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Take off: 12.07.2012 - Review (13533 mal gelesen)
Juno 2012, Rockharz Festival, 3 tapfere Vor-Ort-Berichterstatter machen sich nur für euch in absolutem Dreckswetter auf den Weg in den Harz.

Das was unmissverständlich als Allererstes gesagt werden muss ist: Herrgott, was hatten wir und die anderen Rockharz Besucher für ein elendiges Glück mit dem Wetter. Wir erinnern uns zurück. Der typische deutsche Hochsommer zeigt sich schon seit Anfang Juni von seiner edelsten Seite. Wir geniessen flächendeckenden Dauerregen und Temperaturen um die 12-14°C. Köstlich! So blieb es auch durchgehend auf der Anfahrt zum traditionsreichen Festival im wunderschönen, doch zuweilen recht dünn besiedeltem Harz. Apropos: wer sich - nur vorsichtshalber - für eine eventuelle Zombieapokalypse nach einem Landstrich umsieht, in dem es nur sehr wenige ortsansässige Menschen (= potentielle Zombies) gibt, fahrt mal spaßeshalber die Strecke zum Rockharz ab. Ich wette, ihr werdet fündig!

Linda: Hierzu muss ich noch erwähnen, dass die Züge hier noch mit Dampf/Kohle betrieben werden. Die essen auch bestimmt noch Raider, die Ü-30 Fraktion weiß was ich meine. Wir waren echt am Arsch der Welt. Aber zurück zum Thema.

Besagte Anfahrt versprach jedenfalls ein überaus nasses Vergnügen. Doch es geschehen ja auch noch Zeichen und Wunder. Denn kaum an der Festivalarea angekommen, und schon hört es auf zu regnen. Horns up for the Weathergod! Aufgrund von einigem Hin und Her bei der Schlammrutschpartie-Einfahrt auf das Gelände, (es lebe die Pinkelzaun-Schwanzparade) kam man allerdings mit deftiger Verspätung an, so dass leider ein-zwei gute Band verpasst wurden. Naja, man kann nicht alles haben. Wer noch nie das Vergnügen hatte, auf dem Rockharz zu Gast zu sein, der darf sich an dieser Stelle versichern lassen, dass es sicherlich eines der am schönsten gelegenen Areas ist, die ich bisher gesehen habe.

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Hier lässt sich die malerische Landschaft (und das miese Wetter) bereits erahnen, aber wer es genauer haben will, muss eben selber hin.

Leider schlug bei der Ansteuerung des Campgrounds das Orga-Desorientierungs-Syndrom wieder zu und keiner der Ordner wusste so wirklich vor oder zurück. Aber dieser Eindruck beschränkte sich tatsächlich (und glücklicherweise) nur auf die Anfahrt. Mit etwa 10000 Besuchern gehört das Rockharz zwar immer noch zu den kleineren Festivals in den deutschen Landen, aber eben dies erzeugt durchaus eine familiäre Atmosphäre, die meiner bescheidenen Meinung nach ein nicht zu vernachlässigender Spaßfaktor ist. Dafür noch einmal Horns up.

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Fachgerechte Festivalstimmung? Check!

Linda: Ich sag nur Wurstgirlande, Klo of Hate und überall schwarz-rot-goldene 5,0 Dosen als Bodenbelag. Es gab alles, was ein Metaller für ein ordentliches Festival so braucht.

Insgesamt war das Festival eine rechte Gaudi und nur ganz peripher von Wehrmutstropfen (Prost! - Anm. d. Red.) getrübt. Dazu gehörte sicherlich der etwa halbstündige Total-Stromausfall während gerade HATEBREED zockten. Auch hier wieder Horns up für die geduldigen Fans und natürlich auch an die verständnisvollen Bands (RAGE war aufgrund der Verzögerung auch betroffen). Unvermeidlich waren natürlich die anschließenden halbernst-Gerüchte, HATEBREED wären einfach zu laut und hätten deshalb den Trafo ins Nirvana geschossen. Es war allerdings tatsächlich nur stinknormales technisches Versagen.

