KISS - Sonic Boom | |
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Review von Elvis vom 25.10.2009 (9854 mal gelesen) | |
Manchmal geschehen noch Zeichen und Wunder. Wenn man mir im Sommer 2007 gesagt hätte, dass ich im Herbst 2009 ein brandneues KISS-Album mit neuen Songs rezensieren würde, hätte ich vermutlich gelacht. Zu diesem Zeitpunkt war allerdings noch auch noch nicht klar, dass die vier legendären Herren im Sommer 2008 eine ausgedehnte Europatournee hinlegen würden. Vermutlich hätte ich auch darüber damals eher gelacht als nicht. Aber manchmal geschehen eben doch Zeichen und Wunder. Deswegen schreibe ich jetzt das längste Review, welches mir bislang aus den Fingern geflossen ist. Vorausgeschickt, ich liebe KISS. Eigentlich ist das noch viel zu milde ausgedrückt, doch eines ist gewiss: auch nach über 35 Jahren Bandgeschichte bin ich damit nicht allein, sondern Teil der unzähligen Legionen der KISS Army, die mittlerweile locker drei Generationen an Fans vereint. KISS sind weiterhin - wie Donnergott, Bassmonster und Testosteronoberschleuder Gene Simmons auch selten müde wird zu betonen - die Band mit den meisten Goldenen Schallplatten in den USA aller Zeiten. Kommerziell mit über 100 Millionen verkauften Tonträgern einer der erfolgreichsten Acts, die jemals eine Bühne betreten haben, haben die vier Amerikaner vermutlich für Merchandise im Musikbereich das getan, was Star Wars-Schöpfer George Lucas im Filmbereich u.a. mit der quintessentiellen Kultivierung der Actionfiguren erreicht hat - mittlerweile um die 3.000 Lizenzen sprechen eine mehr als deutliche Sprache und es gibt nahezu nichts außer Alkohol (okay, abgesehen von Wein mit KISS-Etikett) und Nikotin, was nicht schon mit den weltbekannten Masken visuell veredelt wurde. Kaum eine Band hat derart viele heutige Szenegrößen bewegt, überhaupt Musik zu machen und ist dabei doch von der "seriösen" Journaille derart sträflich als Mummenschanz abgetan worden. Immerhin kam kürzlich nach mehr als zehn Jahren Aufnahmefähigkeit endlich einmal die Nominierung für die Rock'n'Roll Hall Of Fame für 2010 hinzu - und ich wage zu behaupten, dass die Zeit dafür reifer ist als ein laufender Camembert. Wer an dieser Stelle bei KISS generell mehr an Worte wie "Cheesy" oder "Campy" denkt, dem sei die folgende kurze Zusammenfassung der letzten 35 Jahre ans Herz gelegt, der Rest kann getrost gleich an das dahinter folgende Review springen. Was haben KISS also in über 35 Jahren Bandgeschichte so getrieben und warum ist der neue Longplayer "Sonic Boom" denn im Ergebnis eine kleine Sensation? Nachdem man in den 1970ern mit einer unnachahmlichen Mischung aus Rock'n'Roll und Bühnentheatralik samt des berühmt-berüchtigten Make-Ups so ziemlich alles abgeräumt hatte, was musikalisch und sonstwie nur möglich war und das größte Musik-Phänomen dieses Planeten seit den BEATLES geworden war, bekam die unvergleichliche Maschinerie des Quartetts Stanley/Simmons/Frehley/Criss ein wenig Sand ins Getriebe. Zwar hatte man mit dem KISS-untypischen und in Richtung des Disco-Sounds schielenden 'I Was Made For Loving You' einen weltweiten Hit gelandet und war nahezu auf dem Höhepunkt der Popularität angekommen, doch bandinterne Querelen zwischen den beiden treibenden Köpfen Gene Simmons und Paul Stanley sowie Gitarrist Ace Frehley und Drummer Peter Criss ließen sich nicht mehr unter die nebelschwangeren Bühnenbretter kehren. Erst Peter und später Ace stiegen aus und es begann die durchwachsene Phase der 1980er. Zwar verpflichtete man mit Eric Carr einen grandiosen neuen Drummer und