Hexvessel - Kindred | |
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Review von Blaze Breeg vom 15.04.2020 (6114 mal gelesen) | |
Es gibt Promos, an denen beißt man sich als Rezensent die Zähne aus. In den letzten Tagen haben mich die Finnen HEXVESSEL mit ihrem neuen Output "Kindred" ordentlich herausgefordert. Ich wollte so gerne Lobeshymnen anstimmen, aber das ist leider nicht möglich. Doch der Reihe nach ... Wenn sich eine Band stilistisch selbst als "Psychedelic Forest Folk Rock" einordnet, ist mein Interesse sofort geweckt. Das klingt schön kauzig und lässt demnach ein besonderes Hörvergnügen vermuten, das sich angenehm vom gesichtslosen Plastik-Mainstream abhebt. Letzteres ist unbestreitbar der Fall. "Kindred" verwöhnt die Hörer mit einem warmen Sound, der zum oben genannten Etikett passt. Hier haben die Nordlichter, die in Deutschland auf eine kleine, aber treue Fangemeinde vertrauen können, richtig gute Arbeit geleistet. In musikalischer Hinsicht gibt es einen bunten Stilmix, der als hochgradig eigenständig einzustufen ist: Es geht streckenweise sehr psychedelisch zu - ich fühle mich zum Beispiel beim Opener 'Billion Year Old Being' in die Siebziger oder gar späten Sechziger zurückversetzt. Als PINK FLOYD-Fan denke ich oftmals an die abgedrehte, von mir durchaus geschätzte Syd Barrett-Phase meiner alten Heroen. Das klingt gut, aber das Niveau der Vorbilder wird nicht erreicht - dafür bleiben HEXVESSEL, zumindest für meinen Geschmack, etwas zu bieder. Auch das als "okkulte Blues-Nummer" beworbene 'Demian', gleichzeitig die erste Single aus dem vorliegenden fünften Longplayer, ist nicht mehr als gefällig. Bieder und gefällig, das möchte man eigentlich in keiner Rezension schreiben. Insgesamt betrachtet plätschert "Kindred" über weite Strecken so daher ('Kindred Moon' ist ein Beispiel dafür), ein Song wie 'Bog Bodies' eignet sich - positiv formuliert - hervorragend als Entschleuniger nach einem stressigen Tag. Böse Zungen mögen nun behaupten, man kann dabei perfekt einschlummern ... Gibt es auch Highlights? Für mich ist das zum einen ausgerechnet das atmosphärische COIL-Cover 'Fire Of The Mind', das angeblich live in einer psychiatrischen Anstalt eingespielt worden ist. Nun, ja ... Zum anderen möchte ich aber auch 'Magical And Damned' nennen: Der Song packt mich tatsächlich, sehr intensiv, exzellenter Chorus. Ich frage mich: Warum nicht immer so? Kurzum: "Kindred" ist eine Scheibe, die keineswegs schlecht ist. Hier sind fraglos fähige Musiker am Werk, die ihre Kunst sehr ernst nehmen. Dafür ein fettes Lob und mehrere Sympathiepunkte. Aber trotz dieser guten Voraussetzungen erreichen mich manche Songs wie oben dargelegt überhaupt nicht. Ich kann gar nicht genau sagen, woran es liegt - im Zweifel einfach an meinen Lauschern oder aktuellen Hörpräferenzen. Ich gönne den Jungs jeden Erfolg und empfehle allen Lesern mit einem Faible für ausgeprägtes Kauztum, "Kindred" eine Chance zu geben. Vielleicht verliebt sich ja der eine oder andere stürmisch in HEXVESSEL. Gesamtwertung: 6.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Billion Year Old Being 02. Demian 03. Fire Of The Mind 04. Bog Bodies 05. Sic Luceat Lux 06. Phaedra 07. Family 08. Kindred Moon 09. Magical And Damned 10. Joy Of Sacrifice | Band Website: www.hexvessel.com/ Medium: CD Spieldauer: 38:41 Minuten VÖ: 17.04.2020 |
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