Stephen Pearcy - View To A Thrill | |
---|---|
Review von baarikärpänen vom 14.11.2018 (5876 mal gelesen) | |
Aufmerksamen Lesern dürfte der Name STEPHEN PEARCY in den letzten Wochen vermehrt aufgefallen sein. Leider nicht gerade positiv. Da war von grottenschlechten Live-Shows die Rede, von einem Sänger, der besser aufhören sollte, bevor er zum Schatten seiner selbst verkommt. Irgendwie war das Ganze aber auch etwas ungerecht, denn jeder hat ja mal 'ne schlechte Phase. RATT, PEARCYs Ex-Band, waren eine der Truppen, die den Hair Metal so richtig groß machten in den 80ern, inklusive jeder Menge Edelmetall-Auszeichnungen für ihre Scheiben, ausverkaufte Tourneen ohne Ende. Selbst das 90er "Detonator" war kein schlechtes Album, obwohl die Band damals schon ausgebrannt war, weit über dem Zenit. Als Krönung zum Niedergang sozusagen dann noch die Lästermäuler, die behaupteten, PEARCY hätte als Songwriter nur ein einziges Stück geschrieben, das nun Album für Album in zehnfacher Ausfertigung wiederholt wird. Tatsache war aber, dass genau diese Songs der Signature-Sound von RATT waren, und letztendlich hat ihnen der Erfolg ja recht gegeben. 2010 dann mit dem bärenstarken "Infestation" das Comeback, das aber leider auch nach kurzer Zeit schon wieder erledigt war. Aber gut, hier geht's ja nicht um RATT, sondern um STEPHEN PEARCY, der zwar regelmäßig weitere, eher nur okaye Scheiben veröffentlicht hat, aber jetzt mit "View To A Thrill" um die Ecke kommt. Einem Album, das wieder ordentlich Dampf macht. Ein echt starker Einstieg gelingt STEPHEN PEARCY mit 'U Only Live Twice'. Da ist er wieder, dieser unverkennbare Sound, den einige zum Weglaufen finden, der anderen aber extrem gut reinläuft. STEPHEN PEARCYs Songs sind keine abgespaceten Hirnficks, sondern machen schlicht und ergreifend einfach Laune. Deswegen rubbelt man sich auch ungläubig die Ohren, wenn man das nachfolgende 'Sky Falling' hört. Keine Ahnung, was PEARCY bei diesem Song geritten hat, aber er funktioniert einfach nicht. Da macht auch das sehr gelungene Solo nichts besser. Zum Glück bleibt es aber bei diesem einen Ausfall. Schon 'Malibu' macht wieder ordentlich was her, 'Double Shot' wäre auf "Out Of The Cellar" oder "Invasion Of Your Privacy" ein echtes Highlight gewesen. Natürlich ist das Songwriting in gewisser Weise vorhersehbar, aber PEARCY und sein Co-Songwriter Gitarrist Eric Ferentinos laufen zu keiner Sekunde Gefahr, langweilig zu werden. Neun von elf Songs hauen zwar in die gleiche Kerbe, sind aber immer so abwechslungsreich, wie möglich. Ist 'Sky Falling' eher entbehrlich, so ist das abschließende 'Violator' eher von der ungewöhnlichen, aber interessanten Sorte. RATT-Trademarks gemischt mit einem dunklen Vibe und sehr modernem Sound. Ein Pluspunkt ist eindeutig Gitarrist Eric Ferentinos, der eine mehr als amtliche Saite zupft und so dafür sorgt, dass das RATT-Feeling perfekt in die Jetztzeit transportiert wird. Durch den Fakt, dass 'Malibu', 'Double Shot' und 'I'm A Ratt' sich an meinem persönlichen Fave 'Bodytalk' orientieren, hat Mr. PEARCY einen Stein bei mir im Brett. Ein, na ja, "Konzept" hat PEARCY "View To A Thrill" auch gegönnt, was unschwer an Cover und Songtiteln zu erkennen ist. Glücklicherweise überstrapaziert er es nicht. Auch wenn man uns von Label-Seite "View To a Thrill" als Album für Freunde von MÖTLEY CRÜE verkaufen möchte, es stimmt nicht. Vielleicht in Momenten 'ne schwache Prise GUNS N' ROSES. Aber eigentlich steht "View To A Thrill" in bester Tradition der RATT-Alben. Wo PEARCY draufsteht, ist eben auch PEARCY drin. Sehen wir mal von 'Sky Falling' ab, ist "View To A Thrill" eine wirkliche starke Scheibe geworden. Hoffen wir einfach mal, dass die eingangs erwähnten Aussetzer von STEPHEN PEARCY nur vorübergehender Natur waren, denn in Normalform machen die Songs von "View To a Thrill" auf der Bühne bestimmt was her. Gesamtwertung: 8.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. U Only Live Twice 02. Sky Falling 03. Malibu 04. One In A Million 05. Double Shot 06. Secrets To Tell 07. Not Killin' Me 08. Dangerous Thing 09. I'm A Ratt 10. From The Inside 11. Violator | Band Website: officialstephenpearcy.com/ Medium: CD, LP Spieldauer: 35:20 Minuten VÖ: 09.11.2018 |
Alle Artikel