Was noch zu sagen bleibt, ist ein herzlicher Dank an meine beiden fleißigen Mitcamper, Logistikexperten und Bericht-Freelancer Jo und Linda, ohne die ich diesen Bericht gar nicht hätte verfassen können. Horns up für euch.

Als Fazit kann man wohl sagen, dass ich das Rockharz jedem ambitioniertem Metalfan ans Herz legen kann. Wir haben allein im Vorbericht schon 5 mal die Kür "Horns up" und insgesamt die völlig verdiente Wertung 9 von 10 Bleeding-Punkten für ein kleines aber saumäßig gutes Festival.

Donnerstag:



EMIL BULLS(Jo)
Auch wenn es der Anreisetag war, die meisten noch am Zelte aufbauen, essen machen oder einfach nur sich von der langen Fahrt, mit einem Bier am Entspannen waren, heizten EMIL BULLS die anwesende 200 Mann starke Meute einfach an. Die Hände ragten nach oben, zur Pommesgabel geformt, und die Mähne wurde geschüttelt. Mit Songs wie 'The Jaws Of Oblivion' und 'Worlds Apart' motivierten sie die Meute zum Moshen und mit Songs wie 'Between The Devil And The Deep Blue Sea' animierten sie auch zum Mitbrüllen. Auch zu einem Moshpit und Wall of Death wurde die Meute gebeten, und diese nahm es freudig an. Alles im allem ein gelunger Auftritt, guter Sound, guter Auftritt, gute Animation und Motivation.

imgrightPAIN
Um es kurz zu machen: PAIN konnten mich dieses Mal einfach nicht überzeugen. Das Herr Tägtgren normalerweise 2-3 Songs braucht, um die Stimme in Schwung zu kriegen, ist mir aus vorherigen Konzerten des fleissigen Schwedens schon bekannt. Aber im Harz ging für die gleiche Übung gleich die Hälfte der Spielzeit drauf. Da war 6 oder 7 Songs nur das Gekrächze zu hören, das man sonst nur auf HYPOCRISY-Gigs zu hören kriegt. Aber verdammt, die Tatsache, dass das bei PAIN eigentlich nicht passiert, hat mich zu Zeiten der "Dancing With The Dead" zum Fan werden lassen. Der einigermaßen schwammig abgemischte Sound tat sein übriges. Krächzen und Sound besserten sich glücklicherweise etwa ab der Hälfte des Gigs und lies mich zumindest die Alltime-Favorites 'Same Old Song' und 'Shut Your Mouth' qualitativ angemessen genießen. Und auch, wenn ich die Band sonst super gerne höre, hat mich dieser Auftritt hier überhaupt nicht vom Hocker gerissen.

imgleftOOMPH(Linda)
Ein echtes Highlight am ersten Festivaltag waren definitiv die Deutschrocker aus Braunschweig. Der Auftritt als ostfriesische Jungs in Matrosenkostümen kam super an. Dero hatte in Kontrast dazu eine skurille Gesichtsbemalung, die an Batmans Joker erinnerte. Songs wie 'Labyrinth', 'Gott ist ein Poppstar' und 'Träumst du' sorgten für Begeisterung im Publikum. Bei 'Seemansrose' wurde sogar reihenweise mitgeschunkelt. Einen Preis für Publikumsnähe haben sie auf jeden Fall verdient, als Gero zwei mal bäuchlings crowdsurfte. Er war sich nicht zu fein, zum Entsetzen der Securitys, sich bis fast mittig in die Menge tragen zu lassen. Sehr viel Witz, Charme und Selbstironie rundeten den Auftritt perfekt ab, der leider schon nach einer Stunde zu Ende war. Deros eigenartiger Humor zeigte sich in der Aussage, dass er Bedenken wegen der strahlend weißen Kostümen hatte, da er morgens noch furchtbar Sprühwurst hatte. Super Performance, weiter so Jungs!

