Opeth - In Cauda Venenum

Review von Eddieson vom 27.09.2019 (10228 mal gelesen)
Opeth - In Cauda Venenum Über Herrn Akerfeldt, kann und darf man ja sagen, was man will, aber abstreiten, dass er ein genialer Musiker und Songwriter ist, kann man auf keinen Fall. Genie oder doch Wahnsinn? Die Frage ist berechtigt, aber letztendlich läuft es doch eher auf Genie heraus, mit einem kleinen Schuss Wahnsinn. Im völligen Alleingang schrieb er das vorliegende Album "In Cauda Venenum". Völlig losgelöst von vertraglichen Zwängen, von zeitlichen Deadlines, nahm er sich die Ruhe, um den Nachfoler zu "Sorceress" auszutüfteln. Und genau da liegt auch der Hase im Pfeffer, denn je mehr der Herr Akerfeldt an den Songs getüftelt hat, desto mehr gibt es für den Hörer zu entdecken. Man muss sich sich Zeit nehmen für das Album, nehmt die Kopfhörer zur Hand, legt das Album in den Schacht oder noch besser auf den Plattenteller und hört es euch an. Immer und immer wieder. Es gibt viel ganz viel rauszuhören.

Nach dem kurzen Intro 'Livet’s Trädgård', welches mit sphärischen Keyboardklängen startet, dann in einer Art Stranger-Things-Theme übergeht und mit Londoner Straßenlärm endet. Was will man uns damit sagen? 'Svekets Prins' startet hart und mit Geschrei des Sängers, Spoken Words, ein schönes Solo folgt und dann wird es ruhig, Akustikgitarren schöne Vocals, um dann kurze Zeit später wieder voll mit harten Gitarren auszubrechen, ein kraftvoller Gesang und ein ruhiges Ende mit Gelächter. Die Achteinhalb-Minuten-Singleauskopplung 'Hjärtat Vet Vad Handen Gör' wirkt im Albumkontext als der straighteste Song des Albums. Das folgende 'De Närmast Sörjande' wird durch kanonartigen Gesang eröffnet, dann eine kraftvolle Passage, danach wird es wieder ruhig, und kurz danach noch ruhiger mit akustischen Gitarren, um dann wieder emotional auszubrechen und leicht vertrackt ein Ende zu finden. Klavierklänge führen uns in 'Minnets Yta' dazu Mikaels Gesang. Balladesk plätschert der Song dahin, bei dem gesanglich einige schöne Melodien gezaubert werden, während 'Charlatan' mit seinem vertrackten Spiel MESHUGGAH alle Ehre macht, dazu ein psychedelisches Keyboard und ein Ende mit gesprochen Worten und choralen Gesängen, was eine absolut düstere Atmosphäre aufbaut. Nach mehrmaligem Hören wird das melodisch und melancholische 'Ingen Sanning Är Allas' zu einem echten Highlight, nachdem es mit spanischem Flair weitergeht und 'Banemannen' den Hörer in eine andere Welt entführt. Man weiß nicht, ob man einem Theaterspiel beiwohnt oder man sich doch in einem 60er-Jahre-Krimi aufhält.

Etwas jazzig wird es dann 'Kontinuerlig Drift' und mit 'Allting Tar Slut' einem erneuten Highlight, da extrem vielseitig, geht ein Album zu Ende, welches man erstmal verdauen muss und vielleicht auch nach dem ersten Durchgang etwas ratlos zurücklässt. Also nochmal anhören.

"In Cauda Venenum" ist ein grandioses Album geworden. Extrem vielschichtig, düster, magisch. Ein Album, welches den Hörer aus der Öde des eigenen Lebens entführt, um ihm neue Welten zu zeigen. Ja, es wird Momente geben, in denen ihr euch überfordert fühlen werdet, am liebsten die Kopfhörer in die Ecke schmeißen wollt und euch die "alten" OPETH zurückwünscht, aber tut euch den Gefallen und gebt "In Cauda Venenum" die Zeit und den Raum sich vollends zu entfalten und ihr bekommt ein Album, welches euch extrem viel geben wird. Und wenn ihr der schwedischen Sprache nicht mächtig seid, dann greift zu der englischen Version, obwohl ich sagen muss, dass das Album in schwedischer Sprache nochmal seinen ganz eigenen Charakter hat.


Gesamtwertung: 10.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Livet’s Trädgård / Garden Of Earthly Delights (Intro)
02. Svekets Prins / Dignity
03. Hjärtat Vet Vad Handen Gör / Heart In Hand
04. De Närmast Sörjande / Next Of Kin
05. Minnets Yta / Lovelorn Crime
06. Charlatan
07. Ingen Sanning Är Allas / Universal Truth
08. Banemannen / The Garroter
09. Kontinuerlig Drift / Continuum
10. Allting Tar Slut / All Things Will Pass
Band Website: www.opeth.com
Medium: CD
Spieldauer: 67:45 Minuten
VÖ: 27.09.2019

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