folgende Bands aus der Gegend hier aus: METALSTEEL, ERUPTION, CHALLENGER, BRITOF OR POMARANCA (ORANGE) und MARY ROSE, die kommen aber aus Jugoslawien.
Cool, danke für die Tipps. Da werde ich mal reinhören. Kommen wir wieder zu euch und eurem neuen Album "New Horizons", welches ja am 19.07. erscheint.
Jan: Ja, wir sind sehr zufrieden mit dem Material und auch mit dem Sound des neuen Albums. Klingt ein wenig abgedroschen, aber ich halte es für unser bisher bestes Album. Es erscheint über Reaper Entertainment, die wieder ein fantastischen Job gemacht haben.
Man sagt ja, dass das dritte Album eine Art "Make It Or Break It"-Album ist. Ich für meinen Teil muss sagen, dass "New Horizon" das Pontenzial hat, dass ihr mit der Band neue Horizonte erreichen könnt.
Jan: Vielen Dank für die netten Worte. Wir haben viel Schweiß und Tränen in das Album gesteckt, und wenn man dann solche Rückmeldungen bekommt, dann kann ich im Namen der gesamten Band sagen: Mission erfüllt! [freut sich]
"Soldiers Of Light" wurde ja während der Pandemie produziert, also unter besonderen Umständen. Diese dunkle Zeit ist nun vorbei und Bands können wieder unter normalen Umständen Platten aufnehmen. Wie lief das bei euch mit "New Horizons"?
Jan: Grega und ich haben schon neues Material geschrieben, noch bevor "Soldiers Of Light" veröffentlicht wurde. Das ist auch der Grund, warum es keine markanten Unterschiede zwischen den beiden Alben gibt. Wie gesagt, das neue Album wurde hauptsächlich von Grega Stalowsky und mir geschrieben und ich habe alle Texte verfasst. Ansonsten haben wir, wie auch schon bei "Digital God" und "Soldiers Of Light" im selben Studio und mit demselben Equipment aufgenommen. Und auch Grega Smola Crnkovic war wieder der Produzent des Albums. Der einzige Unterschied ist, dass diesmal das Mastering von Andy Vendette (DREAM THEATER, RUSH, DAVID BOWIE, BRUCE DICKINSON und einige mehr) übernommen wurde, der dem Sound noch einen voluminöseren und etwas modernen Touch gegeben hat. Aufgenommen haben wir zwischen Februar und Mai 2023. Die ganze Aufnahmesession war etwas stressig, weil wir Wechsel in der Besetzung hatten und eine Deadline einhalten mussten. Marko hat dann alle Gitarren aufgenommen und unser Produzent Grega hat dann einige Soli und Melodien eingespielt. Doch am Ende des Tages zählt das Endprodukt und damit sind wir absolut zufrieden und wir hoffen, dass die Fans es genauso mögen, wie wir es tun. In the Name of SKYEYE, let there be metal!
Was mir vor allem gut gefällt sind die Lyrics, die ja schon etwas tiefer gehen und völlig verschiedene Geschichten erzählen. Erzähl mir doch mal ein bisschen was zu 'Railroad Of Dreams', 'The Voice From The Silver Mountain' und dem Longtrack '1917'.
Jan: Jeder Song auf dem Album steht für sich selbst und erzählt seine eigene Geschichte. Über den "Battle Of Isonzo (Soca) River" in der Mitte von '1917' bis hin zu einer vergessenen Nation, die vom Meer verschluckt wurde, und mit 'Saraswati' hat auch die indische Göttin der Weisheit ihren Platz auf dem Album gefunden. Und den Song 'Fight' haben wir der harten Zeit gewidmet, durch die wir alle während der Pandemie gegangen sind. 'The Descenders', der Opener, beschreibt de Rückkehr der Soldiers Of Light.
Aber um noch deine drei genannten Songs zu beschreiben: '1917' behandelt den ersten Weltkrieg, genauer gesagt den Kampf des Österreichisch-Ungarischen Kaiserreichs gegen Italien auf Slowenischem Boden - Soska Fronta. Der Kampf ist benannt nach dem Fluss Soca, einer der schönsten Flüsse in Europa. Der Kampf war so hart, dass sich der Fluss tatsächlich an einigen Stellen rot färbte. Schon bevor der Kampf dort stattfand, hat Simon Gregoric, ein berühmter Schriftsteller aus Slowenien, ein Gedicht darüber geschrieben. Gleich nach 'Zdravljica', der Slowenischen Nationalhymne, ist dies das zweitwichtigste Gedicht in Slowenien.
'The Voice From The Silver Mountain' ist natürlich dem Größten der Größten gewidmet: Ronnie James Dio.
Und die erste Single 'Railroad Of Dreams' war der letzte Song, den wir geschrieben haben. Mit der Gründung der Band vor zehn Jahren haben wir unsere eigene railroad of dreams erschaffen. Der Zug steht als Metapher, der uns durch die letzten zehn Jahre geleitet hat. Durch gute und schlechte Zeiten, bis hin zu neuen Horizonten. Wie es im Chorus ja auch heißt: "Carry on, through darkness to the dawn".
