Unreqvited - Mosaic II: La Déteste Et La Détresse

Review von Zephir vom 11.01.2020 (7378 mal gelesen)
Unreqvited - Mosaic II: La Déteste Et La Détresse Das kanadische Ein-Mann-Projekt UNREQVITED trat erstmals 2016 mit dem Debüt "Disquiet" an die Öffentlichkeit und begeistert die Welt des Atmospheric Post Black Metal und Post Rock seither ziemlich kontinuierlich. In der Backlist finden sich unter anderem Splits mit VIOLET COLD, SHOW ME A DINOSAUR, SYLVAINE und anderen artverwandten Bands; erst jüngst wechselte der Künstler zum deutschen Label Prophecy Productions, über das nun die neue Platte "Mosaic II: La Déteste Et La Détresse" erscheint. Diese ist, man ahnt es, eine Art Fortsetzung von "Mosaic I: L'Amour Et L'Ardeur", wobei UNREQVITED bereits angekündigt hatte, dass dem eher unmetallischen, verträumten ersten Teil eine düstere Episode folgen würde. Das war nicht zu viel versprochen. "Mosaic II" spielt mit depressiven Szenarien gleichermaßen wie mit hoffnungsvollen, aber unerreichbaren Lichtblicken, mit Black Metal ebenso wie mit versonnen-dunklen Ambient-Sphären.

Gleich in 'Nightfall' taucht die Musik in metaphysisch verschwommene Klänge ein, introvertiert und entrückt, in der Ferne eine kaum vernehmbare Stimme, die unverständliche Worte spricht. Sind es wirklich Worte? Bis dato kannte man von UNREQVITED nur textlose Screams, und in diese geht auch 'Nightfall' kurze Zeit später über, sich zu einem echten Werk atmosphärischen Post Black Metals wandelnd, wie wir ihn beispielsweise von HERETOIR aus der Ära "To Follow The Sun" kannten. 'Wasteland' geht dann zügig in die Vollen, hier wird geblastet, geprügelt und gekreischt, was das Zeug hält, wobei die Gitarren sich zwischenzeitlich auch mal in strahlenden Dur-Harmonien ergießen und eingestreute Ambient-Passagen daran erinnern, dass es sich bei UNREQVITED um ein experimentelles Projekt voller musikalischer Exkurse und Ausbrüche handelt - nicht zuletzt der elektronische Beat am Ende des Tracks ist hier erwähnenswert. 'Pale', ein Post-Ambient-Titel, spielt mit traumversunkenen Himmelsweiten und einem sternenfunkelnden Piano, das, vor allem gepaart mit den schwarzmetallisch-suizidären Screams, alle Fans von SKYFOREST oder ELDERWIND selig davontragen wird. Ganz großes Kino.

'Disorder' frappiert und verführt anschließend im chill-out-mäßigen Lounge-Stil, der durch leichte Pianoklänge und feine Synthie-Vocals im Hintergrund geformt wird. Nach etwa einem Drittel des Tracks verdüstert sich allerdings die Stimmung, verzerrte Gitarrenriffs fallen in den vermeintlichen Frieden ein - war der kurze Ausweg aus der Depression nur flüchtig? 'Disorder' ist ein bipolarer Track der Extreme.

Es folgt eine instrumentale Trilogie namens 'Transience'. Der erste Teil, betitelt als 'The Ambivalent', spielt mit Noise-Elementen, in die sich atmosphärische Chill-out-Klänge mischen, ohne dass dieser höchst spannungsgeladene, beklemmende Teil wirklich chillig wäre. 'Transience II - The Gentle Void' wirkt mit einem verlorenen Klavier ungeheuer traurig und einsam. 'Transience III - The Static' schließlich verfällt abermals dem Noise, diesmal wesentlich aggressiver, bedrohlicher. Es scheint, als seien in die schwarze Soundkulisse doch irgendwo verzerrte Schreie gemischt, aber der Hörer bleibt im Ungewissen, welche Szenerie hier gerade musikalisch gemalt wird. "Mosaic II: La Déteste Et La Détresse" endet in dieser verstörenden Düsterstimmung.

Wohl wahr: Das neue Album ist das bisher dunkelste, sperrigste Release von UNREQVITED, und in dieser Form ist es ausgesprochen willkommen. Offenbar haben diverse Vertreter des atmosphärischen Genres gerade einen Flow ins Raue, Schmerzhafte - brachten doch auch ALCEST erst kürzlich mit "Spiritual Instinct" ein rätselhaftes Werk voller Abgründe heraus. Auch "Mosaic II" ist ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, dass die Mischung von sphärischen Träumereien mit dunkel-zornigen bis depressiven Emotionen in schwarzem Post Metal am Rande jeglicher Gattungsgrenzen ausgezeichnet gelingen kann.

Als besondere Edition gibt es das Album neben einer Digipak-CD-Version auch als Gatefold-LP und als 2-CD-Artbook zusammen mit "Mosaic I".



Gesamtwertung: 8.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Nightfall
02. Wasteland
03. Pale
04. Disorder
05. Transience I - The Ambivalent
06. Transience II - The Gentle Void
07. Transience III - The Static
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 48:00 Minuten
VÖ: 10.01.2020

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