erreichte nach zwei kurzen Intermezzi mit Vinnie Vincent und Mark St. John mit Bruce Kulick ein stabiles Line Up, doch Gene Simmons schielte mehr und mehr nach einer zweiten Karriere als Schauspieler (mit einigen denkwürdigen Auftritten in weniger denkwürdigen und vielmehr merkwürdigen Streifen wie "Lance - Stirb niemals jung"), während die alte Magie der 70er Jahre nahezu verschwand. Das jahrelang gut gehütete Geheimnis um die wahren Gesichter der öffentlich stets geschminkten Bandmitglieder wurde hochoffiziell auf MTV gelüftet und die Band arbeitete fortan unmaskiert im Studio und auf der Bühne. Die wieder geölte KISS-Maschinerie lief zum großen Teil dank dem unermüdlichen Frontmann Paul Stanley weiter. Die Werke aus den 80er Jahren waren zwar durchaus erfolgreich und brachten, während die Keyboards immer präsenter wurden, auch einige mittelschwere Hits hervor, doch verlor die Band mehr und mehr die Eigenständigkeit der vorangegangenen Dekade und klang irgendwann nahezu wie ihre eigenen Epigonen. Nachdem Drummer Eric Carr 1991 - übrigens am gleichen Tag wie Freddie Mercury - einem viel zu frühen Krebstod erlegen war, kam Drummer Eric Singer neu in die Band. Mit "Revenge" erschien zwar 1992 eines der stärksten und härtesten Alben der KISStory, doch konnte dieses leider nicht den gewünschten kommerziellen Erfolg herbeiführen. Immerhin fiel dabei mit 'God Gave Rock 'N' Roll To You II' (ein umgeschriebener Song von ARGENT) ein Singlehit ab. 1995 kam es beim MTV Unplugged-Konzert für zwei Songs zu einer kurzen Wiedervereinigung mit den beiden Originalmitgliedern Frehley und Criss. Diese führte zu einem der größten Comebacks der Musikgeschichte, als man sich entschloss, die Masken wieder aufzusetzen und in Originalbesetzung auf Welttournee zu gehen. Es entbrannte ein weltweites KISS-Fieber, wie es seit den 70er Jahren nicht mehr dagewesen war, doch böse Zungen würden behaupteten unverfroren, dass zu diesem Zeitpunkt KISS als "echte" Band aufhörten zu existieren und ihr eigener Nostalgie-Act wurden. Ganz von der Hand zu weisen war dieser Vorwurf nicht. Alles war wieder wie in den 70ern, insbesondere der Merchandisesektor nahm immer größere Folgen an (inkl. des KISS-Sarges mit Originalunterschriften). Unter mehr oder weniger großer Beteiligung der einzelnen Bandmitglieder erschien dennoch im Jahre 1998 mit "Psycho Circus" ein neuer Longplayer. Dabei ging man stark auf Nummer sicher und orientierte sich an alten Erfolgsrezepten, weswegen die Platte zwar neben dem exzellenten Titelsong immerhin einige weitere tolle Songs (ich erinnere nur an 'Raise Your Glasses') abwarf, jedoch kommerziell ebenfalls nicht das einfuhr, was die Tournee finanziell vielleicht versprochen hatte. Fürderhin lebte man sodann vollends auf der Nostalgieschiene und begnügte sich damit, immer wieder die alten Greatest Hits auf Tourneen runterzunudeln. Dabei verabschiedete man sich nach einer Farewell Tour im Jahre 2000/2001 nacheinander wieder von Frehley und Criss. Ersatz für die beiden Originalmitglieder wurden der jahrelang schon in verschiedensten Bereichen für KISS tätige Tommy Thayer (u.a. BLACK & BLUE) an der Gitarre und der bereits bekannte Eric Singer. Neu war jedoch, dass beide nun das Make-Up und die Kostüme der Originalbesetzung trugen. Diese Tatsache (von Gene Simmons u.a. auch mit vertraglichen Verpflichtungen mit Geschäftspartner begründet, die angeblich auf das Make-Up bestünden) sorgte unter eingefleischten Fans für einen Sturm der Entrüstung und es kamen noch bösere Unkenrufe auf, KISS seien jetzt endgültig ihre eigene Tribute-Band