Midnight Deadbeats - Moonshine Carnival

Review von baarikärpänen vom 26.11.2020 (6491 mal gelesen)
Midnight Deadbeats - Moonshine Carnival Czar Of Crickets werde ich auf alle Ewigkeit dankbar sein, weil ich ohne dieses rührige Label niemals eine Perle wie die proggigen und immer noch sträflich unterbewerten THE UNIVERSE BY EAR kennengelernt hätte. Und, obwohl musikalisch auf ganz anderen Pfaden unterwegs, haben die Macher von Czar Of Crickets mit den MIDNIGHT DEADBEATS jetzt schon wieder eine Band unter Vertrag, die vor allem Freunde des Classic Rocks mehr als nur begeistern sollte. Okay, ich höre sie schon, die Dauernörgler, die gleich anmerken werden, dass in diesem Genre, mit seinen unzähligen Veröffentlichungen in den letzten Jahren, doch schon alles gesagt ist. Ist es eben nicht! Der Beweis, dass da noch viel mehr geht, liegt jetzt mit "Moonshine Carnival" auf dem Plattenteller.

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Im Grunde genommen braucht es nur drei begabte Musiker, um Musik zu spielen, die mächtig Arsch tritt. Bestes Beispiel dürften für immer und ewig MOTÖRHEAD bleiben. Und auch im klassischen Rock gibt es genügend Beispiele. Stellvertretend seien nur KADAVAR, RUSH, JIMI HENDRIX EXPERIENCE oder RORY GALLAGHER genannt. Wenn man großzügig ist und nur auf die Instrumentalisten schaut, darf man auch LED ZEPPELIN, THE WHO oder meinetwegen auch THE DOORS dazuzählen. Gitarre, Bass (ersatzweise Keyboards), Schlagzeug und fertig ist die Vollbedienung. Genau danach verfahren auch die MIDNIGHT DEADBEATS. Alle drei Männers sind schon seit Jahren in der Szene unterwegs, sie wissen also ganz genau, was sie da machen. Und eben das hört man zu jeder Sekunde. Schon der Opener 'Dishwasher' macht deutlich klar, wo's hier lang geht. Ein schneller Rocker, der so wohl auch entstanden sein könnte, wenn Jimi Hendrix eine Songwriting-Session mit dem rebellischen Pete Townshend veranstaltet hätte. Spannend wird's schon beim zweiten Song 'Rock'n'Roll', der für mich eine perfekte Verbindung von MONTROSE und RORY GALLAGHER darstellt, garniert mit einem mehr als einminütigen supertollen Solo. 'Useless Machine' ist dagegen ein fast schon hektischer Rocker, der mit einem leichten Punk-Einschlag im Refrain, ähem, punktet. Aber auch vor sogenanntem Proto-Metal schrecken die MIDNIGHT DEADBEATS nicht zurück, wie 'Suicide Clutch' beweist. Hier sind durchaus leichte Querverweise zu frühen JUDAS PRIEST zu hören. 'The Battle', gleichzeitig der längste Song auf dem Album, ist für mich ein kleines Meisterwerk. In diesem Stück steckt so viel drin. Er könnte sowohl Epic Metal sein, eine Verbeugung vor BLACK SABBATH, aber, jetzt kommt's, er könnte genauso gut von RAGE AGAINST THE MACHINE sein. Ich jedenfalls hatte beim Hören mehrmals den Gedanken im Hinterkopf, welche Lyrics Zack De La Rocha dem Song wohl verpasst hätte. Dass die MIDNIGHT DEADBEATS ihre Musik durchaus mit einem Augenzwinkern verstehen, dafür stehen 'Chupacabra' oder 'Kill Me', zwei straighte Rocker, auf denen sich Sänger/Gitarrist Mono Mojo zuweilen wie Tom Warrior (TRIPTYKON) anhört und die beide mit einem Chorus ausgestattet sind, den man nach dem ersten Durchlauf nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Ihre höchsteigene Hommage an den frühen Punk liefern die Schweizer mit 'Vicious' (ob da ein gewisser Sid Vicious Pate für den Titel stand?). Locker-flockig dann 'Liberty Vultures', dessen Riff geradezu nach einem Auftritt vor großem Publikum ruft, Tanzeinlagen der Massen inklusive. Den außergewöhnlichsten Song haben sich MIDNIGHT DEADBEATS für das Ende aufgehoben. 'Birds' fängt den Spirit der ganz frühen BLACK SABBATH so gekonnt ein, wie ich es schon seit Ewigkeiten nicht mehr gehört habe. Hut ab! Ganz egal übrigens, welche Referenz sich MIDNIGHT DEADBEATS für ihre Songs suchen, am Ende verpacken sie all diese Einflüsse so gekonnt in ihre Stücke, dass "Moonlight Carnival" völlig eigenständig und wie aus einem Guss klingt. Positiv kommt dem Ganzen da natürlich die herrlich rohe, aber dennoch ausgefeilte Produktion zugute. Alle drei Instrumente stehen auf einem Level und auf eventuelle Tricksereien wird gänzlich verzichtet. So wie "Moonshine Carnival" auf Konserve klingt, dürfte es sich auch auf der Bühne anhören.

Die MIDNIGHT DEADBEATS haben mit "Moonshine Carnival" etwas geschafft, worauf ich ehrlich gesagt nicht mehr zu hoffen gewagt hätte. Hier wird von der ersten bis zur letzten Sekunde einfach nur ehrlich und nach vorne gerockt. No Bullshit, keine Balladen, Energie pur. All das, was den meisten Veröffentlichungen in diesem Genre in den letzten Jahren leider etwas abging. Wem KADAVAR, trotz aller unbestreitbarer Klasse, in den letzten Jahren zu bräsig geworden sind, die BLUES PILLS zu verkopft und soft, wer einfach nur authentisch abrocken will, der kommt an den MIDNIGHT DEADBEATS nicht vorbei. Offensichtliche "Hits" hat diese Scheibe gar nicht nötig. "Moonshine Carnival" muss am Stück genossen werden. Und weil es viel zu wenige solcher Scheiben gibt, ist mir das allemal satte neun Punkte wert.



Gesamtwertung: 9.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Dishwasher
02. Rock'n'Roll
03. Useless Machine
04. Suicide Clutch
05. The Battle
06. Chupacabra
07. Kill Me
08. Vicious
09. Liberty Vultures
10. Birds
Band Website: www.facebook.com/midnightdeadbeats
Medium: CD
Spieldauer: 44:35 Minuten
VÖ: 20.11.2020

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LABEL: SIXTEENTIMES MUSIC sixteentimes(dot)com/artist/midnight-deadbeats/
(27.11.2020 von MIDNIGHT DEADBEATS)

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