imgrightSEPULTURA
Der Auftritt der Brazilianer um das Frontmonster Derrick Green stellte für mich ein Novum da. Seit ich SOULFLY auf irgendeinem Summerbreeze gesehen hatte, dachte ich, man könne seine Zeit besser verbringen, wenn man solche Musik als Hintergrundbeschallung für einen deftigen Umtrunk benutzt. Tatsächlich war der Gig aber überaus gelungen und vom schwammigen Sound bei PAIN war nichts mehr zu spüren. Der Schalldruck im Fotograben war zwar enorm, aber trotzdem kam sogar hier der Sound einigermaßen differenziert an (obwohl er im Pit sonst lausig ist). Tja, ein absoluter Experte könnte sich jetzt sicherlich noch lange über das Verhältnis von neuen zu alten Songs auslassen. Da ich aber kein solcher bin, muss ich mich damit zufrieden geben die 3 abschließenden Smashhits 'Arise', 'Ratamahatta' und natürlich 'Roots Bloody Roots' als gelungenen Abschluss eines geilen Auftritts zu loben. Ganz im Sinne von Herrn Green: "Don't be so fucking verklemmt"!

RAGE
Ja, ja, gute alte Deutsch-Metal-Institutionen sind doch immer wieder für einen tollen Gig gut. So auch das Trio Smolski, Wagner und Hilgers. Wann sonst kann man schonmal einem unbestrittenem Meister des Metal-Sechsaiters zuschauen, ohne dass man sich gleich Malmsteen-Gefrickel antun muss. Stimmt, ein RAGE-Auftritt ist dafür immer eine super Gelegenheit. So konnte das altgediente Trio auch im Harz überzeugen, und das obwohl Viktor Smolski wohl ziemlich kalt war. Egal, zumindest das Publikum hatte ja ausreichend Gelegenheit, sich bei neueren Stücken warm zu machen, um später bei den Klassikern fit zu sein. Zwischenzeitlich lief der Gig so routiniert ab, dass es beim Zugucken/-hören fast ein bisschen fad wurde. Aber spätestens wenn Hits wie 'Higher than the Sky' oder 'Soundchaser' in die kühle Nacht dröhnten, gab es bei Jung und Alt völlig zurecht kein Halten mehr. Insgesamt ein gewohnt souverän gemeisterter Gig.


Freitag:



COPELLIUS
Ein weiteres Novum, das aufgrund der beträchtlichen Menschenmenge mein Interesse weckte, war das Berliner Sextett COPPELIUS. Den Namen hatte man zwar schon gehört, aber was diese Band ausmacht, oder ob sie was taugt, hatte ich zudieser Zeit nicht auf dem Schirm. Die Antworten lauten Metal mit gar eigentümlicher Instrumentenbesetzung - und ja, definitiv. Also Metal mit Cellos, alles klar, kennt man schon von APOKALYPTICA. Aber bei zeitgleichem Einsatz von Kontrabass, Violine und Klarinette (und wir sprechen immer noch von Metal) wird es schon eng mit vergleichbaren Acts. Dessen ungeachtet entfachten die 6 Berliner auf der Bühne mit einigem Augenzwinkern so eine Art Metal-lastiges 19.Jahrhundert-Varieté, das vom Publikum entsprechend gewürdigt wurde. Zahlreiche Zugabe-Forderungen wurden jedoch von der Band in viel stilechteres Da Capo-rufen umgemodelt. Alles in allem eine unerwartete, aber sehr schöne Überrraschung und eine weitere Band die unter "überaus sehenswert" abgelegt werden kann. Bravo.

DEZPERADOZ
Eine Sache, die mir wieder mal klar wurde, als ich mich zum Gig der Heidelberger Western-Metaller DEZPERADOZ einfand, ist, dass offensichtlich viel zu wenige Leute diese grandiose Truppe kennen. Die Meute vor der Bühne hätte zwar umfangreicher sein können, aber das tat der Spiellaune der 4 Djangos keinen Abbruch. Mit ihrem neuen Album "Dead Mans Hand" im Rücken gab das Whiskey-Quartett ein fulminantes Konzert mit jeder Menge harter Gitarren und einer guten Protion Humor. Ersteres bewiesen neue Kracher wie 'Yippieh Ya Yeah (More than one good reason)', letzteres kam insbesondere bei Stimmungskrachern wie z.B. 'Hellbilly Square' zum tragen. Generell kam diese Mischung beim Publikum sehr gut an und wurde auch durch Auftritte des Roadie-Gnoms und eines Leichenbestatters transportiert, der nur mal pro forma auf der Bühne Maß nahm. Weiteres zum Auftritt der DEZPERADOZ könnt ihr in einem sehr unterhaltsamen Interview mit der Band nachlesen, das direkt nach dem Auftritt geführt wurde.