geworden. Unverdrossen ging das Quartett in dieser Besetzung derweil (nachdem zwischenzeitlich noch mit Peter Criss und Orchesterbeteiligung immerhin der großartige vierte Teil der legendären "Alive"-Serie als DVD und CD veröffentlicht worden war) auf US-Tournee und spielte nicht minder unverdrossen die alten Hits herunter. Die gute Qualität der Liveauftritte machte mit sich zwar mit ordentlichen Besucherzahlen bemerkbar, dennoch war Mitte der 2000er das weitere Schicksal der Band äußerst ungewiss. Gegen neue Aufnahmen sträubte man sich unter Verweis auf die desolate Lage der Musikindustrie vehement (auch wenn Gene und Paul jeweils ein Soloalbum veröffentlichten) und leichte Auflösungserscheinungen machten sich bemerkbar. Paul Stanley widmete sich nach einer Hüftoperation (aufgrund exzessiven Gebrauchs von Plateauschuhen über 30 Jahre im Bühneneinsatz) der Malerei, Gene Simmons kümmerte sich um Geschäftsprojekte. Zwar gab es sporadische Gigs, doch Gerüchte um eine weitere Tournee erwiesen sich nicht als wahr. Immerhin wurde als ein weiterer Gipfel des Merchandising ein eigenes Kaffeehaus in den USA eröffnet. Dafür folgte dann 2008 plötzlich ein Paukenschlag, mit dem kaum jemand noch gerechnet hatte: KISS kündigten nach fast zehn Jahren eine ausgedehnte Europatournee an. Unter dem Banner "Alive 35" konzentrierte man sich auf das legendäre erste Live-Album der Band (mit Songs der ersten drei Alben), welches vollständig gespielt wurde sowie weitere Klassiker. Die Tournee wurde ein triumphaler Erfolg und die bislang erfolgreichste Konzertreise, die KISS je auf dem alten Kontinent hingelegt hatten. Paul Stanley wurde sogar nicht müde, bei jedem Konzert anzukündigen, dass KISS in nicht allzu ferner Zukunft Europa wieder beehren würden. Nachdem man einige Shows in den Staaten und Südamerika drangehangen hatte, down under war bereits zu Beginn dran gewesen, wurden die ab Ende 2008 brodelnden Gerüchte zu Jahresbeginn bestätigt: das Line-Up Simmons/Stanley/Thayer/Singer wollte ins Studio gehen, um ein neues Album aufzunehmen. Die Ankündigungen wurden immer konkreter: es sollte klar back to the roots, also zu den 70ern gehen, keine außenstehenden Songschreiber beinhalten, analog aufgenommen und von Paul Stanley selbst produziert werden. Das Artwork wurde von Michael Doret gemacht, der immerhin schon das Cover zu "Rock'n'Roll Over" auf dem Kerbholz hat. Mitte August war es soweit und die erste Single 'Modern Day Delilah' erfuhr ihre Premiere bevor nun im Oktober die Veröffentlichung von "Sonic Boom", gefolgt von einer neuen Welttournee, ansteht. Die Band überschlug sich um Vorfeld förmlich mit den Superlativen, die das neue Album beschreiben sollten. Es war gar die Rede vom besten Album seit dem unbestrittenen Bandklassiker "Destroyer". Tja, und wie schlagen KISS sich nun anno 2009? Um es vorwegzunehmen: verdammt gut und mit ein paar Überraschungen, sogar besser als viele es erwartet haben. Aber lassen wir lieber die einzelnen Songs sprechen: 'Modern Day Delilah' Der bereits im Vorfeld veröffentlichte Opener dürfte mittlerweile jedem Fan bekannt sein und macht im Endergebnis eine gute Figur. Paul Stanley lässt sich gesangstechnisch das Alter von Mitte 50 nicht anmerken und klingt ausgezeichnet - was im übrigen für das ganze Album gilt. Sicherlich ist der Song nicht der allerbeste Opener, den KISS jemals geschrieben haben, allerdings ist 'Modern Day Delilah' dafür ein echter Grower. Auch die Live-Qualitäten des Songs sind nach dem Start der US-Tour in der legendären Cobo Hall in Detroit Ende September bewiesen - ein sauberer Auftakt des neuen Albums, der im Laufe der Zeit immer besser im Ohr hängen bleibt und irgendwann nicht mehr wirklich dort hinaus möchte. 