Bethlehem - Lebe Dich Leer | |
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Review von Opa Steve vom 09.06.2019 (8568 mal gelesen) | |
Mit der Rückkehr von Drummer Torturer kann Jürgen Bartsch auf "Lebe Dich Leer" seine präzisen Trademarks in den Songs wieder wie gewohnt umsetzen. So wirken BETHLEHEM 2019 stilistisch noch ein Stück stabiler als auf dem schon sehr guten, selbstbetitelten Vorgänger. Der Dark Metal der Jungs lebt ja vor allem vom ausdrucksstarken Irrsinn Bartschs, der ja seit zwei Jahren von Onielar (DARKENED NOCTURNE SLAUGHTERCULT) unterstützt wird. Die Songs selbst sind instrumental - wie schon vor 20 Jahren - erst einmal recht straight und wären ohne die Vocals vermutlich in weiten Strecken gar nicht so auffällig. Die Simplizität gehört zum Konzept. Zweistimmige Moll-Licks zwischen Gitarre und Bass sind genauso üblich wie straighte Riffs oder Melodien zu treibenden Doublebass. Würde man 'Niemals Mehr Leben' einfach nur instrumental hören, würde man von einem aktuellen Heavy/Alternative-Act ausgehen. So weit, so gut. Aber die Depressivität und der vertonte Wahnsinn ergeben sich durch die stets wirren Texte voller bizarrer Assoziationen, Buchstabenverdrehern und zusammenhanglosen Wortgebilden. Unterstützt wird dies dadurch, dass BETHLEHEM immer wieder schlagartig die Härte des Metals radikal rausdrehen und nur noch minimalistische Töne behutsam zusammensetzen. Insgesamt ein sehr schizophrenes Stilmittel, aber das gehört genau zum Konzept, welches mich schon auf den rauen "S.U.I.Z.I.D" und "Dictius Te Necare" Ende der 90er fasziniert hat. Dass Jürgen Bartsch es schafft, trotz einiger Besetzungswechsel diesen sehr persönlichen Stil unter dem BETHLEHEM-Banner zusammenzuhalten, ist in meinen Augen sehr interessant. Er ist zwar in der Darbietung mit seinem irren Gekreische und Gebrabbel ganz klar die dominante Gestalt der Band, hinter der auch Onielar etwas zurückstecken muss, aber es gehört auch Disziplin für die gesamte Backing-Band dazu, sich diesem Konzept so radikal unterzuordnen. Es gibt zwar auch ein paar mainstreamige Titel wie 'An Gestrandeten Sinnen', aber gerade die minimalistische Dunkelheit von Songs wie 'Ich Weiß Ich Bin Keins' mit seinen sphärischen Sounds ist einfach fesselnd. Genauso wie die rasenden Amokläufe in 'Aberwitzige Infraschall Ritualistik' als extremer Gegenpart. Im Schlusswort 'Bartzitter Flumgerenne' packen BETHLEHEM zum Abschluss den größten Kontrast in Form von chilliger Jazzclub/Lounge-Musik aus, bevor der Wahnsinn völlig Bahn bricht und "Lebe Dich Leer" mit einer kurzen Zerstörungsorgie beendet.
Gesamtwertung: 7.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Verdaut In Klaffenden Mäulern 02. Niemals Mehr Leben 03. Ich Weiß Ich Bin Keins 04. Wo Alte Spinnen Brüten 05. Dämonisch Im Ersten Blitz 06. An Gestrandeten Sinnen 07. Ode An Die Obszöne Scheußlichkeit 08. Aberwitzige Infraschall-Ritualistik 09. Bartzitter Flumgerenne | Band Website: Medium: CD Spieldauer: 41:51 Minuten VÖ: 17.05.2019 |
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