Polymoon - Caterpillars Of Creation

Review von baarikärpänen vom 09.09.2020 (8682 mal gelesen)
Polymoon - Caterpillars Of Creation Svart Records machen ihrem Programm mal wieder alle Ehre, indem sie jetzt "Caterpillars Of Creation" von POLYMOON veröffentlichen. Wo anders hätte solch eine faszinierende Scheibe besser aufgehoben sein können? Das gesagt, sollte aber auch klar sein, dass "Caterpillars..." kein Album geworden ist, das man mal so eben nebenbei hören kann, denn es fordert die Aufmerksamkeit des Hörers von der ersten bis zur letzten Sekunde. Schenkt man der Scheibe diese Aufmerksamkeit, wird man aber auch belohnt. Denn was die fünf Finnen hier musikalisch veranstalten, ist eine Achterbahnfahrt unter dem Kopfhörer, wie ich sie schon lange nicht mehr unternommen habe. Vergesst einfach alles, was euch in letzter Zeit als der heißeste Scheiß in Sachen Space Rock/Psychedelic Rock verkauft und angepriesen worden ist. POLYMOON sind der "Real Deal"! Fängt beim Cover an, geht über die Bilder der Jungs, und hört bei der Musik auf. Keine Ahnung, in welchen Dimensionen oder Paralleluniversen die Musiker bisher unterwegs waren, denn es ist kaum zu glauben, dass wir es hier mit einem Debüt zu tun haben.

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'Silver Mt.' eröffnet dieses musikalische Kaleidoskop. "Mt." steht ja bekanntlich als Abkürzung für Mountain. Genau dahin nehmen uns POLYMOON auf den folgenden knapp 42 Minuten mit. Oder besser gesagt auf eine musikalische Wanderung durch eine bergige Landschaft. Der Song beginnt wie der luftig-flockige Aufstieg hinauf in schwindelnde Höhen. Schon kurze Zeit später steht man mitten in einer Klamm, unten rauscht das Wildwasser. Weiter geht es über sonnige Almwiesen, über denen allerlei Insekten fröhlich in der Luft tanzen. Nach der kurzen Verschnaufpause nähert man sich dem Gipfel. Um den zu erklimmen, muss der Wanderer vorbei an einem majestätischen Wasserfall, das Schmelzwasser der Gletscher stürzt tosend zu Tal. Ist dieses letzte Hindernis überwunden, wird man auf dem Gipfel mit einem phänomenalen und erhabenen Ausblick belohnt. Diese Reise untermalen POLYMOON mit ätherischen Synthie-Klängen, ähnlich wie der Wasserfall bauen sie Kaskaden aus harten Gitarren auf, die mal fuzzig sind, sich aber auch nicht davor scheuen, blackmetallisch zu klingen. Das ganze geschmackvoll kombiniert mit zum Teil wirklich abgedrehtem Drumming. Es ist echt überzeugend, wie POLYMOON es schaffen, immer wieder tolle Spannungsbögen aufzubauen. Dass die Vocals auf dem kompletten Album eher im Hintergrund passieren, nie so recht zu fassen sind, ist nur ein weiterer Baustein zu einem feinen Klangerlebnis. 'Lazaward' mit seinen achteinhalb Minuten ist ein Musterbeispiel dafür, wie man spacige Klänge und Psychedelic Rock mit großem Prog kombiniert. Wäre Petri Walli, Songwriter und Sänger der legendären KINGSTON WALL, nicht zu früh von uns gegangen, so ähnlich könnte seine Musik heute klingen. Aber POLYMOON können es auch straight, was 'Malamalama' beweist. Das Stück ist im Vergleich mit dem Rest fast schon (spaciges) Easy Listening. Demgegenüber steht 'Helicaling', das beinahe metallisch beginnt mit seinen (für ihre Verhältnisse) harten Gitarren und seinen mantra-artig verhallten Vocals in der Mitte. Gänzlich ohne Vocals kommt 'Neitherworld' aus, das, wenn wir beim eingangs gewählten Vergleich bleiben wollen, der Soundtrack zu einem Gewitter in den Bergen sein könnte. Extrem deftige Parts stehen für Blitz und Donner, ruhige und sphärische Klänge für die Sonne, die nach dem Sturm durch die Wolken lugt. 'Metempsychosis' beendet dieses kleine Meisterwerk des modernen Space Rocks und bündelt nochmals alle vorher gehörten Sounds. Dass "Caterpillars Of Creation" von keinem geringeren als Jun-His, Sänger von ORANSSI PAZUZU, produziert wurde, passt dann auch wie die berühmte Faust aufs Auge.

Beim Blick aufs Cover fallen mir irgendwie sofort PINK FLOYD ein. Genau deshalb lehne ich mich einfach mal ganz weit aus dem Fenster und behaupte, wäre Syd Barrett damals nicht auf einem seiner LSD-Trips "verloren gegangen", hätte Metal für sich entdeckt und Roger Waters an der kurzen Leine gehalten, PINK FLOYD hätten irgendwann so geklungen, wie POLYMOON es jetzt tun. Genau deswegen sind neun Punkte mehr als gerechtfertigt!




Gesamtwertung: 9.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Silver Mt.
02. Lazaward
03. Malamalama
04. Helicaling
05. Neitherworld
06. Metempsychosis
Band Website: www.facebook.com/polymooooon/
Medium: CD
Spieldauer: 42:04 Minuten
VÖ: 04.09.2020

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