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imgrightEPICA (Linda)
Hierzu gibt es kurz und knapp zu sagen: Groß aufgezogen, viel erwartet, und ziemlich entäuscht worden. Voll war's schon vor der Bühne, aber das Publikum glänzte überwiegend mit weiblichen Teenager-Fledermäusen. Ich wusste ja, dass Gothics auch auf Operngesang stehen, aber in den ersten Reihen standen nur überschminkte Mädels mit schlammigen Spitzenschleppen an den Kleidchen. Die Band an sich hat einen guten Job gemacht, wäre da nicht die Frontfrau Simone Simons gewesen. Die glänzte tatsächlich die häufig mit Abwesenheit auf der Bühne, kein Scherz!, Wenn sie nicht singen musste verzog sie sich Backstage und hat sogar kurz dort weiter gesungen. Starallüren vom Feinsten sage ich nur. Madame hielt sich deutlich für was Besseres und wirkte arrogant und hochnäsig. Zudem konnte ihr Mezzosopran auch nicht wirklich überzeugen. Sie ging stimmlich total unter, obwohl sie nicht müde wurde, nach jedem Lied die Stimme durch Trinken und Bonbonslutschen zu stärken. Fazit: Sexy Outfit und nicht viel dahinter, eben keine Festivalband.

ASP
Das Tageslicht nimmt langsam ab, das Zwielicht legt sich über das Rockharz Festival. Eine bessere Auftrittskulisse kann sich die Frankfurter Band ASP kaum wünschen. Die mehreren Besetzungswechsel in letzter Zeit tat der Spiellaune der Musiker und der Stimmung bei der beträchtlichen Menge an Metalheads vor der Bühne jedoch nicht den geringsten Abbruch. Der durch alles, was die moderne Bühnen-Pyroabteilung bietet, unterstützte Gig wurde von Beginn an zum Siegeszug für die hessische Düsterheimer-Band. Herr Spreng erschien gut gelaunt, bei bester Stimme und in typischem Bühnenoutfit, allerdings mit deutlich mehr Haaren als man ihn in Erinnerung hatte. Egal, jedenfalls wurden nach ein paar Openern vom aktuellen Album "Fremd" eine regelrechte Hitparade abgefeuert. 'Und Wir Tanzten (Ungeschickte Liebesbriefe)', 'Schwarzes Blut', 'Ich Will Brennen', es fehlte keiner der von den Fans so viel geliebten Songs und dafür wurde vor der Bühne auch ordentlich gefeiert. In diesem Sinne, "Ich ist tot, es lebe wir".

BLIND GUARDIAN
Tja, hier muss ich tatsächlich mal etwas weiter ausholen. Es war für mich das erste mal, die Krefelder Metal-Giganten live erleben zu dürfen. Und somit war dieses Konzert einer der schönsten Augenblicke die ich in meiner Metal-Laufbahn mitmachen durfte. So viel mal vorweg. Es ist offensichtlich allgemein akzeptiert, dass die Autritte dieser Band sich untereinander sehr gleichen und spätestens nach dem 3. mal irgendwie nicht mehr ganz so viel Laune transportieren. Ich kann dies absolut nicht bestätigen, da auch einige langjährige Besucher von GUARDIAN-Gigs zu Protokoll gaben, wie unsagbar geil dieselben immer noch ankämen. Tja, jedenfalls störte das die Band nicht im Geringsten und der Gig war wie ein Feuerwerk der Hits, den ewigen Mitgröhlern und der Meilensteine des deutschen Metals. Natürlich spreche ich von Songs wie 'The Soulforged', 'Valhalla' und 'The Bards Song'. Da störte es auch nicht, dass Herr Kürsch die hohen Eierkneif-Passagen vielleicht nicht ganz so locker aus der Hüfte nahm wie früher. Aber hey, dafür erhielt er reichlich gesangliche Unterstützung vom Publikum, das gefühlt aus sämtlichen 10000 Besuchern des Festivals bestand. Selbst wenn ich mich daran zurück erinnere geht mir ein Gänsehautschauer über den Rücken. Einfach nur ein genialer Auftritt und für mich ein persönlicher Meilenstein.