Vielen Dank für die Erläuterungen. Ich finde das immer sehr interessant. Interessant finde ich auch, dass du in einem ältern B4M-Interview meinem Kollegen Tailgunner erzählt hast, dass deine Freundin dir damals gesagt hat, dass du einen Song über Tschernobyl schreiben sollst. Was du dann ja auch getan hast. Hatte sie für das neue Album auch wieder irgendwelche Ideen?
Jan: Tolle Erinnerung! [lacht] Aber um ganz ehrlich zu sein, ob sie einen direkten Einfluss auf die Songs hatte, kann ich gar nicht mal sagen, aber wir haben über einige Themen diskutiert. Der erste Weltkrieg war eines dieser Themen. Aber ich war als Kind schon sehr an diesem Theme interessiert, vor allem an der Soska Fronta, also entschied ich mich darüber zu schreiben - und am Ende kam dann der Emerald River/1917-Song dabei raus.
In meinen Ohren klingt "New Horizon" etwas aggressiver als "Soldier Of Light".
Jan: Da stimme ich dir zu. Ich glaube, wir als Band und als Bandmitglieder sind persönlich und auch als Musiker gereift. Ich würde sagen, wir befinden uns gerade an einem Höhepunkt oder nahe dem Höhepunkt unserer musikalischen Fähigkeiten und ich denke, das kann man auf dem neuen Album hören. Vielleicht haben auch die Covid-Bedingungen, unter denen das Album geschrieben wurde, was damit zu tun, dass das Album etwas aggressiver klingt. Wir waren da ja alle in einem "aggressive and fighting"-Gefühlszustand.
Es ist ja kein Geheimnis und ein großes Kompliment, wie ich finde, dass du klingst wie Bruce Dickinson. Wie trainierst du deine Stimme oder hast du einen Vocal-Coach?
Jan: Ich bringe mir alles selbst bei. Anhand meiner eigenen Fehler lerne ich. Ich bin erst sehr spät zum Singen gekommen, vielleicht war ich da schon 28 oder 29. In der Zeit haben wir SKYEYE gegründet. Das ist auch der Grund, warum mir die Band so viel bedeutet. Ich bin als Sänger mit der Band aufgewachsen. Ich habe keinen Vocal-Coach, ich trainiere sie auch nicht speziell. Ich singe halt zweimal die Woche im Proberaum. Ich glaube, dass wenn man so kraftvoll singen muss, dann muss man erstens auch physisch fit sein und auch an seine Fähigkeiten glauben, um nicht unterbewusst sich doch irgendwie zurückzuhalten. Deswegen versuche ich mich auch körperlich fit zu halten. Dieser Dickinson-Vibe in meiner Stimme ist vollkommen natürlich, wenn ich mit Vollgas singe. Das ist natürlich auf der einen Seite ein Segen, auf der anderen Seite ein Fluch, wenn die Leute meinen musikalischen Background nicht kennen, denken sie, dass ich ihn nur imitiere. [lacht]
Das Artwork des neuen Albums ist fantastisch geworden.
Jan: Absolut. Es wurde vom kroatischen Künstler Aleksandar Zivanov gemacht, der auch schon das Artwork für "Soldiers Of Light" gemacht hat. Wir haben ihm unsere Demos zum anhören geschickt und ihm einige Richtlinien gegeben und er hat dann das daraus gezaubert. Großartige Arbeit!
Was ist der nächste Schritt für SKYEYE?
Jan: Wir haben ja ein großartiges Label mit einem großen, weltweiten Vertrieb. So können wir hoffentlich noch einige Leute mehr erreichen. Ich würde aber sagen, dass der nächste große Schritt für uns als Band eine internationale Tour wäre. Die Zeiten sind finanziell nicht die besten für eine kleine Band zu touren, aber wir werden nicht aufhören, es zu versuchen.
Habt ihr denn Pläne, das Album live zu promoten?
Jan: Wir planen eine große Release-Show hier in Ljubljana im November und hoffentlich klappt es schnellstmöglich mit der internationalen Tour. Wir arbeiten mit Extratours Konzertbüro zusammen und hoffen auch bald wieder bei euch in Deutschland spielen zu können.
Jan, vielen Dank für deine Zeit und das Interview. Ich wünsche euch für "New Horizons" nur das Beste und überlasse dir die letzten Worte.
Jan: Ich danke dir für das Interview und die tollen Fragen, die auch deinen Respekt für unsere Musik zeigen. Ich wünsche dir und Bleeding4Metal alles Gute für die Zukunft und möchte euch danken, dass ihr auch so kleinen Bands wie SKYEYE die Möglichkeit gebt, sich zu präsentieren und diese damit unterstützt. Den Fans wünsche ich eine tolle Zeit, wenn sie das neue Album hören und danke euch für euren Support. Schaut regelmäßig auf unserer Webseite wegen Merch vorbei - oder auf Facebook oder Instagram. Stay heavy und wir sehen uns auf Tour!