'Russian Roulette' Der zweite Song auf "Sonic Boom" geht auf das Konto des Demons himself und Gene Simmons liefert eine ziemlich klassische Nummer in seinem Stil der 70er Jahre ab. Ein absolut solider Song, wenn auch kein Überfliegerkandidat, der dennoch die meisten originären Songs von Mr. Simmons aus den 80ern schlägt und in den 70ern ebenfalls eine ordentliche Figur gemacht hätte. Auch dieser Song wächst mit zunehmendem Hören. 'Never Enough' Starchild Paul Stanley haut mit dem dritten Song des Albums einen weiteren hochwertigen Track mit tollem Refrain raus, der von den knackigen Backgroundgesängen der Bandkollegen und einem tollen Thayer-Solo veredelt wird. Ein starker Track irgendwo im Klang von KISS zwischen Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre, der das gute Niveau an dieser Stelle nach oben schraubt. 'Yes I Know (Nobody's Perfect)' Der zweite Simmons-Track schlägt den ersten deutlich und könnte ohne weiteres ein Gene-Klassiker der 70er sein. Die allseits geliebte Riesenzunge tobt sich lyrisch auf seiner beliebtesten Spielwiese als omnipotentes Sexmonster aus und wirkt dabei aufgrund seiner guten Gesangsleistung und des zeitlosen Songwritings trotz der mittlerweile 60 Lenze des Demons nicht peinlich. Dabei zockt der Meister derart cool auf seinem Bass, dass es eine wahre Pracht ist. Überhaupt rumort der Tiertöner ganz massiv auf "Sonic Boom" - ob das daran liegen mag, dass der dämonische Gott des Mammons, äh, des Merchandise, ich meine natürlich des Donners tatsächlich seine Spuren diesmal allesamt selbst eingespielt hat? Ein klares Highlight des Albums und Pflichtprogramm für alle Simmons-Jünger jedenfalls. 'Stand' Paul und Gene teilen sich die Vocals auf dieser klaren Stadion-Hymne. Auch wenn manche Rezensenten sich hier an 'God Gave Rock 'N' Roll To You II' erinnert fühlen - abgesehen von dieser Tatsache der geteilten Strophen und des gemeinsamen Refrains sowie einer ruhigen Bridge von Paul haben die Songs aus meiner Sicht nicht viel gemeinsam. Geboten wird hymnischer Stadionrock auf hohem Niveau irgendwo zwischen der 70er und 80er Periode der Band. 'Stand' ist sicherlich - Achtung, Kalauer! - einer der Stand-Out-Tracks auf "Sonic Boom". Da man im LP-Bereich, in dem sich die Platte spielzeittechnisch ja bewegt, jetzt langsam an den Seitenwechsel käme, bleibt für den Moment das Zwischenergebnis einer wirklich starken ersten Seite bzw. Hälfte. 'Hot And Cold' Weil Gene offenbar so viel Spass am vorletzten Song hatte (und nach eigener Aussage zwar nicht perfekt sein mag, aber doch hart dran ist), bleibt er gleich für den nächsten Track wieder durchgehend am Mikrofon stehen. Der Demon scheint sowieso einen Heidenspass mit "Sonic Boom" gehabt zu haben, anders ist seine starke Präsenz fast nicht zu erklären. Lyrisch verweilt er im Fahrwasser des Vorgängerssongs und liefert dabei spätestens im Refrain unsterbliche Zeilen ab wie "If it's too hot, than you're too cold, if it's too loud, than you're too old". KISS beweisen auch mit diesem ordentlichen, ebenfalls 1970er inspirierten Song, dass sie weder zu kalt noch zu alt sind, sondern weiterhin vielleicht nicht die lauteste, aber dennoch die heißeste Band der Welt sind. Tommy Thayer spielt ein weiteres Solo im Spaceman-Stil, bevor Gene es sich nicht nehmen lässt, seinen "Tower Of Power" auch mal namentlich erwähnen zu müssen. Irgendwie ist man geneigt ihm zu glauben. 