Ein Artikel von Sebastian Swart vom 03.09.2010 (6980 mal gelesen)
Der Nationalsozialismus und der damit einhergehende Holocaust sind des Deutschen meist gehasstes Kind. In einer für die meisten von uns grauen Vorzeit erkannte der österreichische arbeitslose Postkartenmaler Adolf Schicklgruber (den Meisten besser bekannt als Adolf Hitler) die allgemeine Frustration der Teutonen und erhielt per Machtübertragung im Jahre 1933 Herrschaft über das Deutsche Reich. Der Horror der folgenden Jahre dürfte jedem Leser hier bekannt sein. Direkt nach dem Sturz des Deutschen Reiches und seiner Despoten im Mai 1945 begann die Zeit des Ermahnens und des Erinnerns.
Eine Zeit, die niemals enden wird!
Heute schreiben wir das Jahr 2010 und der Nationalsozialismus mitsamt Holocaust ist seit 65 Jahren Geschichte. Damit nicht noch einmal eine Bagage geistig verkrüppelter Hohlbirnen Deutschland in den geschichtlichen Sumpf zieht, wird den Deutschen seit Ende der Nazidiktatur in beinahe allen Medien ohne Gnade und Unterlass vor Augen geführt, von welch niedriger Brut sie eigentlich abstammen. Der Nationalsozialismus ist längst Teil der internationalen, aber vor allem Deutschen Entertainmentindustrie. Gut, ausgenommen von Goethe, Schiller und RAMMSTEIN hat Deutschland kulturell und intellektuell Zeit seines Bestehens ja ohnehin nicht viel hervorgebracht. Somit ist der Nationalsozialismus wohl auch des Deutschen größter Exportschlager.
Diese Industrie, die den Deutschen täglich vor Augen führt, was für dumme Mitläufer-Arschlöcher die Großeltern doch waren, möchte, dass der Germane sich immer und überall schuldig fühlt. Selbst die vierte Generation nach Adolf & Co. wird nicht verschont. Unbedarft und ohne schlechtes Gewissen auf diese Welt gekommen, geht es spätestens ab dem dritten Schuljahr jedem deutschen Zögling an den Kragen des kollektiven Traumas. Deutschland ist schuldig, Du bist schuldig, auf immer und ewig. Irgendwann mündig geworden wird der Deutsche, per Dekret dazu verpflichtet alles Nicht-Deutsche - und sei es noch so absurd - im eigenen Land zu tolerieren, irgendwie schon aber zumindest interessant zu finden. Deswegen ist Deutschland 2010 auch ein so beliebtes Einwanderungsland. Dies nicht zuletzt auch deswegen, weil es keinerlei Ansprüche an seine Einwanderer stellt.
Ideologisch domestiziert und zum ewigen Gutmenschen verdammt sucht der gebeutelte Teutone post 1945 danach, ohne Kriegstreiberei der Welt zu beweisen, dass er es total drauf hat. In irgendwas muss Deutschland doch Weltmacht sein! Daher ist Germania immer dann Exportweltmeister, wenn der gelbe Mann im fernen Osten es zulässt, braut das beste Bier, baut Autos, die sogar dem Führer gefallen hätten, fährt immer bei 230km/h mit Lichthupe auf der Überholspur, hat den schönsten Verteidigungsminister und weiß immer alles besser. Holocaust findet heute in good old Germany bestenfalls nur noch in den Schlacht- und Masthöfen statt.
Das Credo der Deutschen, wenn es um Kriegseinsätze geht, lautet: besser erst gar nicht hin und wenn, dann nur was zu essen kochen! Da können wir auch nix falsch machen. Dürfen wir dann doch endlich einmal im Kundus auf ein paar fanatische Mistkäfer bomben, die im Zweifelsfall ihre eigenen Kinder der Taliban zum Steinigen vorwerfen, gibt es gleich ein paar tote Zivilisten zu viel. In der Konsequenz wird ein Aufklärungsstab daran gesetzt, in ewiger Kleinarbeit zu prüfen, ob das denn nun wohl nötig war, also das mit den toten Zivilisten. Hölle ja! Es ist Krieg! Hätten die Nazis jeden Bombenangriff auf Polen untersuchen wollen, wir sähen sie wohl noch heute im biblischen Johannes-Heesters-Alter durch die Städte unserer ehemaligen Kornkammer schleichen.
Es liegt auf der Hand, dass die hierzulande wohl härteste Art der verbalen Provokation noch immer der gute alte Nazivergleich ist. Der sitzt immer, egal ob im Bundestag oder auf dem Postamt. Als mir neulich eine frustrierte Tante auf einem Postamt in Ostberlin weismachen wollte, dass das Päckchen aufgrund eines halben Zentimeters Überlänge schon ein Paket sei, stellte ich fest, dass die Nazis ja auch gerne alles vermessen haben.
