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Interview mit Steffen und Seppi von My Sleeping Karma

Ein Interview von Krümel vom 17.04.2017 (23543 mal gelesen)
Anfang März veröffentlichten die Psychedelic Instrumental-Rocker MY SLEEPING KARMA das erste Live-Album. Mit diesem im Gepäck ging es mit COLOUR HAZE auf Tour. Das erste Konzert fand in der Kölner Live Music Hall statt, wohin Opa und ich uns begaben. Nachdem der Soundcheck doch etwas länger dauerte als geplant, trafen wir uns mit Steffen und Seppi im Backstagebereich der LMH. Währenddessen sah Bassist Matte, der ja gleichzeitig als Tourmanager fungierte, überall nach dem Rechten. Das eigentliche Interview lief dieses Mal irgendwie ganz anders ab. Denn im Grunde genommen entspann sich vom ersten Moment an eine lockere Unterhaltung über alle möglichen musikalischen Themen. Im Laufe des Gesprächs geben mir die beiden dann auch schon Antworten, bevor ich überhaupt meine Fragen loswerden konnte. Oder stellten umgekehrt selbst Fragen. Das machte das Ganze zu einer sehr kurzweiligen und netten Angelegenheit. Im Folgenden könnt ihr dann lesen, was der Drummer und der Gitarrist Interessantes zu erzählen hatten:

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Beim letzten Interview vor zwei Jahren hatte ich ja einiges zum Bandhintergrund gesammelt, daher wollte ich heute eher auf euer Live-Album und die aktuelle Tour eingehen. Heute ist ja der Tourstart und der erste Gig liegt noch vor euch ...

Steffen: Ja, deswegen sind wir auch noch total nervös!

Genau das wollte ich fragen. Es ist doch vermutlich anders, wenn man bereits ein paar Auftritte hinter sich hat, oder?

Seppi: Richtig!

Obwohl ihr ja eigentlich schon tourerfahren seid. Ist es denn jedes Mal neu für euch?

Seppi: Ja schon ... wobei wir ja bei dieser Tour auch zwei neue Lieder ins Programm genommen haben, die glaub ich noch nicht so richtig sitzen. Wir proben ja nie. Wir treffen uns eigentlich nur, um zu quatschen und machen dabei vielleicht noch bisschen Musik.

Steffen: Es ist ja so, dass Matte in Frankreich lebt. Wenn wir also proben wollen, müssen wir das länger im Voraus planen und er muss extra herkommen. Wenn er dann da ist, haben wir uns ja meistens schon länger nicht mehr gesehen.

Seppi: Genau - und dann werden erstmal Infos ausgetauscht.

Steffen: Eben; es werden viele Stories erzählt und Bier getrunken. Irgendwann schaut dann einer auf die Uhr und wir denken: "Oha, es ist schon spät - wir sollten endlich mal ein Lied spielen." Denn eigentlich gehen die Proben maximal bis halb elf oder elf.

Ihr sagtet eben, dass ihr zwei neue Songs auf die Setlist genommen habt. Das passt zu einer meiner Fragen: Spielt ihr jetzt auf der Tour genau die Stücke, die auch auf der aktuellen Live-Scheibe "Mela Ananda" drauf sind?

Steffen: Joaah, die sind schon ähnlich, aber wir dachten halt, wir könnten mal wieder was anderes präsentieren.

Seppi: Man stellt ja eigentlich ein Live-Set so auf, wie es erfahrungsgemäß gut funktioniert. Da haben sich bestimmte Lieder und Reihenfolgen bewährt.

Steffen: Eben! Wenn man Sachen häufiger so gespielt hat, muss man auch weniger nachdenken. Es läuft einfach flüssiger.

Mir ist aufgefallen, dass auf "Mela Ananda" von jedem bisherigen Album mindestens zwei Tracks vertreten sind, nur von "Satya" findet sich keins. Warum? War das Absicht oder hat es sich einfach so ergeben?