'All For The Glory' Dieser Song markiert eine Studiopremiere, darf Drummer Eric Singer doch endlich einmal auch hier einen Song mit Lead Vocals veredeln. Der Veteran an den Fellen macht dabei eine wirklich gute Figur (wie bei der "Alive 35"-Tour schon live bewiesen) und lässt mit seinem leicht kratzigen Gesang Peter Criss durchaus vergessen - Singer ist der bessere Sänger, auch wenn der Original-Catman natürlich Kultfaktor besitzt. Dabei ist der Song als solcher auch keineswegs zu verachten - Mr. Thayer liefert ein weiteres formidables Solo ab - und einer der besten Titel auf "Sonic Boom". Stilistisch im Stile der Catman-Songs der 70er Jahre gehalten, könnte dieser Track auch ohne weiteres zu den Glanzzeiten der Band den Test bestanden haben. Eine starke Leistung, die im Grunde nur eine Frage offen lässt: warum haben Gene und Paul eigentlich Singer nicht schon früher mal ans Mikrofon gelassen? 'Danger Us' Dennoch übernimmt jetzt mit Paul der wahrscheinlich beste Rock'n'Roll-Fronter überhaupt seinen Platz am Mikrofon ein und dreht lyrisch den Spieß einmal um. Warum sollen nicht auch mal die Fans KISS gefährden anstatt immer nur umgekehrt? Das Starchild tobt sich redlich aus und lässt mit seinem gewohnt guten Songwriting nach den starken Vorlagen durch Gene und Eric nichts anbrennen. Tommy Thayer schüttelt das nächste Solo aus dem Ärmel und fertig ist ein weiterer starker Song. Langsam wird es fast beängstigend. 'I'm An Animal' Gene Simmons ist ein Tier. An sich ist das keine neue Nachricht, da er selbst es bei jeder sich bietenden Gelegenheit verkündet. Jedoch ist es ein schöner Titel für einen Track, der dem Demon auf den gepanzerten Leib geschrieben ist. Ein Hauch von Signature Song umweht das Ungetüm, welches leicht in den klassischen Gewässern von Songs wie 'War Machine' und 'I Love It Loud' wildert, dabei jedoch insgesamt eigenständig bleibt. Fast schon gewohnt unterbricht nur ein lässiges Solo aus Richtung des Spaceman das wilde Geröhre des Ober-Dämonen - das Bass-Monster hat gesprochen und wer würde da sonst schon widersprechen? Ein mächtiger Song, der locker in die Gefilde der "Creatures Of The Night"-Ära passt - und die war nicht nur meiner Meinung nach ein paar leicht orientierungslosen Jahren ein klares Highlight der KISStory. 'When Lightning Strikes' Der Titel des vorletzten Songs deutet es bereits an: eine weitere Studio-Premiere steht an, denn nun darf endlich auch der neue Spaceman singen. Tommy Thayer beweist, dass er mehr kann als im Stile von Legende Ace Frehley Gitarre spielen und singt wirklich ordentlich, so dass auch hier die Frage bleibt, warum man den Mann nicht früher mal von der Leine gelassen hat. Auch wenn KISS insofern eigenen Gesetzmäßgkeiten mit den Namen Gene und Paul unterliegen mögen - ein toller Einstand, der zwar problemlos musikalisch und textlich zum Charakter des Spaceman passt, dennoch keine Frehley-Kopie darstellt. Bravo, Mr. Thayer, davon darf gerne auch live mehr folgen! 'Say Yeah' Zum Rausschmiss aus dem Überschallknall gibt's nochmals besten Stanley-Stoff, der ein bisschen an die Mitte der 80er erinnert und einfach nur Spass macht. 