Interview mit Niclas Ingelman von Armory (SWE)

Ein Interview von baarikärpänen vom 06.08.2018 (9749 mal gelesen)
Die Speed Metalheads von ARMORY haben es fertig gebracht, für ihr Album "The Search" mal eben die Höchstpunktzahl abzuräumen. Grund genug, bei den Schweden mal nachzufragen, was so anliegt. Gitarrist Niclas Ingelman stand Rede und Antwort.

Gratulation zu einem außergewöhnlichen Album, das Speed Metal auf ein gänzlich neues Level hievt. Habt ihr dieses besondere "Rezept", was das Songwriting angeht?

Niclas Ingelman: Danke für deine Einschätzung. Ein besonderes "Rezept" würde ich es gar nicht nennen. Einfach nur das Verlangen, dass jeder Song besser sein soll als der vorherige, die Liebe zum Metal an sich, nicht einem bestimmten Trend hinterher zu hecheln und der Versuch, dem Genre noch etwas Neues hinzuzufügen.

Neben den offensichtlichen Einflüssen für euren Sound, gibt es bestimmt auch welche, die nicht so offensichtlich sind. Welche sind das?

Niclas Ingelman: Am offensichtlichsten sind natürlich solche Bands wie LIEGE LORD, AGENT STEEL, HELSTAR, JUDAS PRIEST und einige andere. Darüber hinaus hört jedes Bandmitglied aber auch noch andere Sachen, die sich wohl bewusst oder auch unbewusst im Songwriting wiederfinden. Wenn du genau hinhörst, wirst du sicher raushören können, dass auch Blackthrash eine gewisse Rolle spielt.

Ich persönlich mag diese leicht utopisch/philosophischen Lyrics. Wer von euch kam denn auf die Idee und wie sind die Reaktionen diesbezüglich? Sind die Texte generell wichtig für ARMORY?

Niclas Ingelman: Bis jetzt hat so ziemlich jeder, der ein Review zu "The Search" geschrieben hat, die Texte erwähnt. Aber ich glaube, viele Hörer denken einfach "Oh cool, Sci-Fi, bestimmt 'ne tolle Story" und gehen gar nicht so sehr in die Tiefe. Unsere Texte sollen schon zum Nachdenken anregen und sind deshalb schon sehr wichtig für uns. Wäre schön, wenn sich die Leute mehr mit den Texten beschäftigen würden.

Schweden hat ja eine ziemlich große Szene, was Bands aus dem traditionelleren Metal-Bereich angeht. Trotzdem musst du oft nur ein paar Sekunden hören und du weißt, die Jungs kommen aus Schweden. Ihr dagegen habt einen sehr eigenen Sound. Absicht und genau so gewollt?

Niclas Ingelman: Ich weiß, was du meinst, aber ehrlich gesagt, kümmern wir uns nicht groß darum, wie andere schwedische Bands klingen, Auch wenn wir ein Teil der hiesigen Szene sind, haben diese anderen Bands keinen Einfluss auf uns. Wir schreiben einfach drauflos. Letztlich muss uns das Ergebnis gefallen und zu 100% zu ARMORY passen. Dass das Ergebnis dann im Endeffekt so international klingt, freut uns natürlich.

ARMORY stecken ja noch im sogenannten Underground. Bedeutet leider auch, dass ihr nicht von der Band leben könnt. Da bleiben euch eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder ihr seid zufrieden, so wie es jetzt ist oder aber, ihr versucht größer zu werden, was dann aber bedeutet, wirklich konstant "on the road" zu sein. Bereit dafür?

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Niclas Ingelman: Hm, da kann ich dir jetzt eigentlich keine Antwort drauf geben. Klar, wir würden gerne größer werden. Und es stimmt natürlich, dass wir dafür mehr touren müssten. Allerdings haben wir damit noch keine Erfahrungen gemacht. Hier und da mal ein Gig, aber das war's auch schon. Keine Ahnung, wie sich das anfühlt, mal für einen kompletten Monat unterwegs zu sein. Insofern wäre "vielleicht" die richtige Antwort auf deine Frage.

