Dream Theater - Distant Memories - Live In London

Review von Cornholio vom 05.12.2020 (8063 mal gelesen)
Dream Theater - Distant Memories - Live In London Vermutlich hatten die Prog-Könige aus New York diese Live-Veröffentlichung schon vor der Corona-Pandemie geplant, sonst hätten sie wohl kaum die Gigs im Londoner Hammersmith Apollo am 21. und 22. Februar diesen Jahres mitgeschnitten. Und DREAM THEATER wären nicht DREAM THEATER, wenn sie nicht mindestens eine Doppel-CD raushauen würden. Am Ende sind es sogar drei Silberlinge geworden, zusammen mit wahlweise zwei DVDs oder zwei BluRays oder komplett als Artbook. Und obwohl die Band in den 2000ern bereits sechs Live-Dokumente veröffentlicht hat, ist "Distant Memories" für viele Fans etwas ganz Besonderes. Nicht nur ist es das erste Live-Release seit 2014, sondern auf der Tour im Februar, die die Band auch nach Deutschland führte, wurde das komplette "Scenes From A Memory"-Album gespielt. Ich hatte das Glück, das Konzert am 6. Februar in Frankfurt zu sehen und freue mich sehr über diese Live-Dokumentation.

Die Band ist wie eigentlich immer gut in Form; auf instrumentaler Ebene gibt es die glaube ich gar nicht in schlecht, und auch Sänger James LaBrie, der ja bei Konzerten nicht immer glänzen kann, überzeugt fast durchgehend. Man muss ihm allerdings zugestehen, dass das genannte Konzeptalbum immerhin schon über zwanzig Jahre alt ist, und LaBrie ist eben auch nur ein Mensch. Aber größtenteils ist seine Performance sehr gut, da habe ich schon weitaus weniger gute Auftritte erlebt.

Die Songauswahl ist natürlich nicht besonders abwechslungsreich. Zum einen hat die Band zum Zeitpunkt der Tour ziemlich genau vor einem Jahr ihr vierzehntes Studioalbum "Distance Over Time" veröffentlicht, zum anderen wurde bereits im Vorfeld bekanntgegeben, dass eben "Scenes From A Memory" zum zwanzigjährigen Jubiläum komplett dargeboten würde. Insgesamt bringt es "Distance Over Time" auf sechs Songs (inklusive Zugabe und Bonustrack), das "Scenes"-Album beinhaltet 13 Stücke und "nebenbei" präsentierten die Männer noch 'A Nightmare To Remember', ein 16 Minuten langes Monster von der 2009er Scheibe "Black Clouds And Silver Linings", und das fast neunminütige 'In The Presence Of Enemies Pt.1' vom 2007er Release "Systematic Chaos".

In typischer DREAM THEATER-Manier werden alle Songs in einer scheinbaren Leichtigkeit dargeboten. Bassist John Myung bearbeitet sein sechssaitiges (!) Arbeitsgerät dermaßen souverän und unspektakulär, Keyboarder Jordan Rudess interagiert hier und da mit dem Publikum, ebenso wie Gitarrengott John Petrucci, der mittlerweile übrigens fast so aussieht, als wolle er bei ZZ TOP anheuern. Nebenher glänzt er auch als Background-Sänger, und egal ob er Soli oder Riff darbietet, er strahlt stets eine unglaubliche Ruhe und Gelassenheit dabei aus. Nicht minder faszinierend finde ich übrigens das Schlagzeugspiel von Mike Mangini, der sein Kit zweistöckig aufgebaut hat. Da auf "normaler" Höhe kein Platz mehr war, hat er kurzerhand vier kleine Toms sowie einen Großteil der Becken und die Hi-Hat nach oben verfrachtet, was mit Sicherheit zwar anstrengender zu spielen ist, aber verdammt lässig aussieht!

Welche Songs für wen jetzt die Highlights sind, ist wie so oft schwer zu sagen. Für mich ist eins der Highlights die 'Scene Five: Through Her Eyes', in der die Band auf der Videoleinwand verstorbenen Musikern Tribut zollt. Auch erwähnenswert sind die Momente, in denen Jordan Rudess seinen angestammten Platz verlässt, um auf seiner "Keytar" (Keyboard mit Schultergurt zum Umhängen) Petrucci zum Duell zu fordern oder in Manier eines Leadgitarristen mit dem Publikum zu interagieren. Und spätestens bei 'Scene Eight: The Spirit Carries On' ist Gänsehaut garantiert, als James LaBrie die Zuschauer auffordert, die Halle mit ihren Handys zu erleuchten.

Insgesamt gibt's also exakt zweieinhalb Stunden auf Augen und Ohren, am Ende ist noch ein vierminütiges "Behind The Scenes" auf DVD und BluRay, welches mir allerdings nicht vorliegt. So oder so ein tolles Package, das sich Fans der Band vermutlich eh nicht entgehen lassen werden. So als Geschenk unter dem Weihnachtsbaum wäre "Distant Memories - Live In London" sicherlich nicht die schlechteste Idee.


Gesamtwertung: 10.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood blood blood
Trackliste Album-Info
CD1
01. Untethered Angel
02. A Nightmare To Remember
03. Fall Into The Light
04. Barstool Warrior
05. In The Presence Of Enemies - Part 1
06. Pale Blue Dot

CD2
01. Scenes Live Intro
02. Scene One: Regression
03. Scene Two: I. Overture 1928
04. Scene Two: II. Strange Déjà Vu
05. Scene Three: I. Through My Words
06. Scene Three: II. Fatal Tragedy
07. Scene Four: Beyond This Life
08. Scene Five: Through Her Eyes

CD3
01. Scene Six: Home
02. Scene Seven: I. The Dance of Eternity
03. Scene Seven: II. One Last Time
04. Scene Eight: The Spirit Carries On
05. Scene Nine: Finally Free
06. At Wit's End
07. Paralyzed (Bonus Track)
Band Website: www.dreamtheater.net
Medium: 3CD, DVD
Spieldauer: 149:51 Minuten
VÖ: 27.11.2020

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Am 6. Februar diesen Jahres war ich auch in höchst dabei und es war: fantastico! Aktuelles Album geil (baarstool warrior, ein Hit!), Nightmare gleich als 2. Song killer, einer ihrer besten long tracks, und dann natürlich scenes komplett, am Ende schon fast überfordernd, dieses monumentale Konzept Album. Live knallt mangini auch mehr, im Studio immer etwas pappig klingend, ist er in natura ein echter Akrobat. Über die anderen erübrigt sich jeder Kommentar, auch wenn die Aufnahmen von labrie wohl mehr oder weniger überarbeitet sein dürften, in der jahrhunderthalle war er aber respektabel.
(06.12.2020 von Gurkengandalf)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten