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Interview mit JF von Kataklysm

Ein Interview von Eddieson vom 25.10.2017 (41184 mal gelesen)
Eine spezielle Tour zur "Shadows And Dust" und "Serenity In Fire". Natürlich ist Bleeding4Metal mit dabei. Vor dem Tourauftakt in Hannover trafen wir uns mit JF, um über die beiden Alben zu sprechen, die damalige und die kommende DVD.

Hallo JF, vielen Dank, dass du dir kurz Zeit nimmst. Wie geht es dir?

JF: Vielen Dank, sehr gut. So langsam habe ich mich der Zeitverschiebung angepasst und freue mich gewaltig auf die Tour.

Die heute startet.

JF: Ganz genau, heute geht es los.

Und seid ihr gut vorbereitet?

JF: Oh ja, wir haben eine Menge geprobt. Das Ding ist, wir leben alle in verschiedenen Städten und so hat jeder erst mal für sich selbst geprobt und vor ca. einem Monat haben wir uns dann in Kanada getroffen, um drei Tage alle zusammen zu proben. Es war schon eine Herausforderung, weil es eben sehr alter Kram ist, den wir lange nicht oder auch gar nicht live gespielt haben. Aber man verlernt das nie, es ist ähnlich, wie Fahrradfahren oder für uns Kanadier, wie Schlittschuhfahren, aber es gibt nun mal ein paar Songs, die wir nie live gespielt haben und so mussten wir erst mal herausfinden, wer welchen Part spielt. Aber durch das viele Proben fühlt sich das jetzt alles sehr gut an und es kann losgehen.

Habt ihr an den Songs irgendwas verändert?

JF: Nein, nicht wirklich. Wir wollten beim Original bleiben. Evtl. wurde etwas bei dem Drums verändert, weil der Drummer ja damals nicht in der Band war und die Songs neu lernen musste, da kann es sein, dass er hier und da vielleicht ein paar Fills verändert oder sie eben seinem Stil angepasst hat. Ansonsten sind die Songs aber sehr nah an dem, wie sie auf dem Album klingen.

Das "Shadows"-Album wurde damals von Maurizio und Stephane geschrieben und "Serenity In Fire" stammt aus deiner Feder.

JF: Ja, es ist eigentlich so, dass wir alle am Songwriting beteiligt sind, aber bei "Shadows" hat Stephane sehr viel beigetragen, er hatte coolen Stuff, der letztendlich auf der Platte gelandet ist, und auf der "Serenity" hatte ich ein paar mehr Ideen, deswegen ist etwas mehr meine Platte, aber im Grunde sind wir alle am Songwriting beteiligt. Stephane hat auch viel zu "Serenity" beigetragen und ich zu "Shadows". imgleft

Kannst du dich noch an die Aufnahmen erinnern?

JF: Oh ja. [lacht] Ich erinnere mich an eine Situation, die wirklich verrückt war. Wir gingen damals ins Studio und ich und Max, unser damaliger Drummer, begannen mit den Aufnahmen und wir merkten, dass einige Songs noch etwas zu lasch waren. Und so schrieben wir 'Chronicles Of The Damned' und 'Bound In Chains' mal eben dort direkt im Studio, während wir aufgenommen haben. Und dann kamen Maurizio und Stephaneins Studio und waren sofort begeistert und hielten beide für Killer-Songs. Also nahmen wir noch schnell den Bass und die Vocals dazu auf. Bei der "Serenity" lief es allerdings etwas anders, weil wir da ja auch noch einen anderen Drummer hatten. Er war damals neu in der Band. Er war echt super talentiert und absolut tight, aber Max und ich haben besser zusammen funktioniert. Wir konnten mal eben einen Song zusammen schreiben, aber so eine Verbindung gab es bei mir und Martin nicht. Da war es eher so, dass ich ihm sagen musste, wie er spielen sollte. Außerdem wollte er ständig Blastbeats spielen, weil er halt einfach ein Blastbeat-Typ war. Jedes Mal, wenn ich mit einem Riff kam, sagte er "Okay, Blasbeat.". Ich denke, das "Shadows"-Zeugs hat etwas mehr Tiefgang und ist atmosphärischer und "Serenity" ist mehr so der Schlag ins Gesicht. [lacht]

Musiker stufen ihre eigenen Alben nicht gerne ein, ich weiß. Aber jetzt musst du. Wenn du an eure Diskografie denkst, wo würdest dann die beiden Alben einstufen?

JF: Für mich ich "Shadows And Dust" mehr ein Klassiker, weil es auf dem Album etwas atmosphärischer zugeht, und dort die besseren Ideen drinstecken. Wir haben das Album damals in der Garage und im Keller von Stephanes Mutter geschrieben, weil wir noch keinen eigenen Proberaum hatten. Er hatte einfach damals die besten Ideen für das Album und so entstanden die Songs auch sehr spontan. Für mich war das damals auch eine gute Zeit in meinem Leben und wenn ich das Album jetzt höre, dann erinnert mich das an die Zeit damals und diese Verbindung habe ich leider zu "Serenity In Fire" nicht. Es ist auch ein großartiges Album, aber ich bevorzuge doch eher "Shadows And Dust". Spielen tue ich aber beide gerne, denn beide Alben haben KATAKLYSM auf ein neues Level gehoben. Nicht unbedingt uns als Musiker, aber die Shows wurden größer und vor allem "Shadows And Dust" hat uns so ein bisschen aus dem Underground rauskatapultiert.

Habt ihr damals mehr Songs aufgenommen, als letztendlich auf dem Album gelandet sind?

JF: Da ist ein Song von der "Shadows And Dust", aber ich denke nicht, dass wir den irgendwann veröffentlichen werden. Wir haben ihn damals nicht auf das Album gepackt, weil wir ihn für nicht gut genug hielten, warum sollten wir ihn dann heute veröffentlichen? Aber vielleicht nehmen wir einige Parts aus dem Song und basteln einen Neuen daraus. Das könnte sein.

Ihr werdet in München eine DVD zu dieser Tour aufnehmen. Was kannst du uns dazu sagen?

JF: Es wird natürlich das komplette Konzert beinhalten und evtl. noch etwas Backstage-Material oder was sonst noch so während eines Tour-Tages passiert. Es geht aber eher darum diese Tour festzuhalten, weil wir so was wohl nie wieder machen werden. Und um auch das alte Material den jüngeren Fans noch mehr zugänglich zu machen. Die jüngeren Fans wissen gar nichts über die älteren Alben, die wir gemacht haben. Oder sie sagen, dass wir nie die alten Sachen spielen, was auch schwierig ist, bei dem vielen Material und einer Spielzeit von nur vielleicht eineinhalb Stunden. Aber jetzt ist die Zeit, um sich auf das alte Material zu konzentrieren. Vor kurzem sprach ich mit einem Typen, der fragte, was wir von der "Ghost And Gods" spielen würden und ich sagte ihm "absolut nichts" und er fiel aus allen Wolken. [lacht] Einige scheinen also noch etwas überrascht zu sein, aber die meisten wissen wohl worum es bei dieser Tour geht. Wir wurden von vielen angesprochen, dass wir mit dieser Tour auch in den USA oder sonst wo spielen sollen. Wir wollen aber nicht ein Jahr pausieren, nur um diese Tour zu spielen. Finanziell wäre es vielleicht gut, aber damit wollen wir nicht ein Jahr verschwenden. Es soll etwas Spezielles sein, vor allem für Deutschland, weil wir hier groß wurden und die meiste Unterstützung erfahren haben. Die beiden Alben sind weltweit gut angekommen, aber Deutschland und auch Österreich und die Schweiz, hatten da einen besonderen Einfluss auf unsere Karriere. Und so fiel es uns natürlich leicht zu sagen, dass wir diese Tour hier spielen wollen.

Das ist auch der Grund, warum ihr die DVD in München aufnehmen wollt?

JF: Wir mögen die Atmosphäre in dem Club, im Backstage. Jedes Mal, wenn wir dort gespielt haben, dachten wir, dass es cool wäre hier eine DVD aufzunehmen. Es ist kein Riesenclub, sondern eine normale Größe für eine KATAKLYSM-Show. Das ist einer der Gründe. Der andere Grund ist, dass es die letzte Show der Tour ist. Da werden wir dann super eingespielt sein. [lacht] An den ersten Abenden können halt immer noch Fehler passieren und man weiß nie was passiert. Das ist halt Rock 'n' Roll, aber während der Tour wird man immer eingespielter und so macht das schon Sinn die DVD in München aufzunehmen. imgright

Aber ist es nicht langweilig immer nur das deutsche Publikum zu hören? Die letzten beiden Live-Alben wurden ja auch in Deutschland mitgeschnitten.