Steffen: Dafür gibt es eine ganz einfache Erklärung. Wir hatten letzten Endes nur an vier Tagen der Tour aufgenommen. Während dieser Zeit hatten wir nur ein Mal 'Ahimsa' gespielt. Und diese Version war leider nicht so toll. Wir hatten von allen Songs einen Rough-Mix gemacht und diesen später angehört. Dabei sagte dann Norman (Keyboards/Sounds): "Nö, das war nicht gut; das können wir nicht nehmen."

Seppi: Man macht ja so ein Live-Album nicht aus einem Auftritt; also die wenigsten Bands tun das. Danach überlegen und reden wir erst mal eine ganze Zeit lang, wer welche Bands und Künstler kennt, die doch eine einzige Show auf Platte gebracht haben ... MOTÖRHEAD, PEARL JAM ...

Das ist ja eure allererste Live-Scheibe. Was war denn der Anlass dafür? Das 10-jährige Bandjubiläum oder war die Zeit einfach reif?

Seppi: Och, da hat vieles zu beigetragen.

Steffen: Also unser Standard-Mischer René war zu der Zeit gerade in Indien auf Urlaub, deshalb hatten wir als Ersatz Marco Naumann dabei. Er macht öfter Live-Aufnahmen (hat auch schon COLOUR HAZE aufgenommen) und nahm sein Equipment mit und hatte an paar Tagen einfach Zeit, um mitzuschneiden. Die hat man ja nicht immer, weil auch alles verkabelt werden muss, etc. Irgendwann schickte uns Marco das Material, wir hörten es uns an und steckten die Köpfe zusammen, ob wir wirklich ein Live-Album machen wollen. Zunächst mischten wir alles grob ab, jeder bekam eine Version zum Anhören und Entscheiden, ob wir's tun oder nicht. Irgendwann im Juli sagten wir uns dann, dass alles richtig gut sei und wir entschieden uns dafür. Es war einerseits schon der Anlass 10 Jahre MY SLEEPING KARMA live; andererseits haben wir aber bereits länger keine neue Scheibe rausgebracht. Deshalb war's zugegebenermaßen auch ein kleiner Lückenfüller ...

Also gibt es schon Pläne für ein neues Album???

Seppi: Plääääne sind da ... alles lacht

Sind die denn schon teilweise in die Tat umgesetzt oder bisher nur graue Theorie?

Seppi: Also dazu müsste man sich zusammensetzen bzw. häufiger treffen, was in unserer momentanen Situation aber echt schwierig ist. Es war in letzter Zeit einfach auch familiär nicht möglich, doch es wird wieder passieren - wir werden fest darauf hinarbeiten.

Ihr seid ja auch eine der wenigen Bands, die mit einer Live-Scheibe auf Tour gehen.

Seppi: Stimmt! Cool ...

Na ja, der Titel "Mela Ananda", was ja soviel wie "fröhliche Feier" bedeutet passt dazu doch richtig gut. Während eurer Konzerte feiert man ja wirklich gemeinschaftlich eure Musik ab.

Seppi: Echt, hast du den Eindruck, dass die Aufnahmen des Albums das so widerspiegeln?

Ja, schon. Zwar hört man das Publikum selbst nicht so laut raus, aber man merkt doch, dass die Leute so richtig gepusht sind und sich immer weiter reinsteigern.

Seppi: Das freut uns, dass das so rüberkommt.

Ihr seid mit einem Nightliner unterwegs. Fahrt ihr darin zusammen mit COLOUR HAZE?

Steffen: Ja, wir waren früher schon mal mit den Jungs unterwegs und das war so eine tolle Tour; total entspannt.

Seppi: Genau, das war so super. Jedes Mal, wenn wir uns danach begegnet sind, haben wir gesagt: "Komm, lasst uns mal wieder zusammen touren." Jetzt hat es endlich wieder geklappt. imgleft

Ihr vier MY SLEEPING KARMAs kennt euch ja schon ewig lange und wart oft gemeinsam unterwegs. Kracht es da denn auch ab und zu mal zwischen euch?

Steffen: Hm, krachen würde ich nicht sagen. Dass mal einer bisschen schlechter gelaunt ist, ist ja normal.

Seppi: In so einem Moment fällt dann mal ein Spruch, man denkt ein paar Minuten drüber nach - und in einer Viertelstunde ist alles schon wieder vergessen. So richtig verkracht haben wir uns noch nie. Das würde ja auch gar nicht funktionieren. Wenn wir sauer aufeinander wären, könnten wir nicht gemeinsam Musik machen.

Steffen: Nein, wie sollte man das denn auch machen? Dann kann man doch nicht weiter auf Tour gehen ...

Na ja, es gibt einige Bands, die das einfach durchziehen - sich aber sonst im Leben nicht sehen.

Seppi: Aber das ist doch kein Leben! Das ist doch nicht schön! Also entweder spricht man sich aus, oder man lässt das Ganze. Es soll ja auch immer noch Freude machen.

Steffen: Genau das haben wir ja auch auf dem Video B4M-Anmerkung: Die Special-Edition der CD hat eine Bonus-DVD versucht zu zeigen, dass es um den Spaß an der Sache geht.

Neben deutschen Clubs besucht ihr auch diverse europäische Städte. Gibt es Unterschiede im Publikum, also zwischen den verschiedenen Nationalitäten?

Seppi: Ja, das merkt man schon ... das ist doch glaub ich normal.

Und welche Unterschiede bemerkt ihr? Sind manche Menschen zurückhaltender oder euphorischer?

Steffen: Welche genau, ist schwer zu sagen.

Seppi: Na ja, das ist ja innerhalb von Deutschland schon oft ein Unterschied.

Steffen: Genau, da haben wir z. B. Städte wie unsere Heimatstadt Aschaffenburg, wo die Leute sehr zurückhaltend sind. Tosenden Applaus kannst Du da vergessen.

Seppi: Jepp. Während die Pariser hingegen total euphorisch sind. Die sind echt froh, wenn da was Schönes an Konzerten ist. Wenn wir es sein dürfen, umso besser alles lacht ... die sind halt dankbar für alles und nehmen alles positiv auf. Das merkt man schon an den Reaktionen; die Menschen wollen Spaß haben.

Steffen: Aber noch zurückhaltender als Deutsche sind die Belgier. Die genießen zwar sehr die Musik, zeigen es aber nicht so. Hinterher macht man sich da manchmal Gedanken, ob der Auftritt nicht so gut war, weil kaum jemand jubelt. Aber fragt man die Leute im Anschluss, sagen die schon, es war spitze.

Seppi: Man zweifelt zwar nicht, aber fragt sich trotzdem, ob's an uns lag ... das ist zwar nicht immer so, aber manchmal liegt's schon an uns. alles lacht

Ihr startet ja gleich und danach treten COLOUR HAZE auf. Tauscht ihr während dieser Tour auch mal die Plätze?

Seppi: Ja, das werden wir wohl machen. Ein Mal definitiv, aber vermutlich lassen wir die Reihenfolge so. Wobei wir ja einen vollen Set spielen; ist ja eine Double Headliner-Tour.

Steffen: Also ich find es sogar schöner am Anfang zu spielen, denn dann kann man nach dem Gig noch ein Bier trinken. Denn als Headliner bist du nach dem Set abgeschafft, willst Party machen und dann wirst du aus der Halle gekehrt.

Also werdet ihr später noch alle zusammen ein bisschen feiern?

Seppi: Hm, eher nicht. Denn es sind alle nicht so die Feier-Meier. Wir sind alt und gediegen ... wir werden einfach an den Tischen sitzen und Zitate von uns geben; das Phrasen-Schwein wird gefüttert.

Gibt es denn auf Tour eigentlich Rituale? Oder Dinge, die im Bus überhaupt nicht gehen?

Steffen: Das muss sich noch ergeben, es ist ja erst der erste Abend. Rituale gibt's keine, aber wir haben jetzt das besagte Phrasen-Schwein dabei. Jedes Mal, wenn Jemand einen blöden Spruch macht, muss er Geld reinwerfen.

Ja, und was macht ihr dann mit dem Geld?

Steffen: Also eigentlich wollten wir damit gemeinsam Essen gehen.

Also quasi doch ein Abschluss-Ritual!?

Seppi: Ach ja, genau!

Das war das Schlusswort, denn zwanzig Minuten später mussten MY SLEEPING KARMA schon auf die Bühne.

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