Das ganze perfide Ausmaß der ewigen Infiltrierung wird aber erst hier deutlich: Da ich nun mal Sebastian Swart heiße und die Initialen somit naturgemäß SS sind, habe ich es schon schwer, mir eine E-Mail-Adresse einzurichten, die nicht auch gleich irgendwie nazihaft ist. Mit meiner allerersten Adresse SSwart@aol.com, bei der ich mir nichts weiter dachte, war ich fortan sogar bei einigen Freunden der SS-Wart. Na, vielen Dank auch. Die permanente Bearbeitung der Deutschen durch die Holocaust-Industrie macht also auch vor halbwegs gebildeten Mitmenschen keinen Halt.
Deutschland schuldig Vaterland. Manchmal frage ich mich, wie Deutschland heute wohl ohne den Nationalsozialismus aussähe:
Meine Freundin und tausende andere Menschen wären arbeitslos (sie hat Neue Deutsche Geschichte studiert und arbeitet u.a. für eine Gedenkstättenstiftung)
Guido Knopp würde kleinen Kindern Schokolade verkaufen
wir würden alle noch auf Landstraßen fahren
die Juden hätten weder einen Zentralrat noch ein Feindbild und würden nicht zu jedem Scheiß ihren Senf beitragen
Michel Friedman wäre zu Recht niemals Fernsehmoderator geworden
Thilo Sarrazin dürfte sagen was er denkt, ohne auf Widerstand zu stoßen
Im Metal weitgehend ignoriert haben es doch mindestens zwei Bands geschafft, den Nationalsozialismus nachhaltig zu thematisieren und sich in die Hirne der Fans zu brennen. Was war damals in der Metal-Presse los, als SLAYER mit 'Angel of Death' den KZ-Alltag des Josef Mengele interpretierten? Diese vier Amis aus Huntington Beach vermiesten uns die Laune, weil ein Song mit Auschwitz begann und auch sonst nicht zimperlich zur Sache ging. Mindestens der Textdichter Hanneman musste anno 1986 ein Nazi sein. Klar, bei dem Namen, blond, blauäugig und vermutlich auch noch zäh wie Leder. Bei allem was Recht ist, das ging nun wirklich nicht. SLAYER brauchten gefühlte 1000 Interviews, um sich zu erklären. Immerhin: Wir haben dazugelernt, denn heute stört sich schon niemand mehr daran, dass sich Jeff Hanneman Reichsadler und SS-Runen in sein Griffbrett fräsen lässt.
Und dann sind da noch RAMMSTEIN. 1995 durften sich beide Lager - Links und Rechts - freuen. Die einen hatten ein neues Feindbild, die anderen dachten, neue Freunde gefunden zu haben. Beide Seiten lagen falsch. Ein paar Jahre lang hat die Band es tatsächlich geschafft mit teutonischer Martialität und Leni Riefenstahl Ästhetik zu polarisieren. Mit dem Song 'Links' haben RAMMSTEIN dann aber doch aufgeräumt und das Bösewicht-Image weitgehend abgelegt. Heute fragen wir uns, ob Sänger Till Lindemann wirklich schwul ist und erfreuen uns live eines gigantischen Kasperletheaters für Erwachsene. Ich mag RAMMSTEIN!
Auch der ewig missverstandene Pete Steele hat sich selbst in Fachkreisen, die es eigentlich besser hätten wissen müssen, mit Songs wie CARNIVOREs 'Jesus Hitler' nicht viele Freunde gemacht. In dem Song geht es um den Nachkommen einer Nonne, die im zweiten Weltkrieg von einem Nazi vergewaltigt wurde. Klar, daraus wird Jesus Hitler. Wäre es ein Mädchen, sie müsste wohl Magdalena Braun geheißen haben. Darauf muss man erst einmal kommen. Muss man so etwas ernst nehmen? Nein! Fiktion von ein paar dummen Jungs. Wer will denn von amerikanischen Menschen ernsthaft erwarten, sie würden sich so unendlich differenziert wie die Deutschen mit dem Nationalsozialismus auseinandersetzen? Provokation ja, aber bei der NS-Vergangenheit hört der Spaß nun wirklich auf. Butchered at Birth... das is ok!
Anspieltipps:
SLAYER: 'Angel of Death' vom Album "Reign in Blood"
RAMMSTEIN : 'Links' vom Album "Mutter"
CARNIVORE: 'Jesus Hitler' vom Album "Retaliation"