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BLIND GUARDIAN (Linda)
Dem kann ich mich nur anschließen, geil war's. Dass da viel Routine im Spiel war ist klar und ähnelte sehr den Songs der Live- Alben. Hier hat Hansi mit fast identischen Sätzen ebenfalls die Menge animiert. Ihm ist sogar ein kleiner Fauxpas passiert indem er einmal "Auf geht's Wacken!" sagte. Dies tat der Stimmung aber keinen Abbruch, ganz im Gegenteil sorgte dies für extra Lacher. Hansi hätte ich übrigens kaum wiedererkannt, dünn und mit extrem kurzen Haaren stand er da und doch Stimme kräftig und unverkennbar. Da kann ich nur noch ergänzen, groß, episch, professionell und Kult war's und definitiv ein Muss für alle Metalheads. Aber wie sagt es doch so schön der Volksmund auf seiner To-Do-Liste: Heiraten, Baum pflanzen und einmal BLIND GUARDIAN live sehen und den 'Bard Song' mit zehntausend Mann singen. An Letzteres dann mal einen fetten Haken dran.


Samstag:



BETONTOD
14 Uhr und ein paar Zerquetschte, trüb-kühles, aber trockenes Wetter. Zeit für BETONTOD. Die 4 Niederrhein-Punks enterten bei bester Laune die Bühne und begannen damit, den recht zahlreichen Besuchern Feuer unter'm Hintern zu machen. Die veritable Mische aus Punk, Metal und Mitgröhl-Passagen zündete zwar nicht sofort bei jedem, aber spätestens Mitte des Gigs hatte Jeder begriffen was, läuft. Ausgenommen natürlich die paar offensichtlichen Vollblutpunker, die sich aufs Rockharz verirrt hatten (wohin der Wind einen weht...muhaha). Die feierten schon von Beginn an wie Blöde. Mit jeder Menge Hits wie 'Schwarzes Blut', 'Wind' und natürlich der Hymne aller Kampftrinker 'Glück Auf' spielten sich die Rheinberger schnell ins Herz der Leute, die schon am frühen Nachmittag voll im Partymodus waren. Alles in Allem eine sehr schöne Abwechslung für's Ohr und mit ein Grund dafür warum das Rockharz so für seine Vielseitigkeit geliebt wird.

imgrightTÝR (Jo, Linda)
Mit finsterer Miene betraten TÝR die Bühne. Ernst schauten sie über die Meute und stimmten die ersten Riffs an. Auf einmal stieg meine Hand unkontrolliert in die Luft und formte sich zur Pommesgabel. Mein Kopf fing an, hoch und runter zu wippen. Selbst die Songtexte waren so eingängig, dass ich sofort mitgrölen musste. Mann, sind das Party-Metaller. Bei 'Hold The Heathen Hammer High' blieb wirklich kein Trinkhorn trocken. Da hat doch bestimmt einer gewettet, wer die meisten Ho's in einen Titel packen kann. Fast majestätisch und episch erklang dann 'By The Sword In My Hand' über das Flugplatzgelände. Da musste sich schon der ein oder andere LARPer das Tränchen wegdrücken, kam natürlich alles nur vom kurzen Regenschauer, is klar. Dieser großartige Poserbombast wird nur noch von RHAPSODY's 'Emerald Sword' getoppt. Ich entschuldige mich schon im Vorfeld dafür, hier TYR mit RHAPSODY zu vergleichen. Aber alter Fadder, haben die Stimmung gemacht. Am meisten Spaß hatte aber eindeutig der Bassist Gunnar Thomsen, der echt abging wie ein Zäpchen. Man muss sich nur den Duracellhasen auf Speed und mit Gummibärensaft druckbetankt vorstellen, tata! TYR ist ein absoluter Thumb up!