'Say Yeah' setzt einen perfekten Schlusspunkt unter eine knappe dreiviertel Stunde pures Vergnügen und wirft bestenfalls noch die Frage auf, warum wir das nicht alles schon früher erleben durften. KISS haben rein gar nichts verlernt und lassen mit dieser zweiten Top-Hymne hoffen, dass der "Sonic Boom" nicht das Ende darstellt, sondern noch mehr auf diesem Niveau folgt. KISS haben mit "Sonic Boom" vielleicht nicht das Rad neu erfunden, im Classic Rock Bereich jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit das Album des Jahres hingelegt. Wenn man sich anhört, mit welcher Leichtigkeit die Legenden hier dieses Album aus dem Ärmel geschüttelt haben, darf man einerseits glücklich sein und sich andererseits mit etwas Wehmut fragen, warum sie das nicht schon viel früher getan haben. Das aktuelle KISS-Line-Up rockt prachtvoll und dürfte spätestens jetzt den bösen Nimbus als Halb-Tribute bei Teilen der Anhängerschaft verlieren - "Sonic Boom" ist einfach verdammt stark und zeigt, das die Maskenmänner noch lange nicht zum alten Eisen gehören. Ob nun eingefleischter Fan oder nicht, die Qualität des Albums ist über jeden Zweifel erhaben. Produktionstechnisch war die Entscheidung goldrichtig, da der Sound für KISS wie die Faust aufs Auge passt. Dennoch lassen Gene und Co. sich nicht lumpen und spendieren der geneigten Käuferschaft neben der Standardversion im Jewelcase noch eine Limited Edition des Albums im Digipack. Diese enthält neben einer edleren Aufmachung eine zweite CD mit einem 2008 neuaufgenommen "Best Of", welches bislang nur in Japan erhältlich war. Die aktuelle Besetzung liefert dabei weitestgehend originalgetreue, aber deutlich knackigere Version der bekannten Klassiker ab. Insbesondere 'I Was Made For Lovin' You' wird dadurch deutlich mehr zum Hard Rock Titel als die Originalversion es vermuten lassen würde. Und wenn das nicht bereits genug wäre, so gibt es noch eine Bonus-DVD mit sechs Songs vom letztjährigen Gig der "Alive 35"-Tour in Buenos Aires obendrein. Das ist wirklich Value For Money und überaus fanfreundlich. Kleiner Wermutstropfen für Deutschland: auch im Jahr 2009 hält man am abgewandelten deutschen Logo fest und verwendet nicht das Originallogo mit den berüchtigten Blitzen (die im übrigen keine Sig-Runen darstellen, auch wenn manche es immer noch nicht einsehen wollen). Fans, die Wert auf dieses legen, müssen also leider auf den Import ausweichen. Ansonsten unterscheidet die deutsche Version sich jedoch nicht von der internationalen Variante. Insgesamt ist "Sonic Boom" jedem dringend zu empfehlen, der mit KISS oder Hard Rock allgemein etwas anfangen kann. Ein großartiges Album, von dem die weniger eingefleischten Fans wegen mir einen Punkt abziehen mögen, welches jedoch in der Gesamtbetrachtung klar die Höchstwertung verdient. Danke, Gene, Paul, Tommy und Eric - die KISS Army verneigt sich in Ehrfurcht... Gesamtwertung: 10.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
Trackliste "Sonic Boom" 01. Modern Day Delilah (3:36) 02. Russian Roulette (4:32) 03. Never Enough (3:26) 04. Yes I Know (Nobody’s Perfect) (3:01) 05. Stand (4:47) 06. Hot And Cold (3:34) 07. All For The Glory (3:50) 08. Danger Us (4:21) 09. I’m An Animal (3:45) 10. When Lightning Strikes (3:42) 11. Say Yeah (4:23) Trackliste "KISS Klassics" (ehemals exklusiv "Jigoku-Retsuden" in Japan) 01. Deuce (3:08) 02. Detroit Rock City" (3:57) 03. Shout it Out Loud (2:54) 04. Hotter Than Hell (3:10) 05. Calling Dr. Love (3:26) 06. Love Gun (3:14) 07. I Was Made For Lovin' You (4:42) 08. Heaven's On Fire (3:24) 09. Lick It Up (3:56) 10. I Love It Loud (4:09) 11. Forever (3:53) 12. Christine Sixteen (2:59) 13. Do You Love Me (3:39) 14. Black Diamond (4:20) 15. Rock And Roll All Nite (2:49) Trackliste "Alive 35 In Buenos Aires" 01. Deuce 02. Hotter Than Hell 03. C'mon And Love Me 04. Watchin' You 05. 100,000 Years 06. Rock And Roll All Nite | Band Website: www.kissonline.com Medium: CD Spieldauer: 43:17 Minuten VÖ: 02.10.2009 |
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