JF: Weißt du was ... wir haben eine Live-Platte in Südafrika aufgenommen, das war natürlich auch cool. Das Ding ist aber, dass es für uns leichter ist eine Crew zu finden, die filmt und sich um den Sound kümmert, weil es hier einfach gute Leute dafür gibt. Wir wollen natürlich auch nicht Unmengen an Geld dafür ausgeben. Das wollen wir nicht und das will unser Label nicht. Hier gibt es aber wirklich fähige Leute, die das zu einem vernünftigen Preis machen und so macht das halt Sinn. Die Qualität stimmt und der Preis ist im Rahmen. Außerdem sind die Fans hier immer Bombe, egal in welcher Stadt wir spielen.

KATAKLYSM veröffentlichen nahezu alle zwei Jahre ein neues Album. "Of Ghosts And Gods" wurde im Juli 2015 veröffentlicht, jetzt haben wir Oktober 2017. Ihr seid also spät dran.

JF: Das letzte Album lief wirklich gut für uns und wir waren ständig auf Tour, vor wenigen Monaten waren wir in Südafrika, dann tourten wir die USA mit IN FLAMES und so hörte es nie auf. Wir hatten einfach nicht die Zeit zum Aufnehmen. Es gibt neues Material, welches wir schnellstmöglich fertigstellen wollen, keine Ahnung, wann genau das sein wird, wir hoffen nächstes Jahr. Wir hören eigentlich nie auf zu arbeiten. Für "Ghost And Gods" haben wir einiges an Material, welches nicht auf das Album gekommen ist, vielleicht kommen die dann auf das kommende Album, mal sehen. Außerdem haben wir weitere zehn oder elf Songs, die möglicherweise reif für das Album sind.

Und das Film-Zitat, welches fast jedes Album einleitet, habt ihr auch schon?

JF: Wir haben einige Ideen. Wir haben auch darüber gesprochen, ob wir es überhaupt machen werden, oder die Leute mal mit etwas anderem überraschen, einem musikalischen Intro vielleicht. Mal schauen, wir haben auf jeden Fall einige Ideen, darunter auch einige klassische Film-Zitate.

"Of Ghost And Gods" war ein Riesenprojekt, weil es zu jedem Song ein Video gibt.

JF: Genau, das war eine Idee, die wir hatten. Jedes Mal, wenn wir ein Album machen, dann wird der Video-Song der Hit, weil es eben der Video-Song ist. Wir dachten, dass es cool wäre zu jedem Song ein Video zu machen, dachten aber gleichzeitig, dass es total verrückt sei. Ein Freund von uns sagte dann, dass er es machen würde. Es war dann aber echt hart, härter als wir es uns vorher vorgestellt haben. Wir mussten so viel Zeit investieren, dann muss man ja auch zu jedem Video erst mal eine Idee haben. Wenn man dann zwei bis drei Videos gemacht hat, muss man ja auch noch die Aufmerksamkeit für die restlichen Songs und Videos haben. Soll es ein Live-Video werden oder ein Studio-Video? Soll es mit uns sein oder ohne die Band? Es war wirklich schwierig, das für zehn Songs zu machen und das Interesse beizubehalten. Es war ein verrücktes Projekt, eine großartige Erfahrung und hat dem Album jede Menge Aufmerksamkeit gegeben, aber ich würde das nicht noch mal machen. [lacht] Beim nächsten wird es dann wohl wieder klassisch ein bis zwei Videos. METALLICA haben ja die Idee übernommen und jeder Song vom neuen Album hat ein Video. Wir lachten darüber, weil wir eben wussten, wie hart die Arbeit dafür ist.

JF, wir sind am Ende des Interviews angekommen. Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast. Die letzten Worte gehören dir.

JF: Ich möchte mich vor allem bei den deutschen Fans bedanken, von denen wir immer eine besondere Unterstützung bekommen haben. Fast alle Shows sind ausverkauft oder zumindest nahe dran. Das ist Musik, die wir vor über 15 Jahren geschrieben haben und die Leute interessieren sich heute noch dafür, das wärmt das Herz. Als wir die Tour planten, hatten wir keine Ahnung davon, wie es ankommen würde, wie viele Tickets wir verkaufen würden. Als wir dann sahen, dass wir jeden Abend fast ausverkauft sind fühlten wir eine große Dankbarkeit, die ich im Namen der Band an die Fans weitergeben möchte. Vielen Dank!

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