Schaut ihr euch denn ab und an mal in der Szene um, was es noch an neueren Speed Metal-Acts so gibt? Wir haben ja einige hier in Finnland, wie z. B. UNHOPED oder RANGER. Schon mal gehört?

Niclas Ingelman: UNHOPED kenne ich leider gar nicht, dafür aber RANGER. Tolle Band und tolle Songs. Finnland hat eh eine Menge geiler Bands zu bieten. Meine persönlichen Favoriten sind FORESEEN oder MAUSOLEUM GATE, auch wenn die keinen Speed Metal spielen.

"The Search" erscheint ja auch auf Kassette. Wolltet ihr so oldschool wie möglich sein?

Niclas Ingelman: Bis jetzt ist jeder Release von uns auch auf Kassette erschienen. Zum einen sind die Dinger günstig und ich persönlich finde, es hat was von "value for money". Mehr als eine CD es hat. Das Nonplusultra ist und bleibt aber Vinyl.

In meinem Review hab ich euren Sänger Konstapel P. dafür kritisiert, dass er manchmal wie Justin Hawkins (THE DARKNESS) klingt, wenn der seine Falsett-Stimme auspackt. Ich hoffe, Konstapel P. reißt mir dafür nicht den Kopf ab.

Niclas Ingelman: Haha, das ist das allererste Mal, dass wir diesen Vergleich hören. Fürs Erste darfst du deinen Kopf behalten, aber sei dir nicht zu sicher ...

Schweden war ja in den letzten Wochen in den Schlagzeilen quer durch Europa, wegen der Hitzewelle und der Waldbrände. Um genau zu sein, war das der heißeste Sommer in Schweden in den letzten 260 Jahren. Gerade weil ihr euch auch in euren Texten mit ähnlich gelagerten Themen beschäftigt, würde mich interessieren, ob du denkst, das hat eine natürliche Ursache oder ist es menschengemacht?

Niclas Ingelman: Oh ja, wir sterben fast hier in Schweden. Total ungewöhnlich für unser Land. Mittlerweile geht es ja wieder, aber das war schon heftig. Ich denke, da spielen beide Faktoren, Mensch und Natur, eine gleichberechtigte Rolle. Der Mensch hat ja die Tendenz, wirklich alles irgendwie gegen die Wand zu fahren. Die Natur hingegen wehrt sich mit ihren Mitteln. Auch wenn es jetzt besser ist, sollten wir nicht einfach wieder zur Tagesordnung übergehen.

Vor allem Touren dürfte bei solchen Temperaturen eine echte Herausforderung sein. Aber wie sieht's bei euch mit Touren oder Gigs aus? Irgendwas in Planung?

Niclas Ingelman: Wir versuchen gerade, an eine Tour ranzukommen. Aber da gibt es noch keine wirklich konkreten Pläne. Was bis jetzt steht, sind einige wenige Gigs. Wir bleiben aber am Ball.

Wenn du das Line-up für die beste Speed Metal-Band ever aufstellen dürftest, wer wäre mit an Bord?

Niclas Ingelman: Dave Lombardo an den Drums, Dave Mustaine an der Rhythmus-Klampfe, Paul Gilbert Lead und Jeff Lords (CRIMSON GLORY) am Bass. Ich liebe sein Bass-Spiel auf "Transcendence". Am Mikro kein geringerer als Alan Tecchio (u. a. WATCHTOWER, HADES). Das Ganze so Stand 1989, um perfekt zu sein. Ist natürlich nur vom musikalischen Standpunkt aus gesehen. Ich glaube nicht, dass es auf menschlicher Ebene passen würde, bei den Charakteren.

Wenn du jetzt noch so freundlich wärst, uns deine Top 5 der besten Metal-Alben zu nennen, hätten wir 'nen schönen Abschluss für unser Gespräch.

Niclas Ingelman: Gerne. Die Alben sind mir aber alle so wichtig, dass ich auf eine Nummerierung verzichte: AGENT STEEL - Unstoppable Force VOIVOD - Killing Technology WATCHTOWER - Control And Resistance HELSTAR - A Distant Thunder HOLY TERROR - Mindwars

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