Lordi - Killection

Review von Elvis vom 18.02.2020 (10572 mal gelesen)
Lordi - Killection LORDI haben sich seit ihrer ursprünglichen Gründung noch nie schwer damit getan, unkonventionelle Wege zu gehen. Damit meine ich nicht allein zum Beispiel die immer noch vielfach zitierte Teilnahme und den Sieg beim ESC 2006, sondern auch die Weigerung der Band danach, diesen Erfolg für eine Karriere im Mainstream gnadenlos kommerziell auszuschlachten. Die wechselnden Monster um Mr. Lordi sind stattdessen stur ihre eigenen Wege gegangen, manche kamen, andere gingen und die Alben waren durchaus vielfältig. Das tolle 80er-hafte "Babez For Breakfast" wurde zum Beispiel von viel härterem Material wie "To Beast Or Not To Beast" gefolgt. Von daher überrascht es eigentlich nicht, was die Finnen sich mit "Killection" ausgedacht haben. Das neue Album ist nämlich eine fiktive Greatest Hits-Compilation aus den fiktiven Bandjahren von Anfang der 70er bis 1995. Klingt das ein bisschen abgefahren? Abgefahren ist auf jeden Fall, dass die jeweiligen Tracks für die gedachte Zeitperiode passend auf entsprechendem Equipment in verschiedenen Studios aufgenommen worden sind. Sprich, man hat tatsächlich versucht, unter genau denselben Bedingungen zu arbeiten wie die Bands, die man sich natürlich irgendwie als Vorbild genommen hat.

Eingebettet ist das neue Album in üblicher Weise in mehrere SCG-Tracks, die diesmal Anmoderationen einen fiktiven Radio-Stunde rund um die langjährig erfolgreiche Band LORDI darstellen. Sehr cool ist dabei zweifelsohne die Einleitung, bei der diverse bekannte Bandklassiker im Stil von zum Beispiel GUNS 'N' ROSES oder OZZY OSBOURNE interpretiert angespielt werden - das macht wirklich Freude! Getreu dem sich selbst auferlegten Motto gibt es diesmal trotz grundsätzlich unverkennbarer LORDI-Vibes aber auch ein breites Potpourri an verschiedenen Klängen, sprich, Abwechslungsreichtum en masse. 'Horror For Hire' ist an sich ein Song, der eher typisch für LORDI rockt. Dagegen klingt 'Shake The Baby Silent' in mancherlei Hinsicht nach frühen WHITE ZOMBIE beziehungsweise ROB ZOMBIE-Songs. Ein absolutes Highlight aus meiner Sicht ist 'Like A Bee To The Honey'. Mr. Lordi ist bekanntlich extremer KISS-Fan, insbesondere auch der unmaskierten Phase. Was wäre da genialer als ein Song, der von Paul Stanley gemeinsam mit Jean Beauvoir verfasst wurde und bislang noch nicht ans Tageslicht gekommen war (KISS-Fans denken zum Beispiel noch wohlig an 'Uh All Night' oder 'Who Wants To Be Lonely')? Der Song hätte tatsächlich prima auch auf KISS' "Asylum"-Album stehen können und ist ein echter Kracher. MICHAEL MONROE gönnt dem Ganzen sogar noch seine Saxofon-Künste. Deutlich schleppender und balladenlastiger ist dagegen 'Apollyon'. Typischere LORDI-Klänge gibt es bei dem relativ harten 'Blow My Fuse' und dem flotten 'I Dug A Hole In The Yard For You'. KISS-Vibes gibt es dafür aber wieder mit 'Zombimbo', der in seiner lässigen Disco-Rock-Weise auch durchaus auf "Dynasty" gepasst hätte oder in diese Phase von KISS. 'Up To No Good', 'Evil' und 'Scream Demon' gefallen mit im letzten Drittel der Platte "nur" gut, werden allerdings deutlich aufgefangen vom tollen 'Cutterfly'. Der Song wartet nämlich mit einem richtig schönen Ohrwurm-Refrain in bester 80er-Manier auf. Der Rausschmiss mit dem letzten SCG passt übrigens prima zur Story der Platte, die man sich aber selbst anhören sollte, damit sie richtig wirkt.

Das Konzept von "Killection" finde ich jedenfalls richtig gelungen und man merkt, dass hier viel Herzblut und Arbeit reingesteckt worden ist, sowohl produktionstechnisch als auch von den diversen Artworks, die man für die fiktiv alten Tracks ausgearbeitet hat. Dank richtig cooler Tracks wie 'Like A Bee To The Honey', 'Zombimbo' und vor allem auch 'Cutterfly' sind auch ein paar echte Hits auf der mehr als gutklassigen Platte. Für das Gesamtpaket gibt es daher bewertungstechnisch auch noch einen leichten Sympathie-Bonus. Für meine Begriffe hebt sich "Killection" daher positiv aus der mittlerweile umfangreichen Diskografie ab und lässt nur umso mehr Lust auf die kommende Tour aufkommen.

Gesamtwertung: 8.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Radio SCG 10 (1:25)
02. Horror For Hire (3:22)
03. Shake The Baby Silent (3:36)
04. Like A Bee To The Honey (Feat. MICHAEL MONROE) (4:13)
05. Apollyon (5:11)
06. SCG10 The Last Hour (1:31)
07. Blow My Fuse (3:31)
08. I Dug A Hole In The Yard For You (4:11)
09. Zombimbo (4:53)
10. Up To No Good (3:58)
11. SCG10 Demonic Semitones (1:20)
12. Cutterfly (4:20)
13. Evil (4:34)
14. Scream Demon (4:38)
15. SCG10 I Am Here (1:51)
Band Website: www.lordi.org
Medium: CD
Spieldauer: 52:34 Minuten
VÖ: 31.01.2020

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