The Provenance - Red Flags

Review von Opa Steve vom 24.11.2006 (6048 mal gelesen)
The Provenance - Red Flags Klasse! Eine schwedische Band, die nicht schwedisch klingt, sondern kosmopolitisch. Das (aus Metal-Sicht) nichtssagende Cover täuscht schnell darüber hinweg, dass es sich hierbei schon wieder um ein musikalisches Highlight handelt, die uns die Plattenindustrie nach längerer Durststrecke dieses Jahr in schöner Regelmäßigkeit zur Rezension vorlegt.

Wie soll man THE PROVENANCE beschreiben? Sie haben eine Gothic-Vergangenheit, aber die ist hier wirklich zweitrangig. Kein austauschbares Frauengesäusel zu dicken Keyboardteppichen. Nein, bodenständige Musik mit Bauch und Hirn tönt auf "Red Flags". Und dies in der Tat sehr individuell! Schon die für heutige Begriffe ungewöhnlich erdige Produktion mit Ecken, Kanten, und Dynamik sticht aus dem ProTools-Kompressor-Einheitsbrei heraus. Die Musik selbst würde ich als eine Mischung von den radikal unterschätzten DISMAL EUPHONY und den französischen Individualisten GOJIRA beschreiben. Die Musik groovt, bietet wohl dosierte Prog-Elemente (vor allem in der rhythmischen Ausgestaltung durch Stöckeschwinger Joel Lindell, der sich ungewöhnlicherweise auch um die Lyrics kümmert), und greift neben hart rockenden Riffs auch gern in die Pathos-Kiste. Für mich allerdings kommt das Sahnehäubchen aus den fantastischen Gesangslinien von Emma Hellström und Klampfer Tobias Martinsson. Diese beiden zaubern höchst hochwertige Partien aus der Kehle, die man in dieser Qualität im Metal leider zu selten zu hören bekommt. Emma merkt man hier ihre professionelle Gesangserfahrung (u.a. im Musical "Hair") an, denn Intonation und Ton klingen so was von mühelos, dass Chorus-Konstruktionen wie beim Opener 'At The Barricades' oder schwieriges Material wie 'Revelling Masses' quasi schwerelos über der Musik schweben.

Technische Experimente gibt es auf dieser Scheibe selten. Orchester-Teppiche bleiben recht naturbelassen, Gitarren klingen nach Amp, und bei den Drums verzichtet man auf Sample-Einsatz. Obwohl die Mucke zum Bangen aufgrund der vielen Taktwechsel dennoch nicht geeignet ist, versprüht sie dennoch genug Power, um metallisch-verwöhnte Ohren zufriedenzustellen. Lediglich bei der Hymne 'Deadened' oder dem vor Orchester-Pathos triefenden 'Second And Last But Not Always' halten sich die Stromgitarren etwas zurück, wobei aber selbst diese Titel auf verdammt hohem Niveau liegen.

Anspieltipps? Einfach alles. Das ist Metal zum Genießen, Träumen, Abheben.

Gesamtwertung: 10.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01 At The Barricades
02 Crash Course
03 Thanks To You
04 Second And Last But Not Always
05 Revelling Masses
06 Leave-Takings
07 The Cost
08 Deadened
09 One Warning
10 Settle Soon
Band Website: www.theprovenance.com
Medium: CD
Spieldauer: 47:49 Minuten
VÖ: 17.11.2006

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