Babymetal - Metal Resistance

Review von BlindWarlock vom 01.04.2016 (10079 mal gelesen)
Babymetal - Metal Resistance BABYMETAL sind, gerade in Deutschland, eher noch eine Randerscheinung als eine wirklich bekannte Band, auch wenn der Name sicherlich schon dem ein oder anderem zu Ohren kam. Das kommt wohl daher, dass den drei Mädels aus Japan nachgesagt wird und wurde, dass sie mitunter als die am meisten polarisierende Metalband der letzten Jahrzehnte gilt. Hört man sich die Musik erst an kann man das wohl sehr gut nachvollziehen - so finden sich wie bei kaum einer hier bekannten Band Einflüsse von allen möglichen Musikrichtungen, von Pop über Folk bis hin zum Dubstep und Techno. Dazu aber später mehr. Die Band an sich ist für hiesige Verhältnisse bereits ein Phänomen. BABYMETAL besteht nämlich nicht nur lediglich aus drei jungen Japanerinnen (Su-Metal, YuiMetal und MoaMetal), die zur Gründung 2010 gerade einmal zwischen 11 und 13 Jahren alt waren, ist nicht nur einfach eine (japanische) Metalband, sondern auch ein Tanztrio. Ganz im dem japanischen "Idol"-Stil folgend performen die drei Mädels zu jedem Act auch mit einer eigens dafür erschaffenen Choreographie, was sie zu einem hier einzigartigen Live-Erlebnis macht. Durch diese und die musikalische Verknüpfung verschiedenster Genres ist BABYMETAL auch in Europa und Amerika bereits zu einer gewissen Bekanntheit gekommen, die sich wenigstens in einigen Ländern nicht mehr nur auf eine Nische beschränkt. Dabei mangelte es, eben wegen diesen Kombinationen und Kompositionen, nicht an Kritik, gerade seitens älterer Bands und Metalheads, die diese "neuartigen Mischungen" nicht gutheißen konnten. Eher überraschend ist es deswegen, dass Größen wie KREATOR und NAPALM DEATH deswegen das Projekt BABYMETAL verteidigt haben, und die Musik gutheißen. Der Pfad zur Spitze in Europa ist also geebnet.

Mit "Metal Resistance" veröffentlicht die Gruppe ihr zweites Studioalbum. Eine Scheibe, wie sie effektvoller nicht sein könnte. Musikalisch findet man ein wildes Gemisch auf dem Silberling. Merkmale von japanischer Pop- und Folklore-Musik, Techno-Blechtonnen-Geschredder, Dubstep-Basedrops und fröhliches Elektrogedudel betten sich passgenau in einen schweren Metal-Mantel. Und selbst dieser ist nicht einheitlich. Jedes Lied klingt, als hätte es einen vollkommen anderen Einfluss als das vorhergehende. Ein wenig so, als hätten BABYMETAL in Japan angefangen, Eindrücke zu sammeln, sich einmal nach Europa begeben, sich quer hindurch gefräst und schließlich noch eine Handvoll Amerika mitgenommen, um die Musik möglichst abwechslungsreich zu machen. Getragen wird das Gerüst vor allem von schwer gitarrenlastigen Passagen aus dem Heavy-Metal und dem NWOBHM, dröhnenden Bässen und aggressiven Riffs nach Art der Nordmänner aber auch von rasend schnellem Gitarrengeschrubbe, wie man es von DRAGONFORCE kennen könnte (auch bei Tracks, die erst gar nicht danach klingen, wie 'Amore'). Und auch im Bereich des Metals selbst wird sich aus vielen Genres reich bedient. So finden sich Einflüsse aus dem Epic-/Folk-Metal (gerade in der Ballade 'Meta Taro'), dem Grind- und Hardcore und dem Reggae/Stoner-Metal (beides 'YAVA!') und auch Balladeskes und Balladen ('No Rain, No Rainbow'). Das alles ist allerdings ebenfalls eher spärlich als Stilmittel gestreut, so wie auch Genrefremdes. Das Sahnehäubchen setzt dem Potpourri die Mischung mit den piepsigen, süßen Schulmädchenstimmen und deren krassen Kontrast zu dem fast in jedem Lied vorkommenden, gutturalen und beinahe grunzenden Growlen. Unter dem Gesichtspunkt, dass das Album dafür stehen soll, den Metaller zu vereinen, um sich gegen die fiktive Unterdrückung und die Diktatur über die Musik zu wehren, sicherlich eine sehr treffende Methode, viele Stile in der Musik zu verknüpfen.

Die Mischung macht das Album zu etwas, was sich auf der einen Seite stellenweise sicherlich auch mit Härterem aus dem Norden messen kann, zum Anderen allerdings im großen Ganzen weich genug ist, um Neueinsteigern mit noch wenig Nackenmuskulatur einen angenehmen Start in die Welt der Härte zu ermöglichen. Für Puristen vermutlich nichts, für jeden, der gerne seinen Horizont erweitern will, sich immer für Neues interessiert oder auf Innovation steht, sicherlich mehr als nur ein Geheimtipp und eine große Empfehlung für die Plattensammlung.

Nach 6 Jahren Aktivität ist ein zweites, volles Album zwar ein bisschen wenig, die Arbeit, die drinnen steckt, ist allerdings hörbar und macht die Platte zu einem absoluten Hörgenuss. Ein frischer Wind aus dem fernen Osten mit einem verspielten, jugendlichen Charme, der nicht zuletzt persönliche Bonuspunkte mit dem Gesang auf der Muttersprache einheimst. Eine solide 10/10 mit einem zufriedenen Wieder-darauf-aufmerksam-gemacht-werden und einer hellen Freude auf die kommende Entwicklung. Der Fuchsgott wird zufrieden sein!


Gesamtwertung: 10.0 Punkte
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Trackliste Album-Info

01. Road of Resistance
02. KARATE
03. Awadama Fever
04. YAVA!
05. Amore
06. Meta Taro
07. From Dusk Till Dawn
08. GJ!
09. Sis. Anger
10. No Rain, No Rainbow
11. Tales of The Destinies
12. THE ONE (English Version)
Band Website: www.babymetal.jp/
Medium: CD
Spieldauer: 54:24 Minuten
VÖ: 01.04.2016

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