imgleftTÝR
Es ist immer wieder eine Freude, die drei Wikinger von den fernen Färör-Inseln zu bewundern, wenn sie ihre äußerst gut mitsing- und mitbangbare Viking-Metalmischung zum Besten geben. Kaum eine Band vermag es, scheinbar sperrig wirkende Passagen aus alten Volksweisen so intuitiv und eingängig in mehr oder weniger flotte Metalsongs zu verpacken. Da stört es auch nur geringfügig, dass die Bühnenperformance etwas steif daherkam. Aber zum Glück bedient eine wahre Rampensau namens Gunnar Thomsen den TÝR'schen Vierseiter. Man konnte Herrn Thomsen die pure Spielfreude quasi an der Nasenspitze ansehen und er riss die Leute auch gut mit. Da sollte Frontmann Heri Joensen sich vielleicht mal den einen oder anderen Kniff abgucken. Dann kommen die Hits wie 'Hold The Heathen Hammmer High' oder 'Tróndur Í Gøtu' bestimmt noch ein bisschen besser an, als sie es ohnehin schon tun. Außer den Hits wurde natürlich auch das neue Album "The Lay Of Thrym" beworben, so dass nach dem Gig am Stand von Napalm Records nicht eine Kopie mehr zu haben war (...Mist!).

FREEDOM CALL (Linda)
Der Gig von Chris Bay und Konsorten war wie erwartet Power Metal pur. Anscheinend kommt diese Musikrichtung immer mehr aus der Mode, da vielleicht gerade mal die Hälfte des Platzes besucht war. Man konnte gemütlich bis nach vorne durchgehen, ohne sich durchquetschen zu müssen. Diese Tatsache lässt dann schnell darauf schließen, dass die Stimmung auch dementsprechend lahm war. Der Funke wollte einfach nicht auf die Leute überspringen, so sehr die Band sich auch anstrengte. Die Show war trotzdem tadellos. Ich mag ja langhaarige Männer in extrem engen Lederleggings, die sich um Kopf und Kragen posen, auch wenn's zugegeben ein bischen schwul wirkt. Nur eine Sache ist mir dann doch negativ aufgefallen, als Chris das Publikum kritisierte, was sie doch für ein lahmer Haufen seien. Das hat wahrscheinlich den letzten Rest Stimmung gekillt. Ob es an der Songauswahl lag oder am miesen Wetter, kann ich nicht sagen. Kommentare, die mir zu Ohren kamen waren: "Sind die Kitschig und peinlich", "Die hören sich an wie EUROPE" oder "Nehmen die sich selbst ernst?" Naja, ich für mich als alter Powermetal-Fan kann nur sagen, dass ich diese gute Launehymnen immer wieder gerne höre und es vielleicht einfach das falsche Publikum war.


imgrightLACUNA COIL (Linda)
Kaum zu glauben, wir hatten strahlenden Sonnenschein. Wenn das nicht ein Zeichen des Himmels war, da bei THE OCEAN, vier Gigs vorher, so ziemlich die Sturmflut losbrach. LACUNA COIL überzeugten auf ganzer Linie. Auch wenn die Sängerin immer wieder mit Amy Lee von EVANESCENCE verglichen wird, wird ihr dass in keinster Weise gerecht. Die einzige Gemeinsamkeit ist wahrscheinlich das Sexy Bühnenoutfit. Songs wie 'Kill the Light', 'Enjoy the Silence' kamen, wie es der Titel vermuten läst; überhaupt nicht melancholisch rüber. Bei 'Heavens A Lie' sangen fast alle lauthals mit. Bei 'Trip The Darkness' und 'Spelllbound' war die Stimmung so gut, dass zumindest in den ersten Reihen und auch auf der Bühne ordentlich gebangt wurde. Stimmlich beeindruckte mich vor allem die Sängerin Cristina Scabbia, da man live nicht erwartet, von so einer zierlichen Person so eine klare, kraftvolle Stimme zu hören. Besser noch, sie schaffte es die Menge mit ihrer enormen Power zu animieren und zu fesseln. Der Sänger Andrea Ferro; (wieso haben die Italiener häufig Frauennamen?); ergänzte die Performance dabei perfekt, obwohl er nicht ganz so nett anzusehen ist. Live ein absuloter Augen- und Ohrenschmaus.

MORGOTH
Ich gebe zu, MORGOTH ist nicht mein Fachgebiet. Aber ich folgte und verließ mich hier auf den Rat eines Freundes und schaute mir deren Gig an, vollkommen ohne etwas über die Band zu wissen außer dem Namen und dass sie Oldschool Death Metal spielen. Von der bestimmt gegebenen Songvielfalt kann ich daher nicht viel berichten. Aber der Gig, der folgte, beeindruckte mich doch dermaßen, dass ich nun versuche, meinen ersten Kontakt mit dieser Band zu beschreiben. Bühnenoutfit? Scheiß drauf! Ich traue den 5 Kerls aus Meschede durchaus zu, auch privat so rumzulaufen. Vielleicht mal abgesehen von den giftgrünen Kontaktlinsen. Egal, Hauptsache die Mucke stimmt und brennt sich beim Hören ordentlich in die Lauschlappen. Und dass tut der halbmelodische Todes-Metal von MORGOTH auf jeden Fall. Da soll doch noch mal einer behaupten, aus Deutschland käme kein ordentlicher Metal mehr. Tja, wieder mal schlauer geworden und gelernt, dass auch Bands, die man bisher gar nicht kannte, für gekonnt verzwirbelte Nackenmuskeln sorgen können.

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imgleftARCH ENEMY (Linda)
Ja ja, Angela verdient ihr Geld zurecht mit Brüllen. Das hat sie auch stolz verkündet, als ein Chor in den ersten Reihen lauthals brüllte: "Ausziehen, ausziehen, ausziehen!" Zitat: "Ich mache das jetzt schon seit 1996. Lasst euch doch mal was Besseres einfallen!" Sexistisch hin oder her, wäre ja mal ne Abwechslung gewesen. Ja, dass meine ich tatsächlich ernst, da ihr durchtrainierter Körper sicherlich eine Augenweide gewesen wäre. Ausgezogen hat sie dann später nur ihre Stahlnieten- Lederjacke, da erstens tatsächlich die Sonne rauskam und ihre Performance ziemlich schweißtreibend war. Gespielt wurde durchweg ein Hammer nach dem anderen. Spätestens bei 'Bloodstained Cross' flogen im Sekundentakt die Crowdsurfer an und die Menge tobte. Es wurde gebangt und mitgebrüllt, auf der Bühne, wie auch davor. Auch wenn die Songtexte nur den eingefleischten Fans eingängig sein mussten. Dass was dort nämlich live geschrien wurde, war unmöglich zu verstehen, Deathmetal halt. So hör ich mich mit Halsentzündung auch manchmal an. Nein, ist natürlich nur Spaß. Nach dem Auftritt überhaupt noch klar sprechen zu können, Respekt meine Liebe! ARCH ENEMY live muss man einfach gesehen haben.

imgrightKNORKATOR
KNORKATOR haben unlängst mit Aufhören aufgehört und sind wieder live am Start. Aber wie zu Teufel soll man einen KNORKATOR-Gig beschreiben? Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung. Denn die audiovisuelle Kakophonie, die die Berliner auf der Bühne abfackeln, sperrt sich mit Kräften dagegen. Vielleicht geht es so: Wolltest du schon immer mal von einem schwer tätowierten Männchen im Badeanzug beleidigt werden und darüber auch noch richtig glücklich sein? Wolltest du schon immer mal wissen, wie sich Unplugged-Keyboards anhören? Wolltest du ernsthaft einige grundlegende S/M und Lackleder-Praktiken anhand einer sehr hübschen Gitarristin gezeigt bekommen? Wenn du das alles mit "Ja" beantworten kannst und den KNORKATOR Gig vepasst hast, dann lass dir Folgendes gesagt sein: 'Du bist schuld'! Neben einigen Songs vom letzten Longplayer "Es Werde Nichts", die ziemlich gut ankamen (siehe 'Alf ist Schuld'), hauten die Berliner Komik-Chaoten jeden Menge Hits wie 'Böse', 'Alter Mann' und 'Kurz Und Klein' aus den Verstärkern. Die begeisterte Meute nahm es entsprechend gut auf, dicke Moshpits und Crowdsurfer im Sekundentakt inklusive. Selbst so eigenartige Stumpen-Aktionen wie die langsamste Wall of Death der Welt, oder auch Freistilspringen auf dicke Männerbäuche sorgten für massig Stimmung beim Publikum. Der bunte Blumenstrauß verrückter Einfälle ging wie immer viel zu schnell über die Bühne und ließ mich und einige hundert andere Metaller mit einem seeligen Grinsen zurück. Wer diese Band live nicht kennt, kennt sie überhaupt nicht.


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AMON AMARTH (Jo, Linda)
Das über fünfstündige Ausharren in der ersten Reihe hatte sich gelohnt. Der Mond war aufgegangen und das Festivalgelände platzte aus allen Nähten. Das absolute Festivalhighlight kündigte sich an. Die Gasflaschen für die Pyroshow wurden angeschlossen und die Securitys verdoppelt. Die Feuerwehr wurde platziert und die wohl aufwändigste Bühnendeko wurde aufgehängt. Inmitten dieser Kulisse bedankten sich die Veranstalter und ihr Team für ein wirklich gelungenes Festival und wünschten noch viel Spaß. Irgendwie ahnte ich schon, dass ich den gleich definitiv haben würde. Und da kamen die Wikinger auch schon auf die Bühne. Der Gig war klar stukturiert. Anfänglich wurden überwiegend aktuellere Songs vom neuen "Sutur Rising" Album gespielt. Passend dazu der Bühnenhintergrund mit dem roten Cover und dem namensgebenden Schicksalsberg. Später wurde sogar die Bühnendeko in das blaue "Twighlight Of The Thundergod" Cover geändert und ein Hammer nach dem anderen gespielt. Beginnend mit 'War Of The Gods' und 'Slaves Of Fear', später 'Guardians Of Asgard', 'Cry Of The Blackbirds', 'Pursuit Of Vikings' und natürlich auch 'Twighlight Of The Thundergod'. Johan growlte was das Zeug hält und forderte die Menge auf mitzusingen. Was zwar unnötig war, da sowieso die Stimmung am überkochen war. Lustig war's trotzdem, als er sagte: "If you don't know the lyrics, it doesn't matter, it's Death Metal!" Begeistert war ich von der Gelassenheit und Unkompliziertheit, mit der sie den Gig meisterten. Ohne die geringsten Starallüren growlte er, was das Zeug hält. Flammenlanzen, Feuerbälle, Explosionen, viel Rauch und Funkenregen heizten neben der Band ordentlich ein. Ich wette, dass so mancher Chiropraktiker am nächsten Tag viel zu tun hatte, denn es wurde gebangt bis der Nacken knackt. Nur die Securitys hatten nicht viel zu lachen, da sie Überstunden schieben mussten, da meistens mindestens 5 Crowdsurfer gleichzeitig im Fotograben ankamen. Einmal beobachtete ich sogar, wie ein gefühlter drei mal drei Meter großer Schrank von Security über die Brecher gezogen wurde und in der Menge verschwand. Kurz danach holten ihn seine Kollegen aber beherzt zurück. Da wollte aber bestimmt nur jemand kuscheln. Wie aber schon das gesamte Festival verlief auch dieser Gig ohne Verletzte. Das war mal ein wirklich gelungener Festivalabschluss für uns. Trinkhörner hoch, alter Schwede, war das megageil!

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Billing
Line Up (Stand Mai 2012):
Blind Guardian - Amon Amarth - Arch Enemy - Sepultura - Asp - Paradise Lost - Epica - Deathstars - Pain - Oomph - Knorkator - Morgoth - Emil Bulls - Tanzwut - Paul Di Anno - Before the Dawn - Deadlock - Coppelius - Moonsorrow - Betontod - Suidakra - The Ocean - Black Sun Aeon - Gernotshagen - Red Fang - The Other - TYR - Municipal Waste - Lacuna Coil - Engel - Djerv - Skyforger - XIV Dark Centuries - Drone - De Profundis - Malrun - Primordial - Hatebreed - Chthonic - Rage